Hintergrundinformation zur Dürre in Ostafrika
Im Jahr 2011 waren in Ostafrika mehr als 10 Millionen Menschen von Hunger bedroht. Mehr als zwei Millionen Kinder in der Region waren unterernährt, 500.000 davon „in lebensgefährlichem Zustand“. Besonders prekär stellte sich die Lage in Somalia, Kenia, Dschibuti und Äthiopien dar. Die Vereinten Nationen sprachen von einer „der schrecklichsten Dürren seit 60 Jahren“ in Ostafrika. Die Hungerkrise wurde wesentlich dadurch ausgelöst, dass zwei saisonal aufeinander folgende Regenzeiten nahezu ausblieben, was massive Ernteausfälle zur Folge hatte.
Nicht anders sah es in der Viehzucht aus; durch die Dürre starben Tausende Rinder und Ziegen. Damit sank gleichzeitig die Produktion von Milch, einem wesentlichen Nahrungsmittel vor allem für Kinder. Durch die ausbleibenden Ernten stiegen die Getreidepreise drastisch, was unter anderem den Zugang zu Nahrungsmitteln erschwerte, insbesondere für arme Bevölkerungsteile. In den Gebieten, die am schwersten von der Jahrhundertdürre betroffen waren, leben auch die ärmsten Menschen der Region.
Hilfe durch die Mitgliedsorganisationen von Aktion Deutschland Hilft
Aktion Deutschland Hilft startete Anfang Juli 2011 einen Spendenaufruf für die Betroffenen der Dürrekatastrophe in Ostafrika, bei dem mehr als 18 Millionen Euro an Spenden eingingen. Mit diesen Mitteln leisten 17 Mitgliedsorganisationen Nothilfe und versorgen die Menschen in der Region unter anderem mit Trinkwasser, Nahrungsmitteln und medizinischer Hilfe. Mit den eingegangenen Spenden wurden bis zum Zeitpunkt der Evaluierung insgesamt 29 Hilfsmaßnahmen in Äthiopien, Somalia und Kenia finanziell unterstützt.
Evaluierung
Der Schwerpunkt der Evaluierung lag auf dem Bereich der Nahrungsmittelhilfe, also der Verteilung von Nahrungsmitteln, und der hochkalorischen Nahrungsmittelhilfe für unter- und mangelernährte Kinder und deren Mütter. Weiter wurden Kleinbauern mit Saatgut, Bewässerungsmöglichkeiten und landwirtschaftlicher Beratung unterstützt. Um eine bessere Vergleichbarkeit der Projekte zu gewährleisten, fokussierte sich die Evaluierung auf sechs Nahrungsmittelhilfeprojekte in Kenia, die von verschiedenen Mitgliedsorganisationen durchgeführt wurden.
Bei der Bewertung waren vor allem folgende drei Aspekte bzw. Fragestellungen von Interesse:
1. Effizienz: Inwieweit wurde für die Situation das „Richtige“ getan und dabei alle verfügbaren Mittel wirtschaftlich genutzt?
2. Effektivität: Inwieweit wurden die geplanten Ziele der Projekte erreicht?
3. Anschlussgrad/Nachhaltigkeit (connectedness): In wie weit waren die geplanten Projekte auf Nachhaltigkeit angelegt? Obwohl Einsätze der humanitären Hilfe in der Regel als kurzfristige Maßnahmen mit einer Dauer von wenigen Monaten geplant sind, ist es wichtig, frühestmöglich Maßnahmen einzuplanen, die Übergänge zu längerfristiger und nachhaltiger Entwicklung beinhalten.
Die Beantwortung dieser Fragen ist für Aktion Deutschland Hilft und die Mitgliedsorganisationen insofern wichtig, als dass die gemachten Erfahrungen und die gewonnenen Erkenntnisse dabei helfen können, die zukünftige Arbeit noch zielgerichteter und effektiver durchzuführen. Nach einer öffentlichen Ausschreibung wurde ein in der Not- und Entwicklungshilfe erfahrenes und unabhängiges Gutachterteam bestehend aus einem kenianischen und einem deutschen Experten beauftragt, die Evaluierung Ende Oktober 2012 in Kenia durchzuführen.
Die angespannte Sicherheitslage in weiten Teilen Kenias, die immer wieder dazu führt, dass manche Regionen nicht bereist werden können, führte dazu, dass nur drei der sechs zunächst vorgesehenen Projekte direkt vor Ort besucht werden konnten. Durch Gespräche mit lokalen Behörden, den Projektteams der Mitgliedsorganisationen, unter anderem in Büros in Nairobi und – soweit es die Sicherheitssituation ermöglichte – mit der von der Dürre betroffenen Bevölkerung in Dörfern und Gemeinden, konnten die Gutachter trotzdem eine Auswertung aller sechs Projekte vornehmen.
Schlussfolgerungen der Gutachter
Effizienz
Die aus den Bündnisspenden finanzierten Vorhaben starteten schnell und zeitnah nach dem Spendenaufruf. Soweit nachprüfbar, war die Arbeit aller evaluierten Mitgliedsorganisationen effizient, was Beschaffung, Lagerhaltung, Verteilung und Transport von Hilfsgütern betraf. Auch die gute Qualität verteilter Güter (Nahrungsmittel wie auch andere Hilfsgüter, wie zum Beispiel Wasserkanister und Eimer) wurde durch die Gutachter hervorgehoben. Die sechs Projekte waren in verschiedenen dürrebetroffenen Regionen Kenias angesiedelt, sodass es zu keinen Überschneidungen oder Dopplungen von Hilfsmaßnahmen in derselben Gegend kam. Zur Effizienz trug auch eine konstruktive Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen sowie lokalen und internationalen Hilfsorganisationen und Koordinationsstrukturen vor Ort bei.
Effektivität
Alle Mitgliedsorganisationen erreichten die definierten Projektziele. Auch berichtete niemand von unvorhergesehenen Ereignissen während der Projektdurchführung. Alle Befragten bezeichneten die Qualität der Projektdurchführung als gut und die betreffenden Projekte als die jeweils bestmöglichen und als an die Situation vor Ort sehr gut angepasst. Um die Projektziele, wie zum Beispiel die Verteilung von Nahrungsmitteln an Bedürftige, zu erreichen, wurden von den Organisationen einfache Kontrollen während und nach der Nahrungsmittelverteilung durchgeführt.
Anschlussgrad / Nachhaltigkeit (Connectedness)
In der humanitären Hilfe zielen Projektkonzepte meist auf zeitlich begrenzte Nothilfemaßnahmen und enthalten daher in der Regel keine längerfristigen Komponenten. Um dem Aspekt der Nachhaltigkeit Bedeutung zu verleihen, wurden bereits während der Durchführung der Projekte in der Nahrungsmittelhilfe andere Geldgeber für weiterführende Aktivitäten kontaktiert, um besonders erfolgreiche Maßnahmen auch nach der ersten Nothilfephase weiterhin umsetzen zu können.
Empfehlungen der Gutachter
Effizienz
Auch in Zukunft sollten, wo immer möglich, Regierungsstellen auf allen Ebenen in Planung und Durchführung von Hilfsprojekten einbezogen werden. Des Weiteren sollten zusätzlich detailliertere Kriterien zu Bedürftigkeit und Anspruch auf Hilfe aufgestellt und angewandt werden, um in Zukunft die betroffene Bevölkerung noch schneller und zielgerichteter zu erreichen. Die Beschaffung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern sollte, wo immer es möglich ist, lokal oder regional organisiert werden, um eine Schwächung der einheimischen Wirtschaft durch importierte Waren zu vermeiden. Dies geschah teilweise bei den untersuchten Projekten. Auch sollte unbedingt auf eine mehrmalige und kontinuierliche Verteilung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für die betroffenen Haushalte geachtet werden.
Effektivität
Für die Förderung von Hilfsprojekten verfassen alle Mitgliedsorganisationen Projektdokumente. Diese dienen der Nachvollziehbarkeit der Mittel, der Zweckbestimmung, der Transparenz sowie der Koordination zwischen den Mitgliedsorganisationen. Die Evaluation hat gezeigt, dass die Projektdokumente weiter ausdifferenziert werden könnten. Weiterhin sollten verstärkt zusätzliche Kontroll- und Steuerungsinstrumente in der Projektarbeit genutzt werden.
Anschlussgrad/ Nachhaltigkeit (Connectedness)
Um die Arbeit der Mitgliedsorganisationen noch besser zu unterstützen, wäre es sinnvoll, einen Leitfaden/ Orientierungsrahmen zu erstellen, in dem Maßnahmen niedergelegt sind, welche eine nachhaltige Projektentwicklung verstärken könnten. Längerfristige Projektkomponenten sollten, wo immer möglich, integraler Bestandteil geplanter Projekte sein.
+++ Spendenaufruf +++
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