von World Vision
Seit mehr als 30 Jahren engagiert sich das Bündnismitglied World Vision in Nepal und arbeitet in elf Distrikten an der Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern, Familien und Dorfgemeinschaften. Als das erste Beben im April 2015 den Himalaya-Staat erschütterte, waren Notfallteams daher schnell im Einsatz.
„Zum Glück hatten wir Decken und Zeltplanen für einige Hundert Menschen vorrätig und konnten diese schnell verteilen“, sagt World-Vision-Nothilfekoordinator Hans Peter Zerfas. „Im nächsten Schritt haben wir weitere Hilfsgüter auf dem lokalen Markt gekauft. Wegen der vielen Zerstörungen war es jedoch schon bald notwendig, Nachschub ins Land zu bringen – und das gestaltete sich schwierig: Fahrten in die Bergdörfer waren zum Teil sehr gefährlich, und oft mussten unsere Helfer lange, steile Wege zu Fuß zurücklegen.“ Bis zur Monsunzeit war wenig Zeit, und als die Wege wieder trocken waren, behinderten politische Krisen einen zügigen Start von Wiederaufbaumaßnahmen. Dennoch berichtet Zerfas, der mehrfach vor Ort war, von einigen Fortschritten aus diesem ersten Jahr nach der Katastrophe – und von Plänen für weitere Projekte.
Medizinische Notversorgung
Da infolge der beiden Beben viele Menschen verletzt, gleichzeitig aber mehr als 1200 Gesundheitseinrichtungen beschädigt oder zerstört wurden, musste an vielen Orten dringend eine medizinische Notversorgung eingerichtet werden. Hierfür lieferte World Vision anfangs Zelte und Medikamente, Liegen und Geburtshilfe-Sets. In einigen besonders hart betroffenen Gemeinden bildete die Organisation außerdem Gesundheitsberater aus, die die medizinischen Dienste in den Dörfern unterstützten. Zwei Kliniken – für die Versorgung von über 25.000 Menschen – konnten neu gebaut und mit teils neuer Ausstattung ihre Arbeit aufnehmen. In 36 von World Vision eingerichteten Mutter-Kind-Zentren wurde außerdem über verschiedene Gesundheits- und Ernährungsfragen informiert, um in den Familien eine gute Vorsorge zu unterstützen.
Den Bau erdbebensicherer Häuser und den Wiederaufbau sonstiger Infrastruktur will die Regierung durch eine neu geschaffene Behörde angehen. Dank World Vision konnten sich über 8000 Familien noch vor dem Wintereinbruch mithilfe von Planen und Seilen sowie viele weitere Familien mithilfe von Wellblechen Übergangsunterkünfte bauen oder ihre beschädigten Häuser bewohnbar machen. Mit dem Bau von Toiletten und Reparaturen an Brunnen wurde zudem die Hygiene verbessert. Aktion Deutschland Hilft unterstützte neben dem Dach über dem Kopf auch die Verteilung warmer Kleidung an besonders bedürftige Familien. „Als ich im Februar einige Dörfer besucht habe, sah ich den großen Nutzen dieser Winterhilfe, denn viele Häuser sind kaum beheizt“, berichtet Koordinator Hans Peter Zerfas. „Viele Menschen kamen auf mich zu und bedankten sich wortreich für die warmen Jacken und Mützen.“
Cash-for-Work-Programme, um zur Normalität zurückzukehren
Durch Lohnzahlungen für Aufräum- und Reparaturarbeiten förderte World Vision darüber hinaus lokale Eigenanstrengungen zum Wiederaufbau. Dies versetzte mittellose Familien in die Lage, sich selbst mit Nahrungsmitteln oder anderen benötigten Gütern zu versorgen. Rund 80.000 Menschen profitierten davon. „Hilfe über Bargeldzahlungen zu leisten hat sich auch in Nepal als effizient erwiesen“, sagt Zerfas. World Vision plant als nachhaltige Hilfe aber auch gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Einkommen, beispielsweise in der Landwirtschaft und im Kleingewerbe.
Auch das Sparen in Gruppen wird unterstützt. Für rund 8200 Kinder hat das Leben schon bald nach der Katastrophe ein Stück Normalität zurückgewonnen, obwohl ihre Schulen zerstört waren oder monatelang geschlossen blieben. Sie erhielten Unterricht in den 54 Notschulen, die World Vision eingerichtet hat. Ein Teil dieser Notschulen ist weiterhin in Betrieb, und die Lehrer werden mit Trainings dabei unterstützt, gute Lernbedingungen für die Kinder herzustellen. Richtiges Verhalten im Falle einer Katastrophe gehört natürlich auch zu den Unterrichtsthemen.
Wellbleche und Werkzeuge
Als die Erde am Samstagmorgen zu Schwanken begann, arbeitete Rudra Kumari gerade auf ihrem Feld, um die Ernte einzubringen. Die 38-Jährige erkannte sofort, dass es sich um ein Erdbeben handeln musste. Auf ihrem Feld konnte ihr nicht viel passieren, das wusste sie, aber angsterfüllt dachte sie an ihren Sohn. Er hatte schulfrei und war zu Hause. Rudra war sehr erleichtert, ihren Jungen zwar zitternd, aber unverletzt außerhalb des Hauses vorzufinden: „Er schaute gerade Fernsehen, als das Beben einsetzte. Er spürte, dass etwas nicht stimmte, und rannte aus dem Haus. Als er das Haus unserer Nachbarn einstürzen sah, sprang er schnell auf ein Feld. Sekunden später stürzte auch unser Haus in sich zusammen.”
Die Familie verlor mit dem Heim ihre Getreidevorräte, Kleidung und andere Haushaltsgüter. Die Verluste zu ersetzen und ein neues Haus zu bauen, ist für viele Familien mit geringem Einkommen sehr schwierig. Rudra erzählt: „Der kleine Verdienst, den mein Mann als Fahrer nach Hause bringt, hat schon vor dem Erdbeben kaum für uns als Familie gereicht.” Mit geliehenem Geld kaufte ihr Mann ein paar Materialien für eine Notbehausung. „Den Kredit zurückzuzahlen war sehr schwierig, und die Hütte ist keine langfristige Lösung.“
Mitarbeiter von World Vision haben Wellbleche und Werkzeuge geliefert, um Familien beim Bau festerer Unterkünfte oder bei der Ausbesserung ihrer Häuser zu unterstützen. Rudras Familie ist einer von rund 4000 Haushalten, die diese durch Aktion Deutschland Hilft finanzierte Unterstützung erhalten haben. Rudra: „Wir wurden dadurch sehr motiviert, den Bau eines soliden Hauses anzugehen.”
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