von Aktion Deutschland Hilft/World Vision
Als die Kämpfer der Miliz Ikbal angriffen, hatte die Frau zwei Gedanken, schnell hintereinander: "Wie kann ich mein Kind retten? Wie kann ich mich selbst retten?"
Es war der 10. Juli 2023, Ikbal erinnert sich noch genau. Damals dauerten die Kämpfe im Sudan schon über drei Monate.
Krieg im Sudan: "Sie haben meinen Vater getötet"
"Sie haben meinen Vater getötet", sagt Ikbal. "Ich habe auch meine Tante verloren. Dann bin ich geflohen. Ich habe nichts mitgenommen."
Zwei Tage war Ikbal von El Geneina im Sudan nach Farchana im Tschad unterwegs. "Wir kamen an Leichen auf der Straße vorbei. Es war das erste Mal, dass ich so etwas Schlimmes gesehen habe", sagt sie.
Von der Grenze sind es 40 Kilometer bis nach Farchana
Ungefähr 40 Kilometer von der Grenze zum Sudan entfernt liegt das Geflüchtetencamp Farchana. Vom Grenzübergang Adré sind es 90 holprige Autominuten dorthin, teils werden die Menschen auf Transportern von der Grenze zum Lager gebracht. Tausende Sudanes:innen sind seit Beginn der Kämpfe über jene Grenze geflohen, es sind vor allem Mütter mit ihren Kindern.
So wie Ikbal. In ihrer Heimatstadt im Sudan wollte sie eigentlich Ärztin werden. Nun musste sie fliehen und ist mit ihren Kindern im Ernährungs- und Rehabilitationszentrum in Farchana in Behandlung. Mit Habsa, ihrer dreijährigen Tochter, und mit Habiba, ihrem elf Monate alten Sohn. Die Kinder sind nach der anstrengenden Zeit, die hinter ihnen liegt, sehr geschwächt.
Jeden Tag mindestens ein neuer unterernährter Patient
Auf ihrer Flucht hatte Ikbal die Tochter auf dem Rücken getragen, Habiba noch in ihrem Bauch. Nun ist Habiba auf der Welt, aber unterernährt. In Farchana bekommt er Hilfe, denn er wiegt kurz vor seinem 1. Geburtstag nur sechs Kilogramm.
Albachir Mahamat Albachir ist leitender Arzt des Ernährungs- und Rehabilitationszentrums und er macht sich Sorgen. "Es kommt jeden Tag mindestens ein unterernährter Patient dazu und unsere Kapazitäten stoßen an ihre Grenzen", sagt er.
Flüchtlinge im Tschad: Das Leben in Farchana ist schwierig
Hinzu kommt: Es gibt keine Elektrizität in Farchana. Um Strom zu bekommen, müssen die Menschen etwa in die Grenzstadt Adré gehen. "Wir haben hier Kinder, die Sauerstoff brauchen. Aber ohne Strom können wir ihnen keinen Sauerstoff geben", sagt der Arzt.
Trotzdem ist Farchana ein Zufluchtsort für Tausende Menschen, die vor der Gewalt im Sudan geflohen sind. Die Lebensbedingungen sind schwierig, Nahrung und Wasser ist knapp. Inzwischen leben Zehntausende Geflüchtete in dem Camp auf dem Ackerland, sagt Hissan Arabi Sahanay, ein Vorsteher von Farchana.
Die Lage spitzt sich zu
Ein Problem für die Bäuer:innenfamilien im Tschad. Denn die Regenzeit steht vor der Tür und eigentlich müsste das Ackerland jetzt bepflanzt werden.
Arzt und Ortsvorsteher in Farchana sind sich einig, dass die Lage sich weiter zuspitzt. Hissan Arabi Sahanay berichtet von Tausenden Geflüchteten, die in der vergangenen Woche auf Lastern ins Camp und in Sicherheit gebracht wurden. Albachir Mahamat Albachir erzählt von vielen Notfällen im Krankenhaus, weil immer wieder verletzte und unterernährte Menschen ankommen.
Der Arzt ist immer erreichbar – tagsüber, nachts, sieben Tage die Woche
Und immer wieder Kinder. Dr. Albachir behandelt die kleinen Patient:innen unter anderem mit einer angereicherten, hochkalorischen Milch.
"Es ist schwierig", sagt der Arzt über seinen Alltag. "Man braucht viel Energie." Albachir arbeitet mit fünf Krankenschwestern zusammen und betreut Tausende Menschen. Der Arzt ist jederzeit erreichbar, tagsüber, nachts, sieben Tage die Woche. "Sie rufen mich und ich komme", sagt er. Wegen der Kinder. "Sie können jeden Moment sterben."
Unsere Bündnisorganisation World Vision arbeitet in Farchana mit dem UN-Welternährungsprogramm zusammen und meldet stark unterernährte Kinder. In insgesamt vier Grenzorten unterstützt World Vision außerdem Schulspeisungen für geflüchtete Kinder.
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+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
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