"In der Hauptstadt N´Djaména angekommen, galt es als erstes eine Menge bürokratischer Hürden zu meistern: Von der offiziellen Registrierung des ASB als im Tschad tätige Hilfsorganisation über Zollbefreiungsmodalitäten bis zur notwendigen persönlichen Reiserlaubnis, um im Flüchtlingsgebiet aktiv werden zu können, mussten viele Papiere geschrieben werden, die mehere adminstrative Ebenen passierten, bevor sie von den jeweiligen Ministern persönlich unterschrieben wurden.
Diese Zeit ließ sich gut nutzen, um erste allgemeine Informationen zur Situation im Krisengebiet und zu Interventionsmöglichkeiten zu sammeln, sowie Kontakte zu anderen vor Ort tätigen Organisationen zu knüpfen. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass N´Djaména mit 1.000 km einfach zu weit entfernt liegt, um konkrete Informationen zu erhalten. Eine Untersuchung und Bewertung der Situation in den Flüchtlingslagern war daher schnellstmöglichst erforderlich. Die abenteuerliche 2-3 Tage dauernde Fahrt nach Abeché, der größten Stadt im Osten des Landes, gab einen Vorgeschmack darauf, welche logistischen Schwierigkeiten für die Hilfsgüterlieferungen noch zu überwinden waren. In einem Land, das fast viermal so groß ist wie Deutschland, aber nur über einige wenige asphaltierte Straßen in der Umgegend der Hauptstadt verfügt, bedeutet die im Juni einsetzende Regenzeit für viele Regionen eine sich verschlechternde Versorgungslage, wenn nicht sogar die zeitweilige Isolation. Dementsprechend mussten wir die erste Nacht an einem vollgelaufenen Wadi (Flußbett) verbringen und am zweiten Tag einen reißenden Fluß von ca. 300 Meter Breite überqueren. Dazu musste das Auto vollständig geleert, leere Fässer an alle Seiten geschnallt und von einer Gruppe junger Männer halb schwimmend, halb ziehend auf die andere Seite gebracht werden,bevor wir weiter nach Abeché reisen konnten.
Wir entschlossen uns auf Empfehlung des UNHCR in Abeché drei Camps: Iridimi, Touloum und Am Nabak aufzusuchen.
Die Camps von Iridimi und Touloum mit jeweils 15.000 Menschen liegen in einer kargen Gegend, in der kein Baum Schatten spendet. Sie waren den Umständen entsprechend jedoch gut organisiert. Jedes ist in 12 Zonen unterteilt, die jeweils einen Mann und eine Frau als Repräsentanten zur Wahrnehmung ihrer Interessen an ihre Spitze gewählt haben. Seit ein paar Tagen funktiontierte die Wasserversorgung über einen neu gebohrten Brunnen und es wurde der Transfer von dem schlecht ausgerüsteten zu einem mit festen Zelten ausgestatteten Lagerplatz vorbereitet. Außerdem wurde Seife ausgegeben, 250 g/Person/Monat, deren Verteilung vorher aufgrund des Wassermangels keinen Sinn machte. Damit waren die Flüchtlinge in der Lage, ihre seit langem schlechten hygienische Bedingungen zu verbessern. Das Camp Am Nabak muss bis heute von Iriba aus täglich mit mehreren Tanklastzügen mit Wasser versorgt werden.
Nach vielen Gesprächen fanden wir die Angaben bestätigt, nach denen es am dringendsten an Seife, Decken und Matten zum Schutz gegen die Kälte und Staub sowie Moskitonetze zur Vorbeugung gegen Malaria während der Regenzeit fehlte.
Neben den harten Lebensbedingungen in den Camps waren insbesondere die persönlichen Berichte der Flüchtlinge über die Angriffe der sudanesischen Milizen (Djandjawid), die Vertreibung aus ihren Dörfern und ihre strapaziöse Flucht in den Tschad am schockierendsten. Fast alle haben Familienangehörige verloren, die auf grausamste Weise vor ihren Augen ums Leben gekommen sind. Kinder wurden entführt oder sogar in die brennenden Hütten geworfen und Frauen vergewaltigt. Das Vieh, oft der wertvollste Besitz, wurde abgeschlachtet, wenn es nicht geraubt wurde. Viele fingen bei ihren Erzählungen an zu weinen.
Mit diesen Informationen und Eindrücken machten wir uns auf den Weg zurück nach N´Djaména, um das erste Hilfsprojekt für den ASB zu organisieren. Mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes wurden bisher 120.000 Seifen, 25.000 Decken, 20.000 Matten und 8.500 Moskitonetze auf dem regionalen Markt besorgt. Mittlerweile sind die Hilfsgüter in N´Djaména angekommen, auf LKWs verladen und werden nach Abeché transportiert.
In Abeché müssen die Güter nochmals umgeladen werden, bevor sie von Iriba aus in den einzelnen Camps an die Flüchtlinge verteilt werden können. Mittlerweile unterstützt auch die französische Armee die Hilfsorganisationen, in dem sie mit eigenen Flugzeugen zusätzliche Transportkapazitäten für dringende Hilfsgüter wie z.B. medizinische Versorgungsmaterial zur Verfügung stellt. Insgesamt läuft die Zusammenarbeit zwischen dem UNHCR als der größten und koordinieren Organisation und den NGOs sowie zwischen den verschiedenen NGOs trotz oder gerade wegen der unglaublich schwierigen Arbeitsbedingungen vor Ort relativ gut. Dies ist auch eine Grundvoraussetzung für eine effektive Nothilfe in dieser Krise."
Jörg Meyer, Arbeiter-Samariter-Bund , aus dem Tschad.
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