In einem Feldhospital, das von Malteser International geleitet und unterstützt wird, wurden in der Nothilfephase viele Knochenbrüche behandelt. Ein Jahr nach dem Erdbeben kommen bei den Patienten die seelischen Verletzungen zum Vorschein. Dr. Chandan Kumar Singhs Arbeitsplatz ist eine Wiese. Sie liegt am Fuße der Berge und nur ein paar Meter vom Arniko Highway entfernt, der von Kathmandu nach Tibet führt. Ziegen weiden hinter einem Zaun. Auf der anderen Seite steht eine Reihe von Zelten, die durch die Arbeit von Dr. Singh und weiteren acht Mitarbeitern beinahe zu einem vollständigen Krankenhaus werden: mit Anmelde- und Wartebereich, Behandlungszimmer, Apothe-ke, Krankenzelt, Notaufnahme, Küche, Personal- und Schlafzelt.
Für etwa 50.000 Menschen ist dieses Zelthospital die nächstgelegene Möglichkeit, von einem Arzt behandelt zu werden. Das nächste Krankenhaus ist rund 50 Kilometer entfernt, das sind bei den hiesigen Straßen und ihrem Verkehrsaufkommen etwa anderthalb Autostunden. Wobei „Autostunden“ als Maßeinheit für die Patienten in dieser Gegend ungefähr so viel bedeutet wie in Deutschland „Flugstunden“: Man müsste ein Auto und Benzin haben. Die meisten Kranken kommen zu Fuß.
Vermehrt psychosomatische Erkrankungen
In den ersten Monaten behandelte das Team in diesem Feldhospital vor allem sichtbare körperliche Verletzungen: Knochenbrüche, Fleischwunden, stumpfe Bauchtraumata. Für Notfälle ist die Krankenstation rund um die Uhr geöffnet. Die akuten Verletzungen seien in den letzten Monaten zurückgegangen, sagt Dr. Singh. Jetzt kommen immer häufiger Menschen mit schwer durchschaubaren Symptomen. Einige lassen auf psychosomatische Erkrankungen als Folge der beiden Erdbeben schließen: Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, unklare Beschwerden.
„Mentalconsulting“ sei notwendig, sagt der Mediziner, „psychologische Beratung“. Dazu kommen diejenigen Beschwerden, die auch unabhängig von einer Katastrophe auftreten. Auf einem Krankenbett liegt eine junge Frau, die am frühen Morgen mit schweren inneren Blutungen hierher gebracht wurde. 70 bis 80 Patienten kommen seit Betriebsbeginn im Mai 2015 täglich.
Dr. Singh und das übrige Personal kommen vom Hospital in Dhulikhel, der Hauptstadt des Distrikts Kavrepalanchok, während die Medikamente und die Ausrüstung größtenteils über Malteser International und mit Mitteln von Aktion Deutschland Hilft zur Verfügung gestellt werden. Auch das Bündnismitglied action medeor ist beteiligt. Dank der Kooperation zwischen dem sehr gut funktionierenden Krankenhaus vor Ort und den deutschen Hilfsorganisationen kann die medizinische Behandlung derzeit kostenlos angeboten werden. Ziel ist es, sie auch zu verstetigen: In diesem Jahr möchte Malteser International das Feldhospital zu einer funktionsfähigen und dauerhaften medizinischen Einrichtung in einem festen Gebäude ausbauen.
DEMIRA fördert junge Ärzte
von DEMIRA
Für die medizinische Versorgung der Bevölkerung in Nepals Provinzen unterhält die Regierung sogenannte Distriktkrankenhäuser. Viele dieser Kliniken wurden durch die beiden Erdbeben zerstört oder schwer beschädigt. Zudem haben diese abgelegenen Einrichtungen Probleme, offene Stellen mit jungen Ärzten zu besetzen. Das bedeutet oft, dass der Bevölkerung im Einzugsgebiet eines Distriktkrankenhauses keine ärztliche Versorgung zur Verfügung steht. Die Versorgung wird im besten Fall von nichtärztlichem medizinischem Personal geleistet. DEMIRA hat es sich zum Ziel gesetzt, die Bereitschaft junger Ärzte, dort Dienst zu verrichten, zu erhöhen.
So werden den Jungmedizinern fundierte Aus- und Fortbildungen angeboten, die durch ehrenamtlich tätige Trainer aus Deutschland geleitet werden. Die Ausbildungsinhalte orientieren sich dabei an den Leitlinien deutscher Fachgesellschaften sowie den Richtlinien des nepalesischen Gesundheitsministeriums. Das Programm richtet sich nicht nur an Ärzte, sondern auch an Pflegekräfte und Ernährungsberater. Zudem unterstützt DEMIRA Distriktkrankenhäuser bei der Beschaffung von Medikamenten, diagnostischen Geräten und Laborchemikalien.
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