Leo Frey begleitet die Zusammenarbeit der Bündnisorganisationen im Aktionsbüro von Aktion Deutschland Hilft.
Im Interview spricht er darüber, welche weitgreifenden Auswirkungen der Ukrainekonflikt auf die internationalen Hilfseinsätze hat, welche Herausforderungen in den kommenden Jahren auf die Zusammenarbeit zukommen und wie Betroffene unterstützt werden können.
Aktion Deutschland Hilft: Was sind die häufigsten Gründe für Menschen aus ihrem Heimatort zu fliehen?
Leo Frey: Erzwungene Flucht aufgrund von Krisen und Konflikten ist eine der häufigsten Ursachen für Menschen ihre Heimatorte zu verlassen. Nach aktuellen Schätzungen sind 82 Mio. Menschen weltweit gegen ihren Willen auf der Flucht.
Welche Auswirkungen hat der Krieg in der Ukraine auf die weltweit bereits bestehenden Krisen- und Fluchtsituationen?
Die Auswirkungen sind massiv. Steigende Preise für Getreide verschärfen die Ernährungslage in vielen Ländern, wie z.B. im Libanon oder Somalia. Gleichzeitig gibt es durch den Fokus auf die Krise in Europa – aber auch durch erhöhte Rüstungsausgaben – weniger Ressourcen für humanitäre Arbeit in anderen Krisenregionen der Welt.
Mit Blick auf die letzten Jahre scheint es, dass sich die weltweiten Krisensituationen weiter zuspitzen. Welche Krisen besorgen Sie dabei besonders?
Es gibt sehr viele Blickwinkel auf die Frage, was eine Katastrophe schwerwiegend macht. Auch in Krisen ohne globale Auswirkungen können z.B. Minderheiten ungeheures Leid erfahren. Ich persönlich halte die Situationen in Äthiopien und dem Horn von Afrika, Jemen, Südsudan und Afghanistan für äußerst besorgniserregend.
Wie genau verläuft die Zusammenarbeit zwischen den Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft in akuten Krisensituationen, und wie wichtig ist diese?
Die Zusammenarbeit im Bündnis basiert auf einem vertrauensvollen Austausch. Dadurch können Organisationen leichter die Lücken füllen, die andere Organisationen nicht bedienen können. Andererseits lernen wir schneller in neuen Krisensituationen, was funktioniert und was nicht. Das ist entscheidend, um Schaden von der betroffenen Bevölkerung abzuwenden und schneller und umfassender handeln zu können.
Was sind die Herausforderungen und auch Ziele von Aktion Deutschland Hilft für die nächsten Monate und auch Jahre?
Eines unserer wichtigsten Ziele ist die Stärkung lokaler humanitärer Akteur:innen. Das sind die Menschen und Organisationen, die vor Ort in den Krisengebieten angesiedelt sind. Egal, ob auf Haiti, in DR Kongo oder im Ahrtal, die Menschen vor Ort kennen die Situation am besten.
Ihrer Erfahrung nach, was unterstützt Menschen auf und nach der Flucht, am meisten?
Natürlich gibt es einige Grundbedürfnisse, die wir alle teilen. Wir alle benötigen eine sichere Unterkunft, sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung, sowie medizinische Versorgung und Nahrung.
Danach muss aber die Würde der geflohenen Menschen in jeder Form geschützt werden. Hilfsbereitschaft in den aufnehmenden Ländern ist großartig, sie darf aber nicht dort enden, wo geflüchtete Menschen nicht allen Erwartungen entsprechen.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die Nothilfe weltweit
Stichwort: Nothilfe weltweit
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
Jetzt online spenden!