von arche noVa
"Als die Flut kam, das war schrecklich", sagt Nisar Pitafi, der mit seiner Familie im Dorf Ali Nawaz Pitafi in der Provinz Sindh lebt. "Alles versank in den Wassermassen."
Die Sindh-Region im Südosten Pakistans zählt zu den ärmsten des Landes. Die Menschen sind Kleinbauern, die Landschaft ist karg, Regenfälle sind selten. Immer häufiger wird die Gegend von Überschwemmungen und Dürren heimgesucht. Im Jahr 2011 hat Nisar die letzte und bisher schlimmste Flut erlebt. Das Wasser schnitt sein Dorf vom Rest des Landes ab, die Menschen harrten auf den etwas höher gelegenen Zufahrtsstraßen zu ihren Siedlungen aus, bis Humanitäre Hilfe kam. Erst drei Monate später zog sich das Wasser langsam zurück.
Die Hilfsorganisationen setzen auf Katastrophenvorsorge
Neben Nothilfe und Wiederaufbau setzte arche noVa - gemeinsam mit action medeor - auf Katastrophenvorsorge. "Als Gemeinde konnten wir damals während der Überschwemmung überhaupt nichts tun. Wir waren auf so ein Ereignis nicht vorbereitet", sagt Nisar.
In den vergangenen drei Jahren wurden mit der Unterstützung von arche noVa für 25 Gemeinden überflutungssichere Evakuierungspunkte gebaut. Das Gelände eines Evakuierungspunktes wird 30 Zentimeter über dem Flutpegel von 2011 aufgeschüttet, darauf befinden sich ein Gebäude mit Latrinen und Duschräumen sowie ein Waschplatz mit einer Handpumpe.
Zuflucht, Toiletten und Medikamente
Das Gebäude dient während einer Überschwemmung als Krankenstation, als Unterkunft und Lager für Nothilfegüter und ist mit einer kleinen Solaranlage zur Stromerzeugung und zum Laden von Handys ausgerüstet. Im Haus befindet sich auch ein Lagerraum für Erste-Hilfe-Sets und Material zur Rettung und Bergung. Die Evakuierungspunkte werden in der flutfreien Zeit als Gemeindezentren und in einigen Dörfern sogar als Schulgebäude genutzt.
Zusätzlich aufgeschüttete Dämme und erhöhte Wege zum Dorf ermöglichen im Ernstfall einen sicheren Zugang für Bewohner, Vieh und Helfer und bieten der weiteren Infrastruktur im Dorf Schutz. Auch die geschaffenen Wasser- und Sanitäranlagen sind überflutungssicher gebaut.
"Ebenso wichtig wie eine flutsichere Infrastruktur ist die Vorbereitung der Menschen auf ein solches Ereignis", sagt Andrea Bindel, Programmmanagerin Pakistan für arche noVa. "Dafür wurden in den Gemeinden sogenannte Komitees, zu denen jeweils auch ein Rettungs-und Bergungsteam sowie ein Erste-Hilfe- Team gehören, gegründet und ausgebildet." Die Mitglieder haben eine Risikoanalyse für ihre Dörfer erstellt, Katastrophenmanagementpläne erarbeitet und ein gemeinsames Frühwarnsystem für die Gemeinden entwickelt. Ihr Wissen geben sie an die anderen im Dorf weiter.
Der Ernstfall wird geprobt
In Katastrophenschutzübungen proben die Einsatzkräfte mit den Bewohnern den Ernstfall. Das gesamte Dorf wird mitsamt des wertvollen Viehs zu den Evakuierungspunkten und anderen sicheren Plätzen geleitet. Die Teams retten Menschen und müssen die Notversorgung von außen organisieren.
Nisar ist seit 2013 Vorsitzender einer lokalen Unterstützungseinheit, in der 208 Gemeinden organisiert sind. Hier kann er seine neuen Kenntnisse und Erfahrungen zum Wohle aller einbringen.
Für Bindel ist eine weitere Komponente wichtig: die Ernährungssicherung. Im Projektgebiet ist über ein Viertel der Bevölkerung akut mangelernährt. Um das zu verbessern und damit die Bevölkerung so widerstandsfähig wie möglich zu machen, werden auf die klimatischen Verhältnisse angepasste Küchengärten angelegt, Saatgut und die notwendigen Gartengeräte verteilt. Über Schulungen erhalten die Bewohner Wissen zu Anbau und Pflege, Lagerung und schonender Verarbeitung der Pflanzen.
Nisar ist sich sicher: "Wir haben viele Anstrengungen unternommen und Vorbereitungen getroffen – ich glaube, wir sind nun gut organisiert und in einer viel besseren Position, um die nächste Krise zu meistern."
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet um Spenden für die Katastrophenvorsorge:
Stichwort: Katastrophenvorsorge
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