Interview mit Frank Beutell von TERRA TECH über die Probleme beim Wiederaufbau
Im Dezember 2015 reiste TERRA-TECH-Mitarbeiter Frank Beutell für Schulungen des lokalen Partners „International Nepal Fellowship“ (INF) nach Nepal. Rund acht Monate nach den beiden verheerenden Erdbeben konnte er dabei auch einen Eindruck der aktuellen Lage vor Ort gewinnen.
Herr Beutell, wie haben Sie die Situation vor Ort erlebt?
Die Lage in Nepal ist nach wie vor angespannt. Durch die seit 2015 bestehende Grenzblockade zu Indien fehlen viele für den Wiederaufbau notwendige Materialien. Der akute Kraft- und Brennstoffmangel hemmt das öffentliche Leben massiv. Am stärksten sind die Auswirkungen davon in den entlegenen, schwer erreichbaren Hochgebirgsregionen zu spüren.
Benötigen die Menschen daher auch weiterhin Hilfe von außen?
Ja, die Folgen des Erdbebens sind noch lange nicht überwunden. Trotz der großen internationalen Hilfe steht Nepal noch immer vor sehr großen Herausforderungen und ist auf weitere Hilfe angewiesen.
Geografisch liegt Nepal in einer sehr gefährlichen Weltregion: Experten warnen vor weiteren möglichen Erdbeben. Welche Maßnahmen müssen nun angegangen werden?
Neben dem Wiederaufbau ist es von großer Bedeutung, das Land auf kommende Naturkatastrophen vorzubereiten. Deswegen wird TERRA TECH zusammen mit unserem lokalen Partner INF in diesem Jahr ein Projekt in Westnepal beginnen, das gezielt die Widerstandskraft der Bevölkerung stärken soll. Nach einer Pilotphase wollen wir das Projekt auf viele Distrikte im Westen des Landes ausdehnen.
Wie hat man sich die Zusammenarbeit mit INF vorzustellen?
Wir haben bereits vor dem Erdbeben in Nepal gemeinsam mit unserem lokalen Partner gearbeitet. INF betreibt in Westnepal zahlreiche Krankenhäuser und ist in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung aktiv. Daher sind sie und wir vor Ort hervorragend vernetzt und aufgestellt. Aufgrund dieses Netzwerks konnten wir bereits direkt am Tag nach dem ersten Beben Hilfe vor Ort leisten. Innerhalb von 48 Stunden war zum Beispiel bereits ein mobiles Ärzteteam in Gorkha unterwegs, und es haben erste Lebensmittellieferungen stattgefunden.
Wie sehen Sie die Zukunft des Landes?
Ich hoffe sehr, dass Nepal und Indien ihre Streitigkeiten 2016 lösen. Die aktuelle Grenzblockade lähmt fast alle Wiederaufbaubemühungen und hat auf die ärmsten Bevölkerungsschichten den größten Effekt. Langfristig hoffe ich, dass Nepal und die internationale Gemeinschaft Lehren aus dem Erdbeben ziehen, und Nepal als Land in Zukunft besser auf solche verheerenden Naturkatastrophen vorbereitet ist.
Nothilfephase
In den Wochen nach dem Beben verteilten TERRA TECH und die Partnerorganisation „International Nepal Fellowship“ (INF) in den Regionen Gorkha und Dhading über 100 Tonnen Nahrungsmittel und mehrere Tonnen weiterer Hilfsgüter. Zusätzlich wurden von vielen freiwilligen Helfern circa 2000 Nothilfepakete gepackt. Die Pakete wurden in Helikopter und gelände gängige Fahrzeuge verladen und an Bedürftige verteilt. In den ersten Tagen wurden in der Region Gorkha 350 Patienten von mobilen Ärzteteams der INF versorgt. In einigen Regionen trafen die Helfer bereits einen Tag nach dem Beben ein. Diese schnelle Nothilfe war nur möglich, da INF seit über 60 Jahren über ein Netzwerk von Gesundheitsstationen in Nepal verfügt.
Wiederaufbau
Nach Abschluss der Nothilfephase wurde INF von den Behörden der Region Gorkha und den Koordinatoren der Vereinten Nationen mit Wiederaufbaumaßnahmen in verschiedenen Dörfern betraut. Im Mittelpunkt der Aktivitäten stehen die Errichtung von Übergangsschulen und die Beschaffung von wesentlichen medizinischen Geräten an Gesundheitsposten. Der Wiederaufbau von Schulen, Krankenhäusern, Gesundheitsstationen und Verwaltungsbüros ist in Planung. Außerdem werden Vorsorgemaßnahmen in Form von Notfallplänen und Trainingseinheiten konzipiert. So werden vielen Menschen – auch in entlegenen Regionen – Wege aufgezeigt, wie sie sich im Katastrophenfall verhalten sollten. Mobile Ärzteteams versorgen Patienten in der Region Gorkha.
+++ Dauerhaft helfen +++
Aktion Deutschland Hilft ist das starke Bündnis von über 20 Hilfsorganisationen.
Werden Sie jetzt Förderer. Mit Ihrer regelmäßigen Spende helfen Sie Tag für Tag
und immer genau dort, wo die Not am größten ist.
Jetzt Förderer werden!