von Aktion Deutschland Hilft/HelpAge
Etwa 80 Prozent all unserer Sinneseindrücke nehmen wir über die Augen wahr. Pro Sekunde können sie bis zu zehn Millionen Informationen aus der Umwelt aufnehmen und an unser Gehirn weiterleiten. Lässt das Sehvermögen nach, ist schnelle Abhilfe gefragt – so kennen wir das zumindest: Ein Termin beim Augenarzt, die passende Brille vom Optiker und fertig. Doch nicht überall ist das so einfach.
In Äthiopien sind Sehhilfen Luxusware
Als Nigist Atnafu aus Addis Abeba in Äthiopien ihre erste Brille bekam, war sie 61 Jahre alt. Wann ihr Sehvermögen anfing nachzulassen, daran erinnert sie sich nicht mehr.
Lange Zeit verdiente sie den Lebensunterhalt für sich und ihre zwei Kinder beim Straßenbau, bis ihre Augen sie so weit im Stich ließen, dass es einfach nicht mehr ging. Im Krankenhaus verschrieben ihr die Ärzte eine Brille, doch leisten konnte sich Nigist diese nicht. Sie war gezwungen, die Arbeit ganz aufzugeben. Ein Einzelfall? – bei Weitem nicht.
Mangelnde Vorsorge und kaum Behandlung chronischer Krankheiten
In Äthiopien ergeht es vielen älteren Menschen so, weil sie medizinisch nicht bedarfsgerecht oder nur eingeschränkt behandelt werden. Seit Jahren hat sich das Gesundheitssystem zunehmend auf die Behandlung von Infektionskrankheiten wie Malaria oder Tuberkulose fokussiert. Präventionsmaßnahmen und Therapien von chronischen Krankheiten kommen dabei zu kurz.
Für eine umfassende medizinische Versorgung fehlen einfach die nötigen Mittel. Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder auch Sehbehinderungen werden zu großen Problemen, und darunter leiden besonders die Älteren.
Dass sich das ändern muss, ist klar, denn der demographische Wandel macht auch vor Äthiopien nicht Halt: Bis zum Jahr 2050 wird sich die Zahl der Älteren verdoppeln, so Schätzungen. Jeder zehnte Mensch in Äthiopien wird dann über 60 Jahre alt sein. Das Gesundheitssystem ist darauf noch nicht vorbereitet. Die Bündnisorganisation HelpAge will heute schon etwas dagegen tun.
Angepasste Hilfe für ältere Menschen mit Behinderung
Gemeinsam mit dem lokalen Partner Tesfa Social and Development Association (TSDA) verbessert HelpAge den Zugang zu medizinischer Versorgung, insbesondere für Ältere.
So werden beispielsweise Gesundheitseinrichtungen alters- und behindertengerecht gestaltet, Gesundheitspersonal für die besonderen Bedarfe älterer Menschen geschult und Altengruppen gegründet, in denen sich ältere Menschen organisieren, austauschen und aussprechen können. Diese Hilfe schafft bedarfs- und zielorientierte Unterstützung in einem Land, in dem chronische Krankheiten für 42 Prozent aller Todesfälle verantwortlich sind.
Care Day schafft Hoffnung für Senioren
Im letzten Jahr organisierte HelpAge und TSDA sogar einen sogenannten Care Day, an dem sich Ältere in Äthiopien kostenlos von Ärzten untersuchen lassen konnten. Auch Nigist ließ an diesem Tag ihre Sehfähigkeit erneut überprüfen. Die Ärzte gaben ihr eine Brille und nötige Medikamente. Heute sieht sie und fühlt sich besser als je zuvor.
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