Nothilfe für Millionen Vertriebene drastisch unterfinanziert
Ein Jahr nachdem zehntausende Menschen vor Kampfhandlungen und Gewalt aus dem Sindschar-Gebirge im Nordirak flohen, ist der humanitäre Bedarf größer denn je, warnt die internationale Hilfsorganisation CARE. „Vor einem Jahr schaute die ganze Welt nach Irak. Die Bilder der Menschen, die über die Berge flohen, gequält von Hunger, Durst und Gewalt, rüttelten die Welt auf“, erinnert Irene Dulz, Leiterin des CARE-Büros im Nord-Irak. „Heute, ein Jahr später, sind die Vertriebenen immer noch hier in den Camps und Gastgemeinden. Anders als letztes Jahr gibt es jetzt allerdings immer weniger Hilfsgelder und auch wenig Aufmerksamkeit für ihr anhaltendes Leid.“
Eine Rückkehr in ihre Herkunftsgebiete ist für die Vertriebenen aufgrund der instabilen Sicherheitslage und anhaltender Gefechte für die nächsten Monate und wahrscheinlich Jahre ausgeschlossen. Insgesamt sind über drei Millionen Menschen im Irak auf der Flucht. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass bis Ende des Jahres weitere 1,7 Millionen dazu kommen werden. Gleichzeitig gibt es erhebliche Versorgungsengpässe: Laut Angaben der Vereinten Nationen stehen bis dato nur etwa dreißig Prozent der nötigen Hilfsgelder bereit. Fast ein Drittel aller Aktivitäten im Wasser- und Sanitärbereich im Nordirak mussten wegen fehlender Gelder bereits eingestellt werden.
Temperaturen bis zu 50 Grad Celsius gefährden Gesundheit
Auch die UN-Nahrungsmittelhilfe für die über eine Millionen Vertriebenen im Nordirak musste gekürzt werden. „Die Gründe hierfür sind leicht auszumachen: Zum einen ist die internationale Aufmerksamkeit für das anhaltende Leid zurückgegangen, Spendeneinnahmen sind dementsprechend gering. Außerdem reichen die Hilfsgelder nicht aus, weil die Zahl der Hilfsbedürftigen immer weiter steigt “, so CARE-Helferin Dulz. Im Sommer verschärfen Temperaturen von bis zu 50 Grad die Not der Menschen, die in Camps im Nordirak Zuflucht gefunden haben. Zelte bieten nur unzureichend Schutz vor Hitze und sengender Sonne. „Die Gesundheit der Flüchtlingskinder ist akut gefährdet. Mit den Temperaturen steigt auch die Zahl der Kinder, die an Durchfall leiden. Lebensmittel verderben und vor allem Kinder und Alte erkranken“, berichtet Dulz.
Internationale Gemeinschaft muss Hilfe dringend aufstocken
CARE stellt daher unter anderem mit Geldern des Auswärtigen Amtes in dem Camp Berseve I Kühlgeräte zur Verfügung, damit Nahrungsmittel hygienisch aufbewahrt werden und die Zahl der Durchfallerkrankungen verringert werden kann. CARE hat eine neue Sanitärstruktur im Camp aufgebaut, die vor allem auf die besonderen Bedürfnisse von Mädchen und Frauen ausgerichtet ist. CARE organisiert zudem die Müllentsorgung und den Feuerschutz im Camp und verteilt wichtige Hilfsgüter für Kleinkinder und Frauen.
„Wir wissen genau, wie wir am besten helfen können und wer dringend Hilfe benötigt. Die ernüchternde Bilanz ist, dass einfach nicht ausreichend Gelder für die notwendige Hilfe vorhanden sind. Die internationale Gemeinschaft kann nicht noch weitere Schreckensrekorde abwarten und muss die Hilfe dringend aufstocken“, so Dulz.
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