Vor den Wahlen am 11. April im Sudan macht die internationale Hilfsorganisation World Vision auf das Elend Hunderttausender Menschen im Land aufmerksam. „Das größte Problem des Sudan ist seine unglaubliche Rückständigkeit“, sagt World Vision-Friedensexperte Ekki Forberg. Es fehle an politischen und gesellschaftlichen Strukturen. Gesundheits- und Bildungswesen lägen brach. Die Bevölkerung sei weitgehend auf die Versorgung durch internationale Hilfsorganisationen angewiesen. „Das muss Sudans politische Führung ändern. Sie muss die Versorgung der Menschen langfristig selbst übernehmen.“
Forberg ist gerade von einem Besuch im Sudan zurückgekehrt und hat die Stimmung der Bevölkerung erlebt. Die Sudanesen setzen offenbar weniger auf die anstehenden Wahlen, sondern mehr auf das Referendum 2011, bei dem sie im kommenden Januar über die Unabhängigkeit des Südsudan entscheiden werden.
„Wichtiger als die Wahlen ist die Zeit danach“, sagt Forberg. Das Friedensabkommen von 2005 und die ersten Mehrparteienwahlen seit über zwanzig Jahren machten zwar Hoffnung auf eine Stabilisierung, aber dahinter stünden viele Fragezeichen: Wie wird eine mögliche Abspaltung des Südsudan vorbereitet? Wie gehen Nord und Süd mit der gemeinsamen Währung um? Wie werden die Gewinne aus der Ölförderung aufgeteilt? Wie wird sichergestellt, dass das Nilwasser allen Menschen, die an dem Fluss leben, zugute kommt? „Die Zukunft des Landes steht in dieser Übergangsphase auf der Kippe“, so Forberg. „Nur wenn die politischen Parteien intensiv miteinander sprechen und gemeinsame Lösungen finden, wird sich der Sudan nachhaltig weiterentwickeln.“
Die Menschen im Sudan leiden seit Jahrzehnten unter Bürgerkriegen. World Vision begann sein Engagement 1983. Im Süden kümmern sich die Helfer heute um Hunderttausende, die in ihre Dörfer zurückkehren. Sie kommen buchstäblich mit leeren Händen und finden verwüstete Dörfer und Felder vor. World Vision versorgt die Heimkehrer mit Nothilfegütern wie Decken, Planen, Kochgeschirr und Moskitonetzen. Gleichzeitig sollen Maßnahmen wie die Förderung der Landwirtschaft, Katastrophenvorsorge, HIV/AIDS-Aufklärung und Friedensaktivitäten die Lebenssituation nachhaltig verbessern.
Seit 2005 besteht im Sudan ein Friedensabkommen. Teil dieses Friedensabkommens sind die Wahlen am kommenden Sonntag. Dann wählen die Sudanesen einen Präsidenten, ein neues Nationalparlament und neue Parlamente in den Bundesstaaten. Es sind die ersten Mehrparteienwahlen seit 1986. Im nächsten Januar sollen die Sudanesen in einem Referendum über eine Sezession des Südens entscheiden.
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