Mitarbeiter von ADRA besuchen ein Flüchtlingszentrum in Dohuk und sprechen mit Betroffenen
„Meine Familie und ich sind bei unserer Flucht über eine Stunde gerannt, während um uns herum geschossen wurde.“ So schildert Dawood aus Tellisqof im Irak die traumatischen Erlebnisse der letzten Monate. Dawood ist ein Christ. Vor seiner Flucht nach Dohuk im Norden des Landes hat er als Fahrer für ein amerikanisches Unternehmen gearbeitet und wurde deshalb Ziel der IS. Neben ihm sitzt seine Frau, zusammengekauert starrt sie ins Leere und schweigt. Sie und Dawood haben drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn. Die jüngste Tochter ist 18 Monate alt. Der Sohn ist auf der Flucht gestürzt und hat mehrmals das Bewusstsein verloren. „ Wir brauchen dringend ärztliche Hilfe und Medikamente, die kostenlose Gesundheitsversorgung in Dohuk dürfen nur ansässige Bewohner in Anspruch nehmen.“
Wie Dawood, seine Frau und die drei Kinder haben 116 weitere Familien Schutz gefunden in dem Gemeindezentrum in Dohuk. Sie alle sind auf der Flucht vor IS, haben Gewalt und Mord erlebt und ihr gesamtes Hab und Gut verloren. In dem Gebäude gibt es nur 6 Toiletten für rund 400 Personen. Duschen gibt es gar nicht. Es fehlen über 200 Matratzen. 25 Familien teilen sich einen Ofen und die Wasserversorgung durch die Regierung ist schlecht. Vor allem für die Kleinsten können die Zustände in dem überfüllten Flüchtlingszentrum auch lebensgefährlich werden.
Vor allem Kinder sind die Leidtragenden
Das Baby Isram ist gerade 20 Tage alt. Seine Mutter ist hochschwanger geflohen und Isram wurde nur 10 Tage nach der Flucht in Dohuk geboren. „Der Kaiserschnitt hat 1000 US $ gekostet“, berichtet Israms Vater aufgebracht, „wir haben von allen Familien hier Geld gesammelt, um den Eingriff bezahlen zu können.“ Israms Mutter bewegt sich langsam durch den kleinen Raum in dem sie mit dem Baby und ihrem Mann mit 5 weiteren Personen leben muss. Sie hält sich dabei den Bauch. Ihr Mann erklärt uns, dass sie sich immer noch von der Geburt erholen muss.
Die 18-jährige Sara erzählt von ihrer Hochzeit. Sie hat geheiratet sobald sie von dem Vorrücken der IS gehört hat. Die Gemeinde in ihrem Dorf hat Busse organisiert, um ihre Gemeindemitglieder aus dem Dorf zu retten, als die IS sich näherte. Sie wohnt mit ihren Eltern, ihrem Mann und ihrem älteren Bruder in einem Zimmer. Weil es ihnen an Allem fehlt und die Hilfe von außen noch ausbleibt, muss ihr Mann jetzt in das Dorf zurückkehren, um Winterkleidung zu holen. Nicht länger als drei Stunden sollte er sich dort aufhalten, das rieten ihm Peshmerga (kurdische Kämpfer), denn niemand kann für seine Sicherheit garantieren.
Ein Ende der Not ist nicht in Sicht
So wie hier in diesem Gemeindezentrum in Dohuk sind die Zustände in den meisten Flüchtlingszentren im Norden Iraks: Sie sind überfüllt und die Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten, Kleidung und Hygieneartikeln ist schlecht. Angesichts der der Masse an Flüchtlingen, die seit Ausbruch des Terrors durch IS im Nordirak gestrandet sind, ist auch die Regierung mit der Versorgung überfordert und auf die Unterstützung durch Hilfsorganisationen wie ADRA angewiesen. Ein Ende des Terrors und eine Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimat scheint im Moment undenkbar. Noch viele Monate werden sie auf Hilfe von außen angewiesen sein.
„Trotz aller Schwierigkeiten: ich bin dankbar, dass meine Familie in Sicherheit ist, und das wir mit dem Leben davon gekommen sind.“, sagt Dawood und wendet sich seiner dreijährigen Tochter zu. Er fragt sie nach IS. Als Antwort ahmt sie Schüsse von Maschinenpistolen nach.
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