von AWO International
Sie leben mit Wasser und vom Wasser – und in Angst vor ihm. Immer mehr Menschen auf den Philippinen verlieren ihr Zuhause wegen regnerischen Tropenstürmen mit darauf folgenden Überschwemmungen. Teils ist das eine Folge des Klimawandels. Die Betroffenen müssen versuchen, ihr Hab und Gut vor dem steigenden Wasserstand zu schützen.
Philippinen: Wenn ganze Dörfer unter Wasser stehen
Besonders hart trifft es die ländliche Bevölkerung. Etwa die Menschen in der Gemeinde Masantol in den Dörfern Sapang Kawayan und Nigui. Beide liegen nahe der Manilabucht westlich der Stadt Malolos. Regelmäßig wird die Gemeinschaft von wochenlangen Überschwemmungen und starkem Regen heimgesucht. Der Wasserstand steigt immer weiter an und geht kaum mehr zurück.
Die meisten Fischerfamilien dort sind arm und besitzen kein Land. Ihre Häuser haben sie in der Nähe des Wassers oder, mit Bambusstelzen versehen, auf dem Wasser gebaut. Diese können nur mit bancas – kleinen, teilweise selbstgebauten Booten – erreicht werden.
Während der Überschwemmungszeit tritt der Fluss Pampanga über die Ufer und konfrontiert die Bewohner mit vielen Schwierigkeiten. Ihre Wohnstätten werden überflutet und unbewohnbar. Familien müssen schnell fliehen, doch nicht immer finden sie Schutz in der Nachbarschaft: Der Wohnraum ist knapp. Zu allem Überfluss raubt das Wasser ihnen die Möglichkeit, ihre Nahrungsmittel sicher zu verwahren – oder welche anzubauen.
Fragen & Antworten zum Klimawandel
Klimawandel bedeutet, dass sich das Klima auf der Erde verändert. Das passiert, wenn sich die Atmosphäre erwärmt oder abkühlt. Die Atmosphäre ist eine unsichtbare Hülle. Sie umgibt die Erde.
Das Klima der Erde hat sich schon oft verändert. In der Vergangenheit gab es schon sehr kalte oder sehr trockene Zeiten. Diese Veränderungen des Klimas dauern normalerweise viele Jahrtausende. Tiere und Pflanzen haben dann Zeit, sich daran zu gewöhnen. Das Klima der Erde war nun lange stabil: ganze 11.500 Jahre.
Der heutige Klimawandel ist anders. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Atmosphäre schneller erwärmt als je zuvor. Der Grund dafür ist der Mensch. Deshalb sagt man auch menschengemachter Klimawandel.
Seit dem Jahr 1880 messen Forscher die Temperaturen auf der Erde. Sie haben festgestellt, dass die Temperatur in den vergangenen 200 Jahren immer weiter gestiegen ist. Und sie haben herausgefunden, dass es für Menschen, Tiere und Pflanzen schlimme Folgen haben wird, wenn nichts gegen diese Entwicklung getan wird.
Das Klima der Erde hat sich schon oft verändert. Doch die allermeisten Forscher teilen die Meinung, dass der Mensch beim heutigen Klimawandel eine sehr große Rolle spielt. Seit dem Beginn der Industrialisierung vor mehr als 200 Jahren ist es auf der Welt mehr als 1 Grad Celsius wärmer geworden.
Vor der Industrialisierung arbeiteten die meisten Menschen in der Landwirtschaft und viele Produkte wurden von Hand produziert. Ab dem 18. Jahrhundert wurden zum Beispiel Maschinen erfunden, die die Arbeit einfacher machten. Menschen bauten auch Fabriken, in denen Waren auf Fließbändern herstellt wurden. Und die Erfindung der Eisenbahn war der Beginn der vernetzten Welt, wie wir sie heute kennen.
Eine Folge der Industrialisierung ist, dass es immer mehr Treibhausgase in der Atmosphäre gibt. Zu diesen Gasen gehören Kohlenstoffdioxid, Methan und Lachgas. Sie geraten zum Beispiel bei der Energieerzeugung, in der Industrie, Landwirtschaft und beim Reisen in die Umwelt. Dadurch erwärmt sich die Atmosphäre. Es kommt zum menschengemachten Treibhauseffekt.
Neben dem natürlichen Klimawandel gibt es einen natürlichen Treibhauseffekt. Er sorgt dafür, dass die Erde durch die Sonne erwärmt wird. Ohne diesen Treibhauseffekt könnten die Menschen gar nicht auf der Erde leben. Es wäre dann viel zu kalt.
Die Atmosphäre ist eine unsichtbare Hülle, die die Erde umgibt. Die Hülle besteht aus verschiedenen Gasen, zum Beispiel Sauerstoff und Kohlendioxid. Die Sonnenstrahlen gelangen durch diese Hülle auf die Erde. Ein Teil der Strahlen wird gespeichert, ein anderer zurückgeworfen. Durch die Gase bleibt die Wärme der Sonne in der Atmosphäre – wie in einem Treib- oder Gewächshaus. Das ist der natürliche Treibhauseffekt.
Durch die Industrie, Energieerzeugung und Landwirtschaft werden heute mehr Treibhausgase ausgestoßen als je zuvor. In der Atmosphäre hat sich dadurch eine große Menge Kohlendioxid, Methan und Lachgas angesammelt. Das hat dazu geführt, dass es auf der Erde immer wärmer geworden ist.
Im Vergleich zum Wetter verändert sich das Klima sehr langsam. Wissenschaftler beobachten diese Veränderungen über einen langen Zeitraum (mindestens 30 Jahre lang), um den Klimawandel zu verstehen.
Außerdem untersuchen Forscher die Jahresringe von Bäumen, fossile Muscheln und den Meeresboden. Sie machen Eisbohrungen in Grönland und der Antarktis. Durch Luftbläschen im Eis wissen die Wissenschaftler zum Beispiel, dass heute viel mehr Kohlenstoffdioxid ausgestoßen wird als früher.
Um die Folgen des Klimawandels vorherzusagen, haben Wissenschaftler Computermodelle entwickelt. So können sie errechnen, wie sich die steigenden Temperaturen auf die Umwelt, das Leben der Menschen und Tiere in der Zukunft auswirken.
- Durchschnittlich liegt die weltweite Temperatur 1,1 Grad Celsius über dem Wert vor der Industrialisierung. Wird nicht schnell etwas gegen den Klimawandel unternommen, könnte dieser Wert bis 2052 auf 1,5 steigen.
- Besonders stark sind die Temperaturen am Nord- und Südpol gestiegen. Das führt dazu, dass an der Arktis und der Antarktis jedes Jahr Hunderte Milliarden Tonnen Eis schmelzen.
- Auch in den Gebirgen hat die Erwärmung Folgen: Viele Gletscher verlieren Eis, zum Beispiel der Rhonegletscher in der Schweiz.
- Der Meeresspiegel, also die Wasseroberfläche der Meere, steigt. Die Gründe dafür sind steigende Wassertemperaturen – dadurch dehnt sich das Meerwasser aus – und das schmelzende Eis an Gletschern, am Nord- und Südpol. Der Meeresspiegel steigt aber nicht überall auf der Welt gleich schnell.
- Da das Meerwasser wärmer und saurer wird, sind viele Korallenriffe bedroht. Am Great Barrier Reef vor der Küste von Australien sind schon viele Korallen gestorben. Das ist eine große Gefahr für die vielen Pflanzen und Tiere, die dort leben.
- Schon heute kommt es häufiger zu Wetterextremen: In den vergangenen Jahren haben Hitzewellen immer wieder zu schweren Waldbränden geführt; tropische Wirbelstürme wie Hurrikans sind stärker geworden; es gab mehr Überschwemmungen und häufiger lange Trockenzeiten.
Aktuell sind vor allem ärmere Länder von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Mit Katastrophenvorsorge unterstützen Hilfsorganisationen die Menschen, besser vorbereitet zu sein.
Durchschnittlich liegt die weltweite Temperatur heute 1,1 Grad Celsius über dem Wert vor der Industrialisierung. Wenn die Menschen nicht rechtzeitig etwas unternehmen, könnte dieser Wert bis 2052 auf 1,5 steigen.
Dieser Temperaturanstieg wird schlimme Folgen haben:
- In den meisten Ländern und Ozeanen werden die Temperaturen weiter steigen.
- Es wird häufiger zu Hitzewellen, Dürren und Waldbränden kommen.
- In manchen Regionen werden heftige Niederschläge zunehmen, in anderen wird lebenswichtiger Regen ausbleiben.
- Die Meeresspiegel werden weiter steigen; das Korallensterben wird sich verstärken.
- Immer mehr Menschen werden ihr Zuhause verlieren und in andere Regionen fliehen.
- Es wird neue Konflikte um Land und Ressourcen (z.B. sauberes Trinkwasser) geben.
- Der Klimawandel hat Folgen für die Gesundheit der Menschen: Krankheiten wie Malaria werden sich weiter ausbreiten; die Zahl der Menschen, die mangelernährt sind, wird aufgrund von Hungersnöten steigen.
- Tiere und Pflanzen – an Land und im Wasser – werden ihren Lebensraum verlieren; immer mehr Arten werden vom Aussterben bedroht sein.
Der aktuelle Klimawandel kann nicht gestoppt werden. Es ist aber möglich, den Temperaturanstieg zu verlangsamen und die Auswirkungen auf die Umwelt einzudämmen.
Um dieses Ziel zu erreichen, müssen weltweit vor allem weniger Treibhausgase ausgestoßen werden. Dafür müssten alle Regierungen auf der Welt gemeinsam handeln – und das möglichst schnell.
Mögliche Wege, um dem Klimawandel nachhaltig entgegenzuwirken, sind:
- Weniger Treibhausgase durch Energie, Industrie, Verkehr und Landwirtschaft
- Ausbau erneuerbarer Energien
- Förderung von Elektromobilität und öffentlichem Nahverkehr
- Forschung, Förderung und Einsatz alternativer Rohstoffe
- Stärkerer Schutz für Ökosysteme
Es gibt viele Wege, wie jede und jeder Einzelne die Umwelt schützen kann. Schon Kleinigkeiten können etwas ändern:
- Regionale Produkte kaufen, weniger Tierprodukte konsumieren
- Energiesparend kochen, im Haushalt Wasser sparen
- Waschmaschine füllen, Kleidung lufttrocknen
- Bei neuen Elektrogeräten auf Energieverbrauch achten
- Häuser dämmen, Fenster und Türen abdichten
- Auf Standby-Modus bei Fernseher und Computer verzichten
- Recycling und Mülltrennung
- Öffentliche Verkehrsmittel nutzen und Fahrradfahren
- Inlandsflüge vermeiden, Flugreisen begrenzen
Unser Bündnis hilft Menschen weltweit, auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereitet zu sein. Helfen Sie uns, zu helfen – jetzt mit Ihrer Spende!
Auf schwimmenden Gärten wächst frisches Gemüse
Für die rund 32 Familien der Gemeinde Masantol entwickelte AWO International mit einem lokalen Partner eine innovative Idee. Gemeinsam mit den Bewohnern bauten sie in einem Pilotprojekt auf dem Wasser schwimmende Notunterkünfte mit Licht und einer Wasseraufbereitungsanlage.
Je 40 bis 70 Menschen finden darauf Platz. Und sie legten schwimmende Gärten an, die auch während der Überschwemmungszeit den Anbau von Gemüse ermöglichen und Familien versorgen.
Alles besteht aus einfach zu beschaffenden Materialien. Denn für die Gemeinde war es wichtig, dass sie sich selbst in Notsituationen helfen kann und unabhängig bleibt. Für die Nutzung der Beete wurden Samen und Werkzeuge angeschafft und die Dorfgemeinschaft in die Bewirtschaftung eingewiesen.
Ernestro Marcial muss sich nicht mehr sorgen
Der 72-jährige Ernestro Marcial ist einer der ältesten Bewohner von Masantol. Er repräsentiert gemeinsam mit dem acht Jahre jüngeren Domingo Santos die Gemeinde. Marcials große Sorge galt vor allem den Kindern, Schwangeren und Senioren der Gemeinschaft, die während der Überschwemmung besonders gefährdet sind.
Dass die schwimmenden Unterkünfte so nah an die Häuser der Familien angebracht werden können, beruhigt ihn. Jetzt sei es möglich, dass sich alle Familien im Notfall schnell in Sicherheit bringen könnten.
Bei der feierlichen Projektübergabe durch die AWO International und dem lokalen Partner nahmen er und Santos den silbernen Schlüssel entgegen – ein Symbol für Eigentum und Verantwortung. Jetzt liegt es an der Gemeinde, die innovative Idee weiterzutragen.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet um Spenden für die Katastrophenvorsorge:
Stichwort: Katastrophenvorsorge
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
Jetzt online spenden!