von Aktion Deutschland Hilft
Vor fast einem Jahr ist der Konflikt im Nahen Osten eskaliert. Seither spitzt sich die Lage für die Menschen in verschiedenen Ländern zu.
Nothilfe Nahost: Helfer:innen und Betroffene berichten
Lesen Sie hier vier Geschichten aus vier verschiedenen Orten, in denen unser Bündnis im Einsatz ist – und die exemplarisch für so viele Menschen stehen, die von dem Krieg betroffen sind.
Libanon: "Der Krieg kommt immer näher"
Israel: Ein sicherer Raum für Überlebende
Gaza: "Werde ich je wieder richtig gehen können?"
Gaza: "So schlimm wie jetzt war es noch nie"
Libanon: "Der Krieg kommt immer näher"
Maarouf lebt im südlichen Libanon. "Der Krieg kommt immer näher", sagt er. Und er sagt es aus eigener Erfahrung. An einem Abend im Juli saß er wie so oft mit seiner Familie im Wohnzimmer. "Plötzlich hörten wir laute Explosionen in unmittelbarer Nähe. Wir hatten Angst. Einige von uns rannten aufs Dach, um zu sehen, was passiert war."
Von dort aus sah er Feuer an der Küstenstraße. Die Einschläge wurden lauter – dann traf eine Rakete das Haus von Maarouf und seiner Familie. "Wir rannten zurück und waren erleichtert und zutiefst dankbar, dass alle überlebt hatten", sagt Maarouf. Jedoch wurde sein Schwager verletzt und das Zuhause der Familie ist unbewohnbar.
Austausch mit anderen Betroffenen stärkt
Maarouf und seine Familie sind nun vorübergehend bei seiner Schwester untergekommen. Regelmäßig erhalten sie vom Kinderhilfswerk Stiftung Global-Care Lebensmittelpakete. Durch die Verteilungen lernen sie Menschen kennen, die ebenfalls vom Krieg betroffen sind. Dieser Austausch stärkt und hilft bei der Verarbeitung.
"Ich hoffe sehr, dass der Krieg bald endet", sagt Maarouf.
Israel: Ein sicherer Raum für Überlebende
Nur rund drei Kilometer von der Grenze zum Gazastreifen entfernt liegt in der südlichen Eshkol-Region in Israel ein kleines Dorf. Bei den Angriffen am 7. Oktober 2023 mussten viele Bewohner:innen fliehen, um sich in Sicherheit zu bringen.
Nun kehren manche langsam zurück. Und sie brauchen Unterstützung, die sie im Resilienz-Zentrum finden. Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) und OlamAid bieten mit einem hebräisch- und arabischsprachigen Team psychologische Unterstützung und Hilfe bei der Bewältigung von Traumata an.
Über das sprechen, was sie erlebt haben
An drei Tagen die Woche arbeiten eine Kunsttherapeutin und ein Musiktherapeut mit Betroffenen allen Alters, um den Herausforderungen der aktuellen Situation zu begegnen. Die Therapeut:innen sind selbst Teil der Gemeinschaft und haben großes Verständnis für die Bedürfnisse der Menschen.
"Für manche Menschen ist das der einzige Ort, an dem sie sich trauen, über die schwierigen Erfahrungen zu sprechen", sagt die Kunsttherapeutin aus dem Resilienz-Zentrum. Durch die beiden Therapieformen werden Kreativität und Freude gefördert – und die Prozesse der Traumaverarbeitung professionell unterstützt. Das Ziel: gemeinsam den Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben zu finden.
Gaza: "Werde ich je wieder richtig gehen können?"
Eigentlich wollte Mohamed in Gaza neben seinem Haus nur nach Brennholz suchen. Doch plötzlich hörte er einen Knall. Er wachte im Krankenhaus wieder auf und hatte große Schmerzen – sein linkes Knie war zertrümmert.
Trotz Operation blieb das Knie steif. Mohamed konnte sich nicht selbstständig bewegen und hatte starke Schmerzen. Auch eine weitere OP änderte daran nichts. Als Mohamed auf das Team von Handicap International traf, fragte er: "Werde ich je wieder richtig gehen können? Kann ich wieder ohne Hilfe stehen und beten?"
Auf die Hoffnung folgten erste Fortschritte
Fragen, die den Mann täglich begleiteten. Die HI-Physiotherapeut:innen übten jeden Tag mit Mohamed, um seine Muskeln zu stärken. Er schöpfte langsam wieder Hoffnung. "Zuerst lernte ich, mich im Rollstuhl fortzubewegen. Dann, mit einer Gehhilfe zu laufen, später mit Krücken. Und schließlich machte ich meine ersten Schritte ohne Unterstützung."
Jeder kleine Schritt bedeutet für den Mann Hoffnung. Und Freiheit, sich wieder selbstständig fortbewegen zu können. Dafür nimmt er alle Anstrengung, alle Schmerzen auf sich. "Das HI-Team hat mir geholfen, mein Leben und meine Träume wiederzufinden", sagt er.
Gaza: "So schlimm wie jetzt war es noch nie"
Dr. Yehia Abed ist 75 Jahre alt und hat schon viele Kriege miterlebt. Doch so schlimm wie jetzt, sagt er, war es noch nie. Hinzu kommt: Ältere Menschen sind im aktuellen Konflikt mit besonderen Gefahren und Risiken konfrontiert. Abed weiß das, weil er als Einsatzleiter von Juzoor, der lokalen Partnerorganisation von HelpAge in Gaza, ganz nah dran ist.
"Ältere Menschen waren gezwungen, ihre Häuser zu verlassen und mit Handkarren zu den Notunterkünften aufzubrechen. Oft wurden sie dabei bombardiert. Statt selbst zu essen, verschenken sie ihr Essen an Kinder. Sie wollen Frieden und Sicherheit für ihre Familie, nicht für sich selbst", sagt Dr. Abed. In den Notunterkünften bietet das Team um Abed wichtige Schulungen zu Gesundheitsfragen an und stellt Erste-Hilfe-Kästen zur Verfügung.
"Wir helfen weiter“"
Mit der Unterstützung von HelpAge betreut das Team von Nord- bis Südgaza rund 70 medizinische Einrichtungen in Notunterkünften. Die medizinische Grundversorgung sei in Gaza nahezu zum Erliegen gekommen, so Abed. Ein Großteil der Infrastruktur ist zerstört, es gibt keine Arbeit, keine Gehälter und die Bevölkerung ist von Unterernährung betroffen – so beschreibt Abed die Lage. Und dennoch: "Wir halten an unserer Aufgabe fest, indem wir uns vor allem um die Bedürfnisse älterer Menschen kümmern und ihnen helfen."
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis von mehr als 20 Hilfsorganisationen, leistet in der Region humanitäre Hilfe. Helfen Sie jetzt mit Ihrer Spende!
Global Care, Handicap International, HelpAge und ZWST sind Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft. Das Bündnis leistet Nothilfe gemäß dem humanitären Imperativ. Dieser besagt unter anderem: Jeder Mensch hat das Recht, humanitäre Hilfe zu erhalten. Ausschlaggebend ist alleine der Bedarf an Hilfe. Weitere Informationen.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die betroffenen Menschen in Nahost.
Stichwort: Nothilfe Nahost
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
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