von AWO International
Wie ist der Alltag für Menschen mit Behinderung bei Katastrophen?
Für Menschen mit Behinderung in Guatemala ist schon das alltägliche Leben sehr schwer: Sie werden von der Gesellschaft ausgegrenzt und bekommen kaum staatliche Unterstützung. Damit Menschen mit Behinderung im Falle von Katastrophen nicht schutzlos ausgeliefert sind, sind sie auf bedarfsgerechte Unterstützung angewiesen. Gemeinsam mit dem Netzwerk ACOPEDIS führt AWO International ein Projekt zur inklusiven Katastrophenvorsorge durch.
„Das Leben vieler Familien mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in Guatemala ist geprägt von Scham und Angst; oftmals werden die Kinder versteckt oder gar angebunden. Unsere Partnerorganisation ACOPEDIS besteht aus einem Netzwerk von etwa 20 lokalen Organisationen, die sich für die Belange von Menschen mit Behinderung auf vielfältige Weise einsetzen und das Thema Behinderung auf die Agenda setzen“, erzählt Karin Eder, Büroleiterin von AWO International in Mittelamerika. Wenn schon der Alltag für Menschen mit Behinderung so schwierig ist, wie sieht es erst in Katastrophen aus?
Guatemala ist eines der Länder, in denen das Gefahrenpotenzial und die Anfälligkeit bei Katastrophen besonders hoch ist. Der Weltrisikobericht 2015 listet Guatemala auf Platz 4. So auch im Projektgebiet rund um den See Atitlán, wo zahlreiche Vulkane noch aktiv sind und Erdbeben sowie Überschwemmungen häufig vorkommen. In solchen Situationen sind Menschen mit Behinderung besonders schutzbedürftig und auf bedarfsgerechte Hilfe angewiesen.
Bedarfsgerechte Unterstützung
Die Netzwerkorganisation ACOPEDIS koordiniert die gemeindeorientierte Behindertenarbeit im Departamento Sololá, um eine integrale Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung zu gewährleisten. Sie setzt sich ein für ärztliche und therapeutische Betreuung und Rehabilitation, organisiert die Verteilung von orthopädischen Hilfsmitteln, unterstützt die Ausbildung von Fachpersonal wie zum Beispiel Physiotherapeut*innen und schafft Beschäftigungsmöglichkeiten in Spezialwerkstätten und Läden. Darüber hinaus tritt das Netzwerk für Inklusion im öffentlichen Bildungswesen und für die Rechte und die soziale Integration von Menschen mit Behinderung ein.
Mit Unterstützung von AWO International wurde das Portfolio der Basisorganisation um das Thema inklusive Katastrophenvorsorge erweitert. Im Rahmen des Projektes werden Evakuierungspläne erarbeitet, Frühwarnsysteme entwickelt und Notfallsimulationen geübt, die auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung eingehen. Die Maßnahmen haben etwa 1500 Familien erreicht. Zudem wurden Lehrer*innen, Gemeindemitarbeiter*innen und auch die Angehörigen der Basisorganisationen selbst geschult. Das Ziel: Inklusion in der Katastrophenvorsorge zu einem integralen Bestandteil aller Beteiligten zu machen, damit die Risiken für Menschen mit Behinderung bei zukünftigen Katastrophen gemindert werden.
Bereits kurz nach dem Beben haben uns Partnerorganisationen berichtet, dass die Fälle von Mädchenhandel massiv gestiegen sind. Während die Nothilfemaßnahmen für die Erdbebenopfer in vollem Gange sind, startet AWO International zusätzlich eine nepalweite Aufklärungskampagne zum Thema Menschenhandel und Migration. An Grenzstationen, Busbahnhöfen und anderen zentralen Orten werden große Warntafeln installiert, Zehntausende Informationsbroschüren werden landesweit in betroffenen Regionen verteilt, in öffentlichen Verkehrsmitteln werden Aufkleber angebracht.
Zahlreiche Organisationen haben die Materialien mittlerweile nachgedruckt. An der indisch- nepalesischen Grenze werden neben den Aufklärungskampagnen zusätzlich Schulungen für die Grenzpolizist*innen durchgeführt, damit diese potenzielle Opfer von Menschenhandel rechtzeitig erkennen und in Sicherheit bringen können. Auch nach dem Ende der Erdbebenhilfe ist AWO International vor Ort: Mit unseren langfristigen Projekten unterstützen wir benachteiligte Menschen dabei, ihre Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern.
+++ Spendenaufruf +++
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