Als ich hier Anfang Januar die Auswirkungen des schweren Erdbebens und der folgenden Flutwellen sah, dachte ich, schlimmer kann es eigentlich nicht kommen, spricht man doch heute davon, das rund 300.000 Menschen starben. Und zum Glück blieb diesmal eine Todeswelle aus. Dennoch verloren ca. 1.000 Menschen ihr Leben in den Trümmern.
Gründe für die relativ geringe Opferzahl liegen zum einen darin, das 2 kleine Vorbeben die Menschen warnten und die meisten umgehend ihre Häuser verließen, zum anderen viele Häuser aus Holz gebaut sind und somit die tödlichen Lasten im Vergleich zu Stahlbetondecken weitaus geringer waren. Seither leben die Menschen in Angst. Diese wird noch geschürt durch über 100 schwächere und stärkere Beben, die jedes Mal Panik unter den Menschen auslösen und die Angst noch steigern.
So war ich am Samstag gerade 5 Minuten zuvor auf dem einzigen Flughafen der Insel Nias in Gunung Sitoli gelandet, als die Menschen fluchtartig aus dem kleinen Flughafengebäude auf das Vorfeld rannten und sich angstvoll zum Gebäude umsahen. Wiedereinmal ein Erdbeben, diesmal ein etwas Stärkeres.
Kaum noch jemand schläft in gemauerten Gebäuden, fast alle haben zwischen und vor den Häusern Zelte oder zeltartige Provisorien errichtet, unter denen sie jetzt leben. Die immer wiederkehrenden Erdbewegungen lasten sehr auf den Gemütern aller.
Gestern überquerte ich die Insel Nias von Ost nach West, um nach Sirombou an der Westküste zu fahren, dem Haupteinsatzgebiet unserer Wiederaufbauhilfe. War der Weg dorthin schon vorher beschwerlich und zeitintensiv, kann diese Route jetzt als Abenteuer-Tour der besonderen Art bezeichnet werden. Unzählige Erdspalten durchfurchen den Weg. Diese wurden von den Menschen entlang des Weges notdürftig mit Sandsäcken oder Steinen soweit aufgefüllt, dass Fahrzeuge einigermaßen passieren können und hoffentlich Hilfsgüter diesen Weg nehmen. Erdrutsche verschütteten den Weg, oft geht es nur Zentimeter am Abgrund vorbei.
Brücken wurden aus ihren Verankerungen gehoben. Auf der einen Seite fährt man normal auf die Brücke auf, am anderen Ende müssen dann bis zu anderthalb Meter Höhenunterschied überbrückt werden, um diese wieder verlassen zu können. Alle Brücken haben Schaden genommen und sind einsturzgefährdet. Entlang des Weges liegen viele kleine Ortschaften, wo nun alle Häuser und Kirchen zerstört wurden. Schulen, die nach dem Beben im Dezember gebaut wurden, sind schon wieder eingestürzt.
Als ich dann nach Sirombou kam, erkannte ich den Ort zunächst nicht wieder. Die wenigen Häuser, die noch stehen, sind unbewohnbar. Wo noch beim letzten Besuch Ende Januar wieder geschäftiges Leben herrschte, steigen jetzt nur noch vereinzelte Bewohner, meist ältere Menschen, über die Trümmer und hoffen, noch ein paar verwertbare Gebrauchsgegenstände bergen zu können.
Wo einst die Küste war, sind jetzt ein weiter Sandstrand und trockenliegende Korallenriffe zu sehen, die Wasserlinie ist im Vergleich zu vorher um rund 200 Meter zurückgegangen da die ganze Insel hat sich gehoben hat. Das letzte Drittel vom Pier des Hafens ist eingestürzt, wodurch der Hafen, wenn überhaupt, nur noch von kleinen Booten benutzbar ist. Die Alten erzählen uns, ihre Familien hätten den Ort verlassen, um nach Jakarta oder Medan zu gehen. Ob sie jemals wieder zurückkehren, wer weiß das schon?
Im Hafen von Sibolga auf Sumatra befindet sich der HELP Kollege Kapt. Henk Vermeulen und sucht nach einem brauchbaren Schiff, um unsere Hilfsgüter zu den vor Sirombou gelagerten Hinako Inseln zu bringen. Transport ist generell das Hauptproblem der Hilfe, zunächst war nur eine Fähre einsetzbar, allmählich soll sich die Situation jedoch bessern, weitere Fähren sollen demnächst hier eintreffen. Transporte mit Helikoptern beschränkten sich zunächst auf den Transport von Verletzten, auch sind diese nicht geeignet, ausreichend Nahrungsmittel auf die Insel zu bringen. Henk versucht zurzeit ein Schiff zu bekommen, mit dem wir Nahrungsmittel, Kerosin Öfen und Lampen, Zelte, Kochgeschirr und Kindernahrung zu den Inseln bringen und dort verteilt werden. Vielleicht schaffen wir somit das notwendige Vertrauen, um noch weitere Menschen von der Abwanderung in die Städte abhalten zu können.
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