Leid, Hunger, Zerstörung, Arbeitslosigkeit, Inflation – Begriffe wie diese prägten das Leben in Deutschland unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg. Eine bis dahin nicht gekannte Massenverelendung griff um sich, Millionen Deutsche waren dringend auf Hilfe angewiesen.
Kurz vor Weihnachten, am 13. Dezember 1919, war es soweit: Eine Frau rief den „Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt“ in der SPD ins Leben.
Marie Juchacz, Frauensekretärin beim Parteivorstand der SPD und Vorkämpferin für das Frauenwahlrecht, und einige Gleichgesinnte setzten der unterdrückenden Armenpflege des alten Kaiserreichs die Idee der Selbsthilfe und der Solidarität einer modernen Wohlfahrtspflege entgegen.
Der Ansatz, mit einem neu gegründeten Wohlfahrtsverband für sozialen Fortschritt und Gerechtigkeit einzutreten, traf den Nerv der Zeit.
Schon bald entstanden durch die Initiative der AWO Nähstuben, Mittagstische, Werkstätten und Beratungsstellen. Ziel dieser Aktivitäten war es, Not zu lindern, ihr vorzubeugen, Wohlfahrtsleistungen zu verbessern und moderne sozialpädagogische Methoden anzuwenden.
Der ersten guten Idee von Marie Juchacz folgten schnell weitere kreative Einfälle: So veranstaltete die AWO schon 1925 eine eigene Lotterie.
1926 wurde sie als Reichsspitzenverband der freien Wohlfahrtspflege anerkannt, 1931 waren bereits 135.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen, alten und behinderten Menschen, aber auch für Erwerbslose und in Notstandsküchen aktiv.
Mit den Nationalsozialisten kam auch das vorläufige Aus für die Arbeiterwohlfahrt: Wenige Wochen nachdem Hitler an die Macht gekommen war, wurde die Organisation verboten. Zahlreiche Mitglieder mussten angesichts der drohenden Verfolgung Deutschland verlassen; andere wurden systematisch verfolgt und umgebracht. Marie Juchacz entging diesem Treiben in einer mühevollen Odyssee durch einige Länder, bevor sie schließlich in den USA Zuflucht fand.
Doch mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges erwachte auch die Arbeiterwohlfahrt wieder zu neuem Leben. Schon 1946 wurde die AWO in Hannover als parteipolitisch und konfessionell unabhängige und selbstständige Organisation neu gegründet. In den drei Westzonen nahmen auch die örtlichen Gliederungen schnell wieder ihre Arbeit auf – während die DDR eine Neugründung unterband.
Die AWO-Helfer im Westen kümmerten sich mit der Verteilung von Hilfspaketen um Evakuierte und Flüchtlinge, Heimkehrer, alte und einsame Menschen. Die AWO bot schon damals Kindererholungsfreizeiten, Nähstuben und Kurse in Hauswirtschaft und Mütterbildung an.
1949 kehrte auch Marie Juchacz – gezeichnet von den Jahren der Emigration – nach Deutschland zurück und wurde Ehrenvorsitzende der AWO.
In den 1950er Jahren wurden Kindergärten und Horte eingerichtet, Volksküchen gaben Mahlzeiten an bedürftige Kinder aus, die AWO-Schwesternschaft wurde ins Leben gerufen – unterstützt von 300.000 Mitgliedern und 70.000 Helferinnen und Helfern.
Ein Jahr nach dem Mauerfall erklärten auch die neuen Landesverbände der AWO in den neuen Bundesländern ihre Mitgliedschaft beim Bundesverband. Mit dem rasanten Wandel in der Berufs- und Arbeitswelt und dem technologischen Fortschritt veränderten sich auch die Aufgaben der AWO.
So engagiert sich die Wohlfahrtsorganisation in der Betreuung von ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, in der stationären Altenhilfe, der Suchtberatung und in der sozialpsychologischen Beratung.
Die Arbeiterwohlfahrt ist heute mit rund 400.000 Mitgliedern, über 100.000 ehrenamtlichen Helfern und 146.000 Mitarbeitern ein auf allen sozialen Feldern aktiver Wohlfahrtsverband. Die Idee einer engagierten Frau vom Anfang des 20. Jahrhunderts bedeutet für die AWO heute: „durch praktisches Handeln füreinander einzustehen. Wir können nur dann menschlich und in Frieden miteinander leben (…), wenn wir (…) die Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal anderer überwinden.“ (aus dem AWO-Leitbild).Arbeiterwohlfahrt International
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Geschäftsführung | Ingrid Lebherz |