Die Gegend um die alte Festungsstadt Galle im Südwesten Sri Lankas gilt als Speckgürtel des Landes. Hier locken traumhafte Strände mit Kokospalmen und türkisfarbenes Wasser, sowie der vorbildliche Service bei zivilen Preisen tausende von Urlaubern an. Besonders aus Deutschland, England und Holland kommen sie in die bekannten Beach-Resorts wie Unawatuna und Kogalla. Die Menschen hier leben vom Fischfang oder vom Tourismus, oder von beidem, wie der 56-jährige Sumana Lasa. Seit mehr als 20 Jahren fährt er für sechs Monaten hinaus aufs Meer zum Fischen. Den anderen Teil der Saison, in der die Fischschwärme ausbleiben, jobbt er in einem der großen Hotels. Manchmal mieten Touristen auch sein Boot, um ihm beim Fischfang mit einfachsten Mitteln zu zusehen. Mit den Jahren und Dank eines treuen Freundes aus Österreich, der immer wieder kommt, hat Sumana Lasa deutsch gelernt. Es klingt ein wenig eckig, der Wortschatz ist beschränkt, aber er kann sich verständigen und er versteht seine Gesprächspartner genau.
Doch im Augenblick verdient Sumana Lasa kein Geld. Sein Boot wurde vom Tsunami zerstört, die Hotels sind halb leer. Die Restkundschaft besteht zumeist aus Vertretern der internationalen Hilfsorganisationen, denen ab zu mal eine verschämtes Touristengrüppchen gegenübersteht. Rechte Urlaubsfreude will ohnehin nicht aufkommen, denn beiderseits der Küstenstraße zieht sich kilometerweit das Trümmerfeld der vollkommen zerstörten Fischersiedlungen, wie Habaraduwa, dem Ort aus dem der 56-jährige Fischer kommt. Hier steht im wahrsten Sinne des Wortes kein Stein mehr auf dem anderen. Bis zwei Kilometer ins Landesinnere hat sich die Killer-Welle ihren Weg gebahnt und allein in dieser Gegend mehr als 4000 Menschen in den Tod gerissen. Die Urgewalt hat die Fischerhäuschen förmlich weggewaschen, noch immer bietet sich ein Bild totaler Verwüstung. Zwischen Kokospalmen ragen Ruinen auf. Trümmer, Schutt und Unrat soweit das Auge blickt. Überall liegt wertlos gewordener Hausrat, vom aufgequollenen Kinderbett bis zum Fernsehapparat mit zerplatzter Bildröhre. Den größten wirtschaftlichen Schaden für Sri Lanka bilanziert das führende Wirtschaftsmagazin des Landes LMD für diese Region, die mit dem Tourismus und einigen bedeutenden Fischerhäfen eine Schlüsselposition einnimmt. Von landesweit fast 2800 zerstörten Hotelzimmern, entfallen allein die Hälfte auf dieses Gebiet.
Doch nach der Phase der Nothilfe hat der Wiederaufbau längst begonnen, insbesondere mit Hilfe der vielen internationalen Hilfsorganisationen die in dieser Gegend aktiv sind. „Von der Regierung habe ich hier noch nie jemanden gesehen“, sagt Sumana Lasa nüchtern. Er und seine Familie profitieren von der Hilfe der Malteser, einer der Mitgliedsorganisationen von Aktion Deutschland Hilft. Das Bündnis der Hilfsorganisationen hilft landesweit in allen neun vom Tsunami betroffenen Distrikten.
Doch der lokale Partner der Malteser stellt den betroffenen Familien nicht nur das Baumaterial zur Verfügung, sondern auch ausgebildetes Personal, wie Schreiner und Mauerer die mithelfen. Dabei kann Help fort the Children auf eigene Ressourcen zurückgreifen, da die Organisation die von einem Mitarbeiter der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) mit gegründet wurde, seit mehr als 20 Jahren ein Berufsausbildungszentrum für benachteiligte Jugendliche betreibt. Damit alles ordnungsgemäß über die Bühne geht, stellt die Partnerorganisation der Malteser außerdem einen Ingenieur zur Verfügung, der nicht nur auf die sachgemäße Bauausführung achtet, sondern auch auf die Einhaltung der Vorschriften der Regierung.
Doch allein ein neues Dach über dem Kopf reicht nicht, um die traumatisierten Menschen, Angst und Schrecken vergessen zu lassen, weiß Malteser Projekt-Koordinator Karl-Heinz Hagendorf, der sich auch um die psycho-soziale Betreuung der Menschen kümmert. Viele haben den Tod von Angehörigen, Freunden und Nachbarn hautnah miterlebt. Wenn Sumana Lasa vom 26. Dezember erzählt, läuft ihm trotz 35 Grad und Schweißperlen auf der Stirn, eine Gänsehaut über den ganzen Körper. Er kann sich genau erinnern. Es war halb neun Uhr morgens, und er hatte an diesem Morgen einen erstaunlich guten Fischfang gemacht. Während er gerade dabei war, sein Boot zu entladen, tobte die Welle heran - riesig, tosend, grau und schwarz, todbringend beladen mit einer Lawine aus aufgewirbelten Schlamm und Steinen. Danach erzählt er noch von den Toten, die über all herum lagen. Wie er selber überlebt weiß er nicht mehr. Seine Frau und die Kinder konnten in einen Hindu-Tempel retten, dort trafen sie sich wieder.
Unweit der Baustelle, haben sich Nachbarn in fast 20 Metern Höhe ein Baumhaus in die Krone eine Kokospalme gebaut. Von hier blicken sie weit aufs Meer, die nächste Welle sehen sie rechtzeitig. Wo anders zu wohnen, kommt für sie nicht in Frage. „Die neugeborene Angst vor der See“, nennt ein namhaftes Nachrichtenmagazin des Landes das Syndrom. Seit Monaten weigern sich insbesondere Küstenbewohner Fisch zu essen, es geht die Mär um, sie seien vergiftet, da sie sich von den Leichen der ins Meer gespülten ernährt hätten. Über allem schwebt die Frage nach dem Warum? Für Sumana Lasa und seine Nachbarn ist sie längst beantwortet. Es handelt sich um die Rache Gottes für das falsche Leben der Menschen. Sein Fehler? Die Antwort ist einfach und lakonisch: „Es ist nicht richtig, am Feiertag zu fischen“.
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