Hintergrundinformation zur Flutkatastrophe in Pakistan
Von Juli bis September 2010 führten außergewöhnlich starke Regenfälle in Pakistan dazu, dass das gesamte Land von bisher nie dagewesenen Überschwemmungen heimgesucht wurde. Ganze Dörfer wurden fortgeschwemmt, Städte überflutet, Häuser zerstört, und Tausende Hektar Ackerland verwüstet. Durch den Regen ausgelöste Erdrutsche und Bodenerosionen verschlimmerten die Lage noch zusätzlich. Mehr als 20 Millionen Menschen waren von Regen und weitflächigen Überschwemmungen betroffen, mehr als Tausend von ihnen verloren dabei ihr Leben.
Hilfe durch ADH
Aktion Deutschland Hilft reagierte frühzeitig und startete Anfang August 2010 seinen Spendenaufruf zur Flutkatastrophe in Pakistan. In den darauffolgenden Wochen konnten durch eine gezielte Medienkampagne mehr als 18 Millionen Euro an Spenden eingeworben werden, die von ADH-Mitgliedsorganisationen für Nothilfe- oder Wiederaufbaumaßnahmen verwendet wurden. Seit August 2010 konnten von ADH insgesamt 42 Projektmaßnahmen in Pakistan durchgeführt werden.
Evaluierung
Bei der Bewertung waren vor allem folgende zwei Aspekte von Interesse:
- Inwieweit wurden die geplanten Ziele bei den Projekten in Pakistan auch erreicht?
- Welche Auswirkungen hatten die Projekte für die Bevölkerung? Konnten die von ADH geförderten Projekte die Situation in der Bevölkerung maßgeblich verbessern?
Schwerpunkt der Evaluierung lag im Bereich der Wasser-, Sanitär- und Hygienemaßnahmen, etwa der Bereitstellung von sauberem Trinkwasser, dem Bau von Latrinen und Brunnen sowie der Verteilung von Seifen und Wassereimern. Maßnahmen, die gerade bei und nach Flutkatastrophen essentiell sind, um Leben zu retten. Die Beantwortung dieser Fragen ist für das Aktionsbüro von ADH und seine Mitgliedsorganisationen wichtig, um mit den gemachten Erfahrungen die Arbeit noch zielgerichteter durchführen zu können. Außerdem dienen solche Bewertungen zur Rechenschaftslegung über die verwendeten Mittel gegenüber Spendern.
Nach einer öffentlichen Ausschreibung wurde ein in der Entwicklungshilfe erfahrenes und unabhängiges Gutachterteam beauftragt, die Evaluierung im Oktober 2011 durchzuführen. ADH war es dabei wichtig, einen Gutachter aus Pakistan im Team zu haben. Trotz der extrem angespannten Sicherheitslage in Pakistan war es den Gutachtern möglich, alle sechs von verschiedenen Mitgliedsorganisationen durchgeführte Projekte zu besuchen. Durch Gespräche mit der betroffenen Bevölkerung, lokalen Behörden, aber auch den Projektteams der Mitgliedsorganisationen vor Ort konnte das Gutachterteam eine Auswertung der Projekte vornehmen.
Ergebnisse
Zentrales Ergebnis war, dass sich durch die Projekte die Gesamtsituation in den meisten Gebieten, wo Mitgliedsorganisationen tätig waren, nachhaltig verbessert hat.
Dies zeigte sich vor allem:
- In der zielgerichteten Wiederherstellung und dem Wiederaufbau der wichtigsten Infrastruktur, vor allem in Straßen, Bewässerungskanälen und in der Wiedernutzbarmachung von Ackerflächen
- In den installierten Brunnen und Wasserversorgungssystemen, die von der Bevölkerung sehr gut angenommen wurden
Weitere Ergebnisse waren:
- Dorfbewohner, die im Zuge der Projektbesuche befragt wurden, reagierten sehr positiv und schätzten die Arbeit der Mitgliedsorganisationen von ADH. Besonders hervorgehoben wurde, dass Mitgliedsorganisationen, die während der Katastrophe in Lagern und provisorischen Unterkünften Hilfe geleistet hatten, diese auch bei Rückkehr der Betroffenen in die Dörfer fortsetzten, etwa durch Unterstützung bei der Wiederherstellung der Wasserversorgung.
- Während der Überschwemmungen waren besonders Frauen und Kinder schutzbedürftige Hilfsempfängerinnen und -empfänger. Alle Mitgliedsorganisationen und Projekte haben darauf reagiert; etwa durch Bereitstellung getrennter Räumlichkeiten für Männer und Frauen in den Lagern und provisorischen Unterkünften sowie die Einrichtung von kinderfreundlichen Räumen in der Zusammenarbeit mit Lehrern und Schulen.
- Alle Organisationen beteiligten die Dorfgemeinschaften und bezogen sie bei der Entscheidungsfindung und Umsetzung der Projekte ein.
- So weit wie möglich, wurden Arbeitskräfte vor Ort in den Dörfern eingebunden, was die einheimische Wirtschaft förderte und den Wiederaufbau beschleunigte.
Zusammenfassung
Das Gutachterteam stellte fest, dass alle Maßnahmen und Arbeiten durch ADH-Mitgliedsorganisationen für die lokale Bevölkerung wichtig und relevant waren. Die Mitgliedsorganisationen konzentrierten ihre Energie auf die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und Gebrauchsgegenständen wie beispielsweise Decken, Hygieneartikel und Küchenutensilien und die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen. Die weitgehende Vermeidung von übertragbaren Krankheiten wie Durchfallerkrankungen, die durch verunreinigtes Wasser entstehen, ist sicherlich ein Verdienst dieses Engagements. An den meisten Standorten wurde die Wasserversorgung wesentlich besser wiederhergestellt als sie vor den Überschwemmungen war.
Das Gutachterteam gab aber auch zu bedenken, dass trotz einer relativ guten Weizen- und Baumwollernte diese schnell wieder aufgezehrt sein wird. Abhängigkeiten werden sich verstärken wenn nicht weitere, längerfristig angelegte Unterstützung zum sozialen und wirtschaftlichen Wiederaufbau mobilisiert werden kann. Einige Mitgliedsorganisationen haben schon entsprechende Projekte eingeleitet
Was lernt ADH aus dieser Evaluierung? – Was sollte ADH konkret umsetzen?
Folgende Empfehlungen wurden von den Gutachtern ausgesprochen, die von ADH derzeit schrittweise umgesetzt werden.
- Die Veränderung von Einstellungen und Verhalten in der Bevölkerung braucht in der Regel mehr Zeit als während Nothilfe- und Wiederaufbauprojekten zur Verfügung steht. Deshalb sind klare Zielsetzungen für diese Maßnahmen schon in der Projektplanung hilfreich. ADH könnte eine Austauschplattform über bestehende Konzepte in den einzelnen Mitgliedsorganisationen darstellen.
- Die Frage der Nachhaltigkeit von Nothilfeprojekten ist bei jeder Katastrophe zentral und sollte immer schon zu einem frühen Zeitpunkt der Hilfestellung beachtet werden. Zur Frage von möglichen Ausstiegsstrategien bei Projekten in Nothilfesituationen könnte ADH Hilfestellung geben, zum Beispiel in Form einer Fortbildung.
- Die Frage der Katastrophenprävention ist ein wichtiges Thema innerhalb der Nothilfe. Was kann vor Eintreten der Katastrophe unternommen werden, um diese eventuell ganz zu verhindern bzw. zumindest deren Ausmaße zu mindern. ADH könnte hierbei den Mitgliedsorganisationen ein Forum für koordinierte Aktionen im Bereich der Katastrophenvorsorge in der Humanitären Hilfe bieten.
+++ Spendenaufruf +++
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