Menschen können Hitze aushalten und extreme Kälte ertragen, sie können lernen, sich in extremen Höhen aufzuhalten, sich gegen Nässe zu wappnen und tagelang ohne Nahrung auszukommen. Nur für eines sind wir Menschen denkbar schlecht gerüstet: Durst. Wenn man nicht genügend Wasser zu sich nimmt, wird das Blut zähflüssiger und salzhaltiger, die Kaliumkonzentration steigt, der Blutdruck sinkt, der Kreislauf wird schwach, die Nieren nehmen Schaden. Doch es ist nicht nur der Mangel an Wasser, der den Menschen zu schaffen macht. Sondern auch, womit sie diesen Mangel ausgleichen: mit verdorbenem Trinkwasser. Deshalb gehört es zu den wichtigsten Aufgaben der Katastrophenhilfe, möglichst schnell für sauberes Trinkwasser zu sorgen.
arche noVa hat sich darauf spezialisiert, Wasser aufzubereiten
Darauf hat sich die Dresdner Hilfsorganisation arche noVa spezialisiert, die über den Paritätischen Gesamtverband bei Aktion Deutschland Hilft organisiert ist. Als sich der Maschinenbauingenieur Konrad Menzel wenige Tage nach dem Erbeben im April 2015 auf die Reise von Leipzig nach Nepal macht, hat er Wasserfilter und eine Ausrüstung zur Analyse der Wasserqualität mit dabei. Ein knappes Jahr später steht er wieder auf dem Gelände des Trishuli-Hospitals und erinnert sich, wie es hier aussah: „Das Krankenhaus war voll mit Patienten, die aus den Bergen heruntergetragen worden waren. Hinter uns sehen wir das Gesundheitsministerium, wo ein Notfallkrankenhaus eingerichtet worden ist, das komplett mit Patienten belegt war. Das verwendete Wasser war sehr knapp und mit Bakterien verseucht. Damit haben Ärzte auch operiert. Uns war schnell klar: Wir müssen handeln.“
arche noVa baute Wasserfilter auf – für die Ärzte, für die Patienten und die vielen Angehörigen, die, während sie warteten, kein verdorbenes Wasser trinken sollten. Menzel: „Gleichzeitig sind Leute aus den umliegenden Gebieten zu uns gekommen, um an sauberes Trinkwasser zu kommen. In der Zeit gab es in der Umgebung im Prinzip keines.“ Ein besonders wichtiges Alarmsignal für Konrad Menzel und seine Kollegen sind E-Coli-Bakterien. Sie sind ein Zeichen dafür, dass Wasser mit menschlichen oder tierischen Exkrementen in Kontakt gekommen ist – gelangt es in den menschlichen Organismus, ist es dann oft nur eine Frage der Zeit, bis sich Durchfallerkrankungen oder gar Seuchen nach dem Erdbeben ausbreiten.
Wasseraufbereitungan zwei Schulen
Inzwischen sind Anlagen installiert, die 20.000 Liter Trinkwasser am Tag aufbereiten können. Die am schlimmsten beschädigten Gebäude sind abgerissen. Bis zu 20 Zentimeter breite Risse hatten die Wände durchzogen und eine Reparatur unmöglich gemacht. Überall wird gehämmert, genagelt und geschweißt. „Gemessen an den Umständen geht der Aufbau relativ schnell voran“, sagt Menzel. Zu schaffen mache ihnen allerdings die Benzinkrise, die das Baumaterial verteuere und den Wiederaufbau verlangsame.
Außerdem versorgt eine Wasseraufbereitungsanlage zwei Schulen in der Nähe mit Trinkwasser. Menzel und der Einsatzleiter Thomas Friebel steigen auf das Dach, auf dem schwarze Wassertonnen stehen, in die Wasser aus dem nahe gelegenen Fluss gepumpt werden. Sie prüfen den Schwimmer, eine kleine Boje im Inneren des Tanks, der dafür sorgt, dass die Wasserzufuhr stoppt, wenn die Tanks voll sind. Von dort oben läuft das Wasser durch Filter, in denen Bakterien und Viren hängen bleiben – so zuverlässig, dass Friebel und Menzel das Wasser auch selbst trinken. „Das schlimmste, was passieren kann, ist, dass es nicht so gut schmeckt.“ Die Filter werden maximal acht Jahre lang funktionieren, dann müssen sie ausgetauscht werden. Schon jetzt legen die einheimischen Betreiber dafür regelmäßig Geld zur Seite. Schon längst werden die Tanks von einheimischen Mitarbeitern instand gehalten.
Konrad Menzel leistet Aufbauhilfe im In- und Ausland
Maschinenbauingenieur Konrad Menzel, 29 Jahre alt, arbeitet seit sechs Jahren für arche noVa. Schon während des Studiums war er an einem Wiederaufforstungsprojekt in Madagaskar beteiligt, später ging er für ein halbes Jahr als technischer Projektassistent nach Sri Lanka. Fest zum Team von arche noVa stieß Menzel vor anderthalb Jahren. Wenn er nicht unterwegs ist, schult er von Dresden aus Ehrenamtliche, führt Bewerbungsgespräche mit Interessenten – darunter viele Klempner und Elektriker aus dem Dreieck Dresden-Leipzig-Berlin.
Er kümmert sich außerdem darum, dass die technische Ausrüstung stets einsatzbereit ist. Und um Bildungsprojekte an Schulen und Unis zu Hause in Sachsen, wo Entwicklungshelfer nicht immer ein Heimspiel haben. Ihm ist es wichtig, Auslands- und Inlandsarbeit miteinander zu verbinden. „Ist schon hart, welche Fragen man so zu hören bekommt. Zum Beispiel: Kommen jetzt die Nepalesen auch alle zu uns?“ Ein Gutes aber kann er den Entwicklungen rund um die Pegida-Aufmärsche in Dresden abgewinnen: „Die Menschen sind wieder politischer. Die Zivilgesellschaft ist zwar gespalten, aber gleichzeitig macht es das leichter, die Empathie und Hilfsbereitschaft ganz vieler Menschen zu aktivieren.“
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