von Aktion Deutschland Hilft/CARE
CARE-Nothelferin Nahed Abu Iyada ist im Gazastreifen aufgewachsen. Die junge Frau sollte im vergangenen Oktober eigentlich einen Monat im Westjordanland verbringen – doch dann eskalierte der Konflikt. Nahed berichtet von ihrem Leben heute.
"Es ist so, als wäre man an einem sonnigen Ort gewesen, und plötzlich sperrt einen jemand in einen dunklen Raum, und man wartet darauf, dass das Licht zurückkehrt. Es ist auf so vielen Ebenen dunkel, alles, was man sieht, sind Luftangriffe, Töten, Zerstörung, geschlossene Grenzübergänge, keine Krankenhäuser, die man aufsuchen kann, keine medizinische Versorgung, die man in Anspruch nehmen kann.
Es fehlt an allem, was man sich vorstellen kann. Alles ist zum Stillstand gekommen. Dein Leben ist zum Stillstand gekommen. Du hast Angst. Du weißt nicht, ob du den nächsten Tag erleben wirst, du lebst von Tag zu Tag. Es ist jenseits von allem Grauen, das ich beschreiben kann.
Alltag in Gaza vor dem Krieg
Ich bin im Gazastreifen aufgewachsen, ich habe mein Leben hier verbracht. Bevor ich im April bei CARE angefangen habe, war ich für verschiedene humanitäre Organisationen und auch als Fitnesstrainerin tätig. Vor dem Krieg hatte ich ein gutes Leben, ich habe gearbeitet und bin dreimal pro Woche ins Fitnessstudio gegangen.
An den Tagen, an denen ich nicht ins Fitnessstudio ging, habe ich Zeit mit meinen Freundinnen verbracht oder Online-Kurse besucht. Ich war umgeben von Leben. Immer wieder habe ich auch mit Freund:innen in den USA telefoniert, ich habe dort studiert und versucht, mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Ich hatte auch eine Erlaubnis, ins Westjordanland zu reisen. Im Oktober sollte ich einen Monat dort verbringen – doch dann begann der Krieg.
(K)ein Leben im Zelt
Ich möchte die Hoffnung nicht aufgeben, dass der Krieg aufhört und wir in unsere Häuser zurückkehren können. Ich wünsche mir, dass die Grenzübergänge wieder geöffnet werden und dass wir wieder Waren bekommen, aber auch, dass die Krankenhäuser wieder offen sind und die Patient:innen medizinische Versorgung erhalten, dass die Menschen wieder in ihren Häusern leben können und nicht in Zelten.
Ich weiß mittlerweile, was es bedeutet, in einem Zelt zu leben. Das Schlimmste ist, wenn Regen und niedrige Temperaturen angekündigt sind. Man wacht mitten in der Nacht auf, wenn es regnet, und überlegt, wo das Wasser eindringen könnte und bleibt, dann die ganze Nacht wach, um das Zelt nach undichten Stellen abzusuchen und eingedrungenes Wasser rauszubekommen.
Man sitzt auf einem Stuhl mit der Matratze auf dem Schoß, weil man nicht weiß, wie man schlafen soll. Wir leben an einem Ort, der nicht für Zelte geeignet ist, das Wasser könnte es plötzlich überfluten oder es zusammenbrechen lassen. Ich wünsche mir, dass der Krieg aufhört, damit die Menschen nicht noch ein weiteres Jahr den Winter in Zelten verbringen müssen."
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die betroffenen Menschen in Nahost.
Stichwort: Nothilfe Nahost
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
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