Heftiger Monsunregen und der Zyklon Komen sorgen in Myanmar seit Ende Juli für Überschwemmungen und Erdrutsche. Nahezu 100 Menschen sind gestorben, mehr als eine Million sind von den Fluten betroffen, tausende Häuser wurden zerstört. Johanniter-Regionalbüroleiterin in Myanmar, Nicole Bergmann, reiste Anfang August in die Flutgebiete. Im Interview berichtet sie über die Lage in den betroffenen Regionen.
Zyklon Komen sowie Monsunregen führen in diesem Jahr zu überdurchschnittlich schweren Überschwemmungen in ganz Myanmar. Sie konnten am Wochenende in betroffene Regionen fahren. Wie ist die Lage vor Ort?
Die Situation in den Gebieten ist generell schwierig. Bereits vor den Fluten lebten die Menschen am Existenzminimum und von der Hand in den Mund. In den meisten Dörfern gibt es keinen Strom, Wasser kommt aus ungeschützten Brunnen und nur wer es sich leisten kann, hat eine Latrine. Viele der Dörfer erreicht man nur nach längeren Fußmärschen. Die Überflutungen in diesem Jahr haben die Situation verschärft.
In den Dörfern, die wir besucht haben, sind wir durch Schlamm gewatet, der sich nun - nach Absinken des Wasserspiegels - überall festgesetzt hat, und der - sobald er trocknet - steinhart wird und nur schwer zu entfernen ist. In anderen Dörfern stand auch nach 10 Tagen das Wasser noch kniehoch.
Wie gehen die Menschen vor Ort mit der Situation um?
Zu sehen wie sehr sich die Menschen gegenseitig helfen, ist sehr schön, und die gegenseitige Hilfsbereitschaft ist bewundernswert. In eines der Dörfer wurden täglich gekochte Lebensmittelrationen gebracht. Da den Betroffenen auch das Feuerholz durch die Überschwemmungen abhandengekommen oder nass geworden ist, haben sie keine Möglichkeit zu kochen. Das heisst auch, dass die Menschen keine Möglichkeit haben, das Wasser abzukochen, welches sie aus den erst unlängst überschwemmten Brunnen schöpfen. Dennoch - die Menschen, die hier leben, haben Glück, denn es gibt Zugang zu ihrem Dorf.
In anderen Landesteilen und in anderen Dörfern ist dies nicht der Fall. Die Dörfer sind durch die Fluten und die Erdrutsche abgeschnitten - Zugang ist zurzeit nicht möglich. Ich befürchte, dass die kommenden Monate schwierig werden, denn es ist unklar, woher die Lebensmittel und das benötigte Geld für den Kauf von z. B. Saatgut kommen werden. Einige Häuser wurden teilweise oder schwer beschädigt, Ersparnisse, um diese Schäden zu reparieren, haben die Menschen nicht. Sie werden das Wenige, was sie haben – zumeist ihre Tiere - verkaufen müssen, um entweder das Haus notdürftig zu reparieren oder um z.B. Saatgut für die neue Saison kaufen zu können.
Was benötigen die Menschen jetzt am dringendsten und kommt Hilfe bei den Betroffenen an?
Die Menschen benötigen eine Starthilfe, um in den nächsten Monaten ihre Häuser reparieren zu können und um wieder ihrer Arbeit nachgehen zu können. Sie benötigen die Möglichkeit Saatgut zu kaufen, welches jetzt zur Mangelware wird. Entsprechend wird damit gerechnet, dass die Preise für Saatgut in den nächsten Wochen steigen werden. Im Moment können die Menschen noch nicht wieder auf die Feldern arbeiten und da es kein Sozialsystem gibt - wie in Deutschland - heißt dies: Keine Arbeit = kein Geld.
400.000 Hektar Land wurden durch die Fluten zerstört. Was bedeutet das langfristig gesehen für das Land?
Felder wurden überschwemmt, Ernten wurden zerstört und zurück bleiben Schlammschichten, die steinhart werden sobald sie austrocknen. Die Felder zu bearbeiten wird erst möglich sein, wenn es wieder Zugang gibt und die Schlammschichten abgetragen bzw. untergearbeitet wurden. Maschinen, die die Bearbeitung der Felder erleichtern würden, sind für die einfachen Bauern nicht erschwinglich. So müssen sie mit Ochsengespannen jede einzelne Furche neu ziehen.
Wie können die Menschen in Deutschland den Betroffenen helfen und was tun die Johanniter?
Wir würden den Menschen gern eine Starthilfe geben, allerdings gibt es im Moment kaum finanzielle Mittel. Nötig sind jetzt vor allem Reparaturkits für die Häuser sowie eine Unterstützung für Kleinbauern zum Beispiel durch die Anmietung von Landmaschinen und die Verteilung von Saatgut. Für all diese Maßnahmen bräuchten die Johanniter aber dringend Spenden.
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