Interview: Frank Brenda über die Schwerpunkte von ADRA auf den Philippinen
Frank Brenda von ADRA Deutschland war wenige Tage nach Haiyan auf den Philippinen, um erste Nothilfe-Maßnahmen zu koordinieren. Im Sommer 2014 war Brenda erneut im Land.
Was waren Ihre Eindrücke – knapp ein Jahr nach der Katastrophe?
Auf den ersten Blick läuft das Leben wieder normal: die Menschen gehen ihren Beschäftigungen nach, die Läden sind geöffnet, der Verkehr auf den Straßen rollt. Doch die Zerstörung sieht man natürlich nach wie vor, vieles muss noch aufgebaut werden. Man läuft weiterhin über viele Trümmerfelder hinweg.
Wie geht es den Menschen in den Krisengebieten?
Wenn man mit den Menschen zusammensitzt, merkt man schnell, dass viele noch traumatisiert sind. Sie haben den Verlust noch lange nicht überwunden – den Verlust an Menschenleben, aber auch materielle Verluste, die sie erlitten haben. Bei vielen wurde ja die gesamte Existenz zerstört. Leider ist es so, dass im Bereich Traumabewältigung nicht sehr viele Hilfsorganisationen aktiv sind. Die meisten konzentrieren sich eher auf die greifbaren Dinge, zum Beispiel Boote, die wieder repariert, und Häuser, die wieder aufgebaut werden müssen. Dies alles ist natürlich wichtig – auch wir sind hier sehr aktiv – aber die verletzte Seele darf nicht außer Acht gelassen werden. ADRA möchte diesen Bereich jetzt ganz gezielt angehen. Wir planen die Ausbildung von über 500 Helfern im Bereich Traumabewältigung.
Wie sieht die Hilfe von ADRA derzeit konkret aus?
Wir betreuen drei große Hilfsprojekte: Zum einen geht es darum, Fischerboote wiederherzustellen und den Fischereibetrieb wiederzubeleben. Die Philippinnen sind ein Inselstaat, Fische gehören zur Lebensgrundlage, und sehr viele Boote sind durch die Katastrophe zerstört worden. Das bedeutet natürlich, dass den Menschen das Einkommen verloren geht. Uns geht es darum, neue Lebensgrundlagen zu schaffen – natürlich im Sinne von „Hilfe zur Selbsthilfe“. Daher bringen wir jetzt nicht einfach neue Boote von außen in die Region, um sie den Menschen zu übergeben, sondern wir wollen hier einen neuen Gewerbezweig aufbauen. Wir setzen auf Fiberglas, also auf glasfaserverstärkten Kunststoff.
In welcher Form kommt Fiberglas zum Einsatz?
Wir nutzen Fiberglas entweder beim kompletten Neubau der Boote, aber auch bei der Reparatur der beschädigten Boote. Das ist eine neue Technik, die wir hier einführen – und diese Technik findet rundum auch Akzeptanz bei den Menschen. Zudem gründen wir Fischerei-Initiativen. Das heißt, die Boote werden nicht nur einer Person überreicht, sondern einer Gemeinschaft. Somit profitieren viele Menschen von der Hilfe.
Was ist denn der zweite große Bereich, den ADRA bearbeitet?
Der Bau von Unterkünften. Das ist die große Herausforderung, schließlich hat Haiyan weit über eine Million Häuser zerstört. Bis Jahresende möchten wir über 1000 stabile Bambushütten fertigstellen. Einige Materialien stehen uns hier auf den Philippinen jedoch gar nicht zur Verfügung. Zum Beispiel muss das Wellblech für die Dächer aus Nachbarländern herangeschafft werden. Die Handwerker haben im Land derzeit auf jeden Fall Hochkonjunktur.
Zudem widmet sich ADRA einer Schule …
Ganz genau. Die Schule befindet sich in der Nähe von Tacloban, jener Stadt also, die mit am verheerendsten betroffen war. Hierbei geht es um die Reparatur der Gebäude und Dächer – sodass der Schulbetrieb schon bald in normaler Form wieder aufgenommen werden kann. Wir schaffen hier für 700 Kinder einen neuen Platz zum Lernen.
Wie gehen Sie persönlich damit um, das Leid von Menschen so hautnah miterleben zu müssen – gerade auch unmittelbar nach der Katastrophe?
Man kann es mit der Arbeit eines Arztes in einem Krankenhaus vergleichen, der in der Notaufnahme die vielen Verletzten sieht. Man könnte jetzt zwar vor Mitleid zergehen, aber dies würde den Menschen nichts helfen. Man muss solche Emotionen und Empfindungen ein Stück weit wegstecken und sich sagen, dass man hier ist, um eine Besserung der Lage herbeizuführen – schlichtweg, um Menschen zu helfen.
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