Nach dem Erdbeben kommt der „Wiederaufbau“ – doch dieser Begriff beschreibt das Ziel nur zum Teil. Denn die Helfer wollen nicht einfach nur den Status Quo von vor dem Erdbeben wiederherstellen. Sie wollen mehr. Zum Beispiel die erste vollständig inklusive, erdbebensichere Bibliothek Nepals bauen.
Vom Nordpol bis nach Zentralafrika geht ein Riss, und auf der anderen Seite der Welt hängt ein großer Teil des Pazifiks in Fetzen. Vermutlich fiel der Globus vom Tisch, als die Erde in Nepal bebte, wie sie das viele Jahre nicht mehr getan hatte. Das Beben ließ die Wände daumenbreit aufklaffen. Es warf Computer-Monitore zu Boden, begraben unter Schutt und Staub. Es hinterließ Bauziegel, die durch den Putz lugen, als warteten sie nur auf den richtigen Augenblick, um herauszufallen. Und Hunderte von Büchern, die seit Monaten niemand mehr lesen darf, weil die Bibliothek einsturzgefährdet ist.
„Ein Pionierprojekt!“
Doch die Helfer vom Arbeiter-Samariter-Bund und dem Kooperationspartner RIRC Nepal wollen sich hier, an der Hauptstraße der Stadt Bhimeshwar im Bezirk Dolakha, nur kurz aufhalten. Sie sind nicht gekommen, um gemeinsam mit den Betroffenen den Verlust zu beklagen. Die Zeit des Trauerns geht ein knappes Jahr nach dem Erdbeben zu Ende. Jetzt schauen sie nach vorne. Oder besser gesagt: zur Seite. Dort, nur ein paar Meter abseits der Hauptstraße mit ihrer alten Bibliothek, gibt es einen Platz, der unscheinbarer nicht sein könnte. Mit dem Wort „leer“ ist er erschöpfend beschrieben. Aber leer wird er nicht mehr lange bleiben. Denn hier soll die neue Bibliothek entstehen.
Und was für eine! ASB-Mitarbeiterin Jwala Panday erklärt es so: „Die Bücherei, die wir neu bauen werden, wird mehr sein als nur eine einfache Bücherei. Sie wird künftigen Erdbeben standhalten können. Sie wird der Gemeinde gehören. Und sie wird behindertenfreundlich und inklusiv sein. Menschen im Rollstuhl werden Zugang haben, und Menschen mit Sehbehinderung werden hierher kommen, um Audioszu hören. Diesen Ort werden Menschen besuchen, um zu schreiben und zu lesen, um ihr Wissen zu teilen – und um sich weiter zu bilden. Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Alte aus der gesamten Region. Es wird die erste Bibliothek dieser Art in Nepal sein. Ein Pionierprojekt!“
Pashupat Nepali (41 Jahre)
„Als ich jünger war, ging ich manchmal in die alte Bibliothek. Aber es war schwer für mich als Blinde, dorthin zu gelangen. Sie lag im Zentrum, an der Hauptstraße, es war ein gefährlicher Weg für mich, vorbei an Autos, Lastwagen und Motorrädern. Die Leute, die diese Einrichtungen bauten, dachten damals nicht an Blinde wie mich oder an Gehbehinderte wie meinen Mann. Er geht auf Krücken und sitzt zeitweise im Rollstuhl. Ich hoffe, dass die neue Bibliothek besser begehbar sein wird. Mein Mann und ich, unsere Kinder und Enkel werden gerne hierher kommen.“
Tulasa Basnet (14 Jahre):
„Für Gehörlose wie mich war es noch nie leicht, Zugang zu Bildung zu bekommen. Gerade nach dem Erdbeben und in den abgelegenen Dörfern ist es schwer. In der neuen Bibliothek aber will ich meine Fähigkeiten ausbauen: Ich möchte zum Beispiel lernen, wie man malt und wie man mit Computern umgeht. Später möchte ich gerne Lehrerin werden. In welchem Fach, weiß ich noch nicht genau. Die Bibliothek soll mir helfen, das zu schaffen.“
Pramila Neupane (28 Jahre)
„Mein Sohn ist neun Jahre alt, meine Tochter zwölf. Seit sie klein waren, waren sie in der Bibliothek. Jeden Tag außer samstags. Sie puzzelten, besuchten Spielgruppen, lasen, nahmen auch Bücher mit nach Hause. Seit die Bibliothek wegen des Erdbebens geschlossen ist, müssen sie zu Hause weiterlesen. Aber sie lesen! Das ist das Ergebnis der Bibliothek. Ich freue mich auf die behinderten- und kinderfreundliche Bibliothek. Ich wünsche mir, dass jeder von uns im Licht lebt, nicht im Dunkeln. Die Bibliothek soll einfach für alle da sein. Hier sollen die Leute lesen und schreiben lernen. Die Menschen sollen lernen, wie man mit einem Computer umgeht, wie man Anträge stellt, Formulare ausfüllt, wie man Düngemittel richtig einsetzt, all sowas. Ich danke allen in Deutschland für die Hilfe!“
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