Alte Menschen sind zwar besonders anfällig gegenüber Katastrophen, ihr Potenzial, Wissen und ihre Kapazitäten werden aber häufig unterschätzt. In einem kleinen Dorf in den Philippinen betreibt eine Altenorganisation mitten im Wald einen Gemeinschaftsgarten, der nicht nur die Selbsthilfekräfte der Gruppe stärkt, sondern auch Experten überrascht.
Es ist ein beschwerlicher Weg ins Dorf Mahayag im Westen der philippinischen Insel Leyte. Von der schmalen Straße sind nur noch einzelne Flecken Teer im Schotter übrig, die hart gegen jeden Reifen schlagen, der in Richtung des entlegenen Nests rollt. Nach rumpeligen Kilometern durch den Tropenwald weist ein Schild am Ortseingang auf die wohl größte Attraktion des Dorfes hin: „Hier entlang zum Gemeinschaftsgarten.“
HelpAge hat nach dem verheerenden Taifun Haiyan im Dezember 2013 ein breitangelegtes Hilfs- und Wiederaufbauprogramm in der Region begonnen, von dem neben dem Dorf Mahayag 50 weitere Gemeinden auf der Insel Leyte profitieren. Unterstützt wird das Projekt auch von AWO International und TERRA TECH, mit denen HelpAge gemeinsam die Lebensgrundlagen der älteren Bevölkerung wiederherstellen möchte: Hausbau, Einrichtung kleiner Dorfapotheken, Gründung von Komitees für alte Menschen und Wiederaufbau der Einkommensmöglichkeiten.
„Stunde um Stunde haben wir gerodet“
„Das hier übertrifft alle Pläne“, sagt Eulogia Pansoy, kurz „Yolly“ genannt, verheißungsvoll. Eine halbe Stunde zu Fuß den Berg hinauf ist es noch bis zu dem Stück Land mitten im Wald, das die Gemeinde der Altenorganisation zur Verfügung gestellt hat. „Sie haben uns wohl nicht ganz ernst genommen“, vermutet die Leiterin der „Older People Association“ (OPA).
Üblicherweise – wenn es etwas zu entscheiden oder verteilen gibt – vergesse die Lokalregierung schlichtweg, dass es das Dorf in den Bergen überhaupt gebe. „Wir haben sehr hart dafür gearbeitet“, sagt die 62-Jährige. „Stunde um Stunde haben wir gerodet, das Land gepflügt, die Gewächshäuser gezimmert und die Pflanzen gesetzt.“ Trotz der Arbeit auf dem eigenen kleinen Hof haben dabei alle OPA-Mitglieder mitangepackt – „auch wenn sie eigentlich gar nicht eingeteilt waren“, so Yolly.
Die Selbsthilfekräfte der älteren Menschen sollen gestärkt werden
Alles mit dem Ziel, die Selbsthilfekräfte der älteren Menschen, die häufig auf sich allein gestellt sind, zu stärken. Die Parzelle am Hang hat eine Aussicht, die eines Fünf-Sterne-
Resorts würdig wäre: Über kleinere Hügel und Kokospalmen hinweg reicht der Blick bis zum Ozean, dessen Wellen in der Sonne funkeln. Mahayag bedeute so viel wie „es gibt Licht“, erklärt Yolly.
Überall im Gemeinschaftsgarten tummeln sich die OPA-Mitglieder, pflücken kleine rote Chilischoten von den Büschen, schütteln die Erde von den Erdnüssen, schauen nach den keimenden Mungosprossen oder rühren im stinkenden selbstgemachten Dünger – dabei immer ein fröhliches Lied auf den Lippen und ein großes Blatt auf dem Kopf gegen den gelegentlichen Regenschauer.
Die Ernten sind stets sehr ertragreich und vor allem heiß begehrt. Aus einem Kilo Mungobohnen lassen sich zum Beispiel mit einfachsten Mitteln sieben Kilo Sprossen machen und auf dem Markt ein Gewinn von umgerechnet vier Euro erzielen.
Bis zum nächstgelegenen Markt in der Gemeinde Merida kommen die Sprossen aber meist gar nicht, zu beliebt sind sie bei Nachbarn und Anwohnern. Ähnlich ist es beim Salat, der in dieser Gegend eigentlich gar nicht wächst. Im Garten von Mahayag gedeiht er und ist schon verkauft, bevor er den Markt erreicht.
Die Initiative betreibt auch eine kleine Dorfapotheke
Heute betreibt die OPA eine kleine Dorfapotheke in Mahayag, sie vergibt Kleinkredite an ihre Mitglieder und sie setzt sich bei der Gemeindeverwaltung für die Rechte der Alten ein. „Unsere Mühen tragen wirklich Früchte“, schwärmt die 62-jährige Yolly. „Die Bangkok Post und der Philippine Star waren schon hier und haben berichtet“, erzählt sie stolz, „und nicht nur Vertreter von anderen Gemeindeorganisationen, die Gemeinschaftsgärten anlegen wollen, waren hier, sogar die FAO stand vor unserem Gartentor und hat gestaunt.“ Die FAO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, sei so begeistert vom kleinen Garten Eden der OPA gewesen, dass sie die Senioren darum gebeten habe, eine Testfläche der FAO – mit „schwierigem Boden“ – ebenfalls zu betreuen. Denn wer sonst könnte das Land zum Strahlen bringen, wenn nicht die alten Menschen aus Mahayag.
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