Inmitten der Corona-Pandemie trifft Zyklon Amphan auf Indien und Bangladesch – das ist eine doppelte Katastrophe. Wie ist die Situation vor Ort und was brauchen die betroffenen Menschen jetzt am dringendsten? Das erfahren Sie in diesem FAQ!
(letztes Update: 26.05.2020)
Zyklon Indien Bangladesch: Fragen und Antworten
Der Zyklon Amphan ist am 20. Mai 2020 auf Indien und Bangladesch getroffen und hat dort mindestens 116 Menschen das Leben gekostet. Die Region ist dicht besiedelt. Doch Behörden und Hilfsorganisationen konnten mehr als drei Millionen Menschen frühzeitig in Notunterkünfte evakuieren. Zahlreiche Leben wurden dadurch gerettet.
Der Wirbelsturm hat schwere Überschwemmungen verursacht, ganze Landstriche stehen unter Wasser. Millionen Häuser sind beschädigt, Brunnen und Trinkwasser verunreinigt, Landwirtschaft und Fischfang stark beeinträchtigt. Das gesamte Ausmaß dieser Naturkatastrophe ist noch nicht abzusehen. In vielen Gebieten sind Strom- und Kommunikationsnetze zusammengebrochen. Aufgrund zerstörter Straßen und Brücken sind manche Regionen bisher schwer zu erreichen.
Die Folgen des Zyklons bedrohen die Existenzgrundlage zahlreicher Familien. Und aufgrund der Corona-Pandemie trifft die Naturkatastrophe die Menschen besonders hart. Sich an Vorsorgemaßnahmen zu halten, ist für die betroffenen Familien sowie die Helfer im Einsatz herausfordernd.
In den ostindischen Bundesstaaten Odisha und Westbengalen sind mehr als 64 Millionen Menschen von Zyklon Amphan und seinen Auswirkungen betroffen. Es gibt mindestens 90 Todesopfer. Weite Teile des Gebiets sind überschwemmt, vielerorts gibt es keinen Strom. Der Zyklon hat 56 Kilometer Flussbänke zerstört, weite Landstriche stehen deshalb unter Wasser. Auch in der Großstadt Kalkutta gibt es Überschwemmungen.
In ländlichen Regionen haben zahlreiche Kleinbauern ihr Vieh und ihre Ernte verloren. Familien sind gezwungen, in überfüllten Notunterkünften auszuharren. Tausende Menschen, die aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie im Land unterwegs sind, sind gestrandet.
Die Pandemie stellt unsere Bündnisorganisationen vor Ort vor Herausforderungen. Die Helfer geben alles, um die Menschen im Katastrophengebiet vor COVID-19 zu schützen.
In Bangladesch hat der Zyklon Amphan vor allem die Distrikte Khulna, Barisal, Satkhira und Patuakhali getroffen. Es gibt mindestens 26 Todesopfer.
Schätzungen zufolge wurden 61.000 Häuser zerstört und 300.000 beschädigt. Tausende Menschen haben durch den Zyklon ihre Existenzgrundlage verloren. In den Sundarbans, den größten Mangrovenwäldern der Erde, wurden circa 17.800 Hektar Anbaufläche vernichtet; an der Küste ist großer Schaden für die Fischerei entstanden. Auch die Infrastruktur ist stark getroffen: 150 Kilometer Dämme, 1.100 Kilometer Straßen und 200 Brücken sind beschädigt oder zerstört.
Das weltweit größte Flüchtlingslager in Cox's Bazar im Süden Bangladeschs ist nach bisherigen Meldungen weitgehend verschont geblieben. Überschwemmungen und Erdrutsche verursachten nur kleinere Schäden.
Internationale Hilfsorganisationen, darunter unsere Bündnisorganisationen World Vision und Malteser International, haben früh vor Zyklon Amphan gewarnt; Helfer vor Ort haben sich gewappnet. Auch Nothilfeteams von AWO International waren vorbereitet und suchten beispielsweise schon im Vorfeld nach Notunterkünften für die bedrohten Menschen. Dank des Frühwarnsystems konnten die Hilfsorganisationen frühzeitig beginnen, Menschen zu evakuieren. Mehr als drei Millionen bedrohte Menschen fanden Schutz in Notunterkünften.
Indien und Bangladesch sind einer ständigen Bedrohung durch Naturkatastrophen wie Wirbelstürmen ausgesetzt und verfügen über einen starken nationalen Katastrophenschutz. Maßnahmen zur Katastrophenvorsorge haben größere Schäden verhindert und Menschenleben gerettet.
Der Klimwandel gilt nicht als Ursache für den Zyklon Amphan. Tropische Wirbelstürme gehören zu den häufigen Wetterphänomenen der aktuell betroffenen Region.
Jedoch können die Folgen des Klimawandels wiederum die Folgen des Zyklons verschlimmern. Ansteigene Meeresspiegel und ungewöhnlich heftige Regenfälle lassen Flüsse übertreten; Dämme drohen zu brechen oder es kommt zu höheren Flutwellen.
Interaktive Grafik: Naturkatastrophen und Klimawandel
Die betroffenen Menschen in Indien und Bangladesch müssen dringend mit Lebensmitteln und sauberem Trinkwasser versorgt werden; viele benötigen auch medizinische Betreuung. Aufgrund der Corona-Pandemie kommt Hygieneartikeln eine besondere Bedeutung zu.
Die Corona-Vorsorgemaßnahmen stellt Hilfsorganisationen im Katastrophengebiet vor große Herausforderungen. Um alle evakuierten Menschen unterzubringen und gleichzeitig ausreichend Abstand zu gewährleisten, greifen die Hilfsorganisationen auf zusätzliche Notunterkünfte zurück. Mundschutz und Desinfektionsmittel sind verpflichtend.
Hilfsorganisationen befürchten, dass es auch in den kommenden Monaten zu Schwierigkeiten in der Lebensmittelversorgung kommen könnte. Viele Felder sind überschwemmt, wichtige Nahrungs- und Einkommensquellen vernichtet.
Die Corona-Vorsorgemaßnahmen stellen Hilfsorganisationen im Katastrophengebiet vor große Herausforderungen. Um alle betroffenen Menschen unterzubringen und gleichzeitig ausreichend Abstand zu gewährleisten, greifen die Hilfsorganisationen auf zusätzliche Notunterkünfte zurück. Mundschutz und Desinfektionsmittel sind für alle verpflichtend.
Nicht nur aufgrund von Corona ist es wichtig, der Verbreitung von Krankheiten im Katastrophengebiet vorzubeugen. Auch die Folgen von Durchfallerkrankungen wie Cholera können dramatisch sein. Die Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft verteilen vorsorglich Wasserentkeimungstabletten, saubere Küchenutensilien und Hygiene Kits. Diese Hygiene Kits beinhalten zum Beispiel saubere Trinkwasserkanister, Seife, Shampoo, Waschmittel, Handtücher, Zahnbürsten, Zahnpasta und Hygieneutensilien.
Viele Hilfsorganisationen hatten gewarnt: Wenn der Zyklon Amphan auf die Flüchtlingscamps der Rohingya in Bangladesch trifft, droht eine doppelte Katastrophe. Dort könnte die Corona-Pandemie ein verheerendes Ausmaß annehmen.
Rohingya, Corona und Zyklon Amphan: Fragen und Antworten
Im Flüchtlingscamp der Rohingya in Bangladesch, dem größten Lager weltweit, hat ein Großbrand für Zerstörung gesorgt. Das Feuer war am 22. März 2021 im Lager Balukhali bei Cox's Bazar ausgebrochen. Laut offiziellen Angaben haben mehr als 45.000 Menschen ihre Unterkünfte verloren.
Am Tag nach der Katastrophe war der Brand noch nicht vollständig unter Kontrolle. Aufgrund starker Winde und anhaltender Dürre befürchten Helfer:innen, dass sich das Feuer weiter ausbreiten könnte. Sie berichten zudem, dass die Überreste des Feuers, die Hitze und die Aschewolken den Zugang zu zerstörten Gebieten stark einschränken.
Viele Kinder wurden im Chaos der Löscharbeiten und Evakuierungen von ihren Eltern getrennt. Mehr als 560 Geflüchtete wurden bei der Brandkatastrophe verletzt, mehr als 400 weitere werden noch vermisst. Mindestens 15 Menschen sind bei dem Brand ums Leben gekommen, die Zahlen steigen. Vor allem älteren Frauen und Männern soll es nicht gelungen sein, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.
Die Brandursache ist auch mehrere Tage später nicht geklärt.
- Das Flüchtlingscamp der Rohingya liegt nahe der Stadt bei Cox's Bazar im Süden von Bangladesch. Es gilt als das weltweit größte Lager; rund 900.000 Rohingya leben dort.
- Etwa 150.000 Menschen leben in dem Gebiet, das von der Feuerkatastrophe betroffen ist
- Mehr als 560 Geflüchtete wurden verletzt
- Mehr als 400 Menschen werden noch vermisst
- Die Zahl der Todesopfer liegt bei 15
- Mindestens 17.000 Gebäude sind betroffen, 8.000 Gebäude wurden vollständig zerstört, knapp 10.000 schwer. Darunter sind Unterkünfte, Hunderte Geschäfte, ein Krankenhaus, Wasserleitungen, Moscheen und weitere öffentliche Einrichtungen
- Rund 45.000 Menschen sind nun ohne Obdach, viele mussten die erste Nacht im Freien verbringen oder konnten vorerst bei Bekannten unterkommen
- Die Brandursache ist auch mehrere Tage nach der Katastrophe nicht geklärt
Nach der Brandkatastrophe vom 22. März 2021 stehen die Hilfsorganisationen des Bündnisses den betroffenen Menschen zur Seite:
- Wir unterstützen die Lösch- und Aufräumarbeiten
- Wir versorgen Verletzte
- Wir helfen dabei, dass Kinder und Eltern wieder zusammenfinden
- Wir organisieren Notunterkünfte für Familien, die ihr Zuhause verloren haben
- Wir verteilen Lebensmittel, sauberes Trinkwasser weitere wichtige Hilfsgüter
- Wir leisten den Menschen psychologischen Beistand, damit sie die dramatischen Erfahrungen besser verarbeiten können
Helfen Sie uns, den Menschen zu helfen: Jetzt mit Ihrer Spende!
Unser Bündnis Aktion Deutschland Hilft leistet den Rohingya seit 2017 humanitäre Hilfe. Als die vertriebenen Menschen damals das Flüchtlingscamp in Bangladesch erreichten, standen die medizinische Versorgung und die Bewältigung von Traumata im Vordergrund. Die Menschen hatten meist weite Wege zurückgelegt, viele hatten alles verloren: ihre Liebsten, ihr Zuhause, ihren Lebensunterhalt. Zudem benötigen die Frauen, Männer und Kinder Trinkwasser, Nahrungsmittel, Unterkünfte und Hygieneeinrichtungen.
In den vergangenen Jahren haben die Bündnisorganisationen die Flüchtlingshilfe in Cox's Bazar weiter ausgebaut: Sie helfen den Menschen beim Bau von Unterkünften und Straßen, errichten Brunnen und schaffen sanitäre Anlagen. Die Helfer:innen unterstützen die Menschen dabei, Traumata zu verarbeiten. Und für Kinder und Jugendliche wurden sichere Orte geschaffen, an denen sie spielen und lernen können.
In Cox's Bazar im Süden von Bangladesch entstand das weltweit größte Flüchtlingscamp. Hunderttausende Angehörige der Rohingya leben dort auf engstem Raum. 2017 und 2019 führte starker Monsunregen zu Überschwemmungen. Straßen und Unterkünfte wurden überflutet, viele Hütten durch Erdrutsche zerstört.
Die Seuchengefahr ist groß, weil sich Krankheiten wie Cholera schnell durch verunreinigtes Wasser übertragen. Die Corona-Pandemie erreichte 2020 auch das Flüchtlingscamp: Aufgrund der hygienischen Bedingungen und der beengten Verhältnisse ist es schwer, sich vor dem Coronavirus zu schützen. Daten, wie stark sich das Virus dort ausgebreitet hat, gibt es kaum.
2020 begann die Regierung von Bangladesch damit, Geflüchtete auf die Insel Bhasan Char umzusiedeln. Da sie als hochwassergefährdet gilt, kritisieren Menschenrechtsorganisationen diese Entscheidung.
Am 22. März 2021 kam es zu einem verheerenden Großbrand im Flüchtlingscamp. Tausende Unterkünfte wurden zerstört, Zehntausende Menschen wurden obdachlos.
Seit Ende August 2017 sind mehr als 720.000 Rohingya aus Myanmar ins Nachbarland Bangladesch geflohen. Im mehrheitlich buddhistischen Myanmar (ehemals Birma) gehören die Rohingya zur muslimischen Minderheit. Seit 1982 wird ihnen der Status als ethnische Volksgruppe und eine Staatszugehörigkeit verwehrt.
2017 griff eine islamistische Rebellengruppe, die sich zu den Rohingya zählt, verschiedene Ziele in Myanmar an. Eine Gegenoffensive des Militärs sowie Angst vor den Aufständischen verursachten daraufhin die Flucht Hunderttausender Menschen: Während Buddhisten vor islamistischen Kämpfenden flohen oder evakuiert wurden, versuchten Hunderttausende Rohingya, die Grenze nach Bangladesch zu überqueren, um dort Schutz zu finden.
In Cox's Bazar im Süden von Bangladesch entstand das weltweit größte Flüchtlingscamp. Hunderttausende Menschen leben dort auf engstem Raum.
Über 87 Prozent der Bevölkerung Myanmars bekennen sich zum Buddhismus, sechs Prozent zum Christentum und etwa vier Prozent zum Islam. Die Muslime, die sich mehrheitlich als Rohingya bezeichnen, sind überwiegend im Rakhine State beheimatet.
Sie gelten seit 1982 als Staatenlose und dürfen nicht ausreisen, wählen oder Land besitzen. Sie sind Diskriminierung und Gewalt wie illegalen Inhaftierungen, Folter, Vergewaltigungen und Morden ausgesetzt. Schätzungsweise 1,5 Millionen Rohingya lebten bereits vor den Ausschreitungen im August 2017 als Staatenlose im Ausland und etwa eine Million im Rakhine State. Seit 2012 kommt es verstärkt zu Ausschreitungen. Ebenso steigt seither die Zahl der Rohingya, die ins benachbarte Bangladesch fliehen.
Sprachwissenschaftler:innen zufolge leitet sich der Name Rohingya von dem birmanischen Namen der Provinz Rakhine ab. Er wird erst seit den 50er Jahren von den muslimischen Minderheiten verwendet, um die eigene Identität als Volksgruppe zu bekräftigen. In den Medien hingegen wurde der Begriff ab den 1990er Jahren als Bezeichnung für verschiedene Gruppen von aufständischen Muslimen verwendet, die an der Grenze zu Bangladesch im Rakhine State einen unabhängigen muslimischen Staat errichten wollen.
Seit dem 25. August 2017 sind mehr als 720.000 Menschen nach Bangladesch geflohen. Etwa 80 Prozent der Flüchtlinge sind Frauen und Kinder. Bereits vor August befanden sich fast 200.000 Angehörige der Rohingya in Bangladesch. Insgesamt sind es rund eine Million Vertriebene.
Die meisten Geflüchteten leben in der Region um Cox's Bazar im Süden von Bangladesch. Die Camps in der Region sind jedoch nicht für die große Zahl an Flüchtlingen ausgelegt. Es kommt zu Überfüllungen und "wilden Camps".
Von 1962 bis 2010 stand Myanmar (ehemals Birma) unter Militärherrschaft. In dieser Zeit wurden Opposition und Proteste unterdrückt. Seit den 1990er Jahren besteht zudem ein politischer Konflikt zwischen dem Militär und der von Aung San Suu Kyi geführten Demokratiebewegung.
Ab 2010 leitete das Militär selbst politische Reformen ein: Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit wurden ausgeweitet und politische Gespräche mit der Opposition aufgenommen. 2015 gewann Aung San Suu Kyis Nationale Liga für Demokratie die Wahlen und stellt seitdem die Regierung.
Anfang 2021 kam es in Myanmar erneut zu einem Militärputsch. Bei landesweiten Protesten fordert die Bevölkerung die Freilassung von Aung San Suu Kyi und anderer politischer Gefangener. Das Militär reagiert vielerorts mit Gewalt.
Für das südostasiatische Land, aus dem seit August 2017 Hunderttausende Rohingya nach Bangladesch geflohen sind, kursieren mehrere Namen: Burma, Birma und Myanmar. Während die Bundesregierung und die Uno die offizielle Staatsbezeichnung "Myanmar" verwenden, überwiegt im angelsächsischen Raum "Burma".
Nachdem die Briten das Land im 19. Jahrhundert erobert hatten, nannten sie ihre Kolonie "Burma". Bei diesem Namen blieb es vorerst auch nach der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1948. Aus "Burma" wurde im Deutschen das leicht abgewandelte "Birma".
1989 jedoch führte die damals herrschende Militärregierung "Myanmar" als offiziellen Staatsnamen ein. Auch Ortsnamen wurden zu dieser Zeit abgeändert, um die Erinnerungen an die brititsche Besatzungszeit endgültig auszustreichen.
Abzuleiten sind Burma und Myanmar von den Worten "Bama" und Myanma". Sie bezeichnen die größte Ethnie des Landes, die Bamar.
Die Hilfsorganisationen stehen auf keiner Seite der Konfliktparteien, sondern helfen notleidenden Menschen unabhängig von Ethnien oder Religionszugehörigkeit. Zudem steht Gewalt radikalisierter Gruppen den Werten von Aktion Deutschland Hilft fundamental entgegen.
Die Mehrheit der Rohingya sind friedlich und nicht an den gewalttätigen Auseinandersetzungen beteiligt. Diese Menschen fliehen vor Gewalt. In Myanmar und Bangladesch sind vor allem Frauen und Kinder unter den Flüchtlingen.
In Zeiten der Corona-Pandemie sind Solidarität und Menschlichkeit wichtiger denn je. Danke, dass Sie unsere weltweite Nothilfe mit Ihrer Spende unterstützen!
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