von Andreas Unger (Medienkoordinator bei Aktion Deutschland Hilft)
Die Hilfe muss so schnell wie möglich zu den Menschen gelangen
Die Rettung liegt im Erdgeschoss eines Rohbaus aus Beton, am Rande des Tals von Kathmandu. 200 blaue Pakete sind dort gestapelt, einen Meter lang, gut zehn Kilo schwer, dazu 50 Säcke mit Reis und Medikamenten. Es sind dringend erwartete Pakete für die Menschen im Distrikt Sindhupalchok, etwa 120 Kilometer von Kathmandu entfernt. 1.000 Zeltplanen für etwa 5.000 bis 6.000 Menschen. Etwa ein Dutzend Helfer einer Partnerorganisation von AWO International bilden eine Schlange, um die Hilfsgüter möglichst schnell auf zwei Laster verladen zu können. Die Zeit drängt: Durch das Erdbeben sind 2,8 Millionen Menschen obdachlos geworden und müssen unter freiem Himmel übernachten. Tagsüber brennt die Sonne auf sie herunter, nachts wird es bitter kalt in der Bergregion und auch dem Regen sind sie schutzlos ausgeliefert.
Risse und Trümmer
Je weiter es hinauf geht, desto schlechter werden die Straßen: Risse, mehrere Zentimeter breit, durchziehen die Asphaltdecke. An vielen Stellen ist der Hang abgerutscht und hat Teile des Wegs verschüttet. Die Bewohner haben die meisten Trümmer beiseite geräumt. Die größten Brocken, fast so groß wie Autos, liegen noch auf den Wegen, sie sind ohne Maschinen nur schwer zur Seite zu schaffen. An manchen Stellen sieht es aus, als würden die Helfer einen Steinbruch durchqueren.
Bald wird der Monsun einsetzen
Das Erdbeben ist ein weiteres Glied in einer Kette von Unglücken: Erdrutsche und Krankheiten können in der ohnehin armen Gegend jetzt noch viel größere Schäden anrichten, weil die Menschen ohnehin geschwächt sind. Regenfälle deuten darauf hin, dass der Monsun, der normalerweise erst im Juni beginnt, in diesem Jahr früher einsetzt. Die Feuchtigkeit schwächt die Widerstandsfähigkeit der Menschen weiter, und das Wasser kann weitere Erdrutsche auslösen. All diese Umstände treffen auf Menschen, zumeist Bauern, die ohnehin schon von Subsistenzwirtschaft leben: Was sie essen, bauen sie selber an, sie verfügen kaum über Reserven.
Kraft zum Überleben
Nach etwa zwei Dritteln der Strecke taucht ein kleines Örtchen auf, vollkommen zerstört. Die Helfer halten an. Ställe, Häuser, Hof – alle Bauten sind zerstört. Die Menschen suchen Schatten: unter Sträuchern und Verschlägen sitzen und liegen sie. Nar Bahadur Malla, 79 Jahre alt, barfuß, hager, erzählt von einem Nachbarn, der in den Trümmern starb. Und von einem Büffel, der noch immer unter den Steinen liegt und angefangen hat zu stinken. Den Leuten fehlt die Energie, um ihn frei zu graben und zu verbrennen. Sie brauchen ihre Kraft zum Überleben.
Die Hilfe kommt an
Der Konvoi fährt weiter, es geht vorbei an Schutthaufen und an Häusern, die auf zerbröckelten Fundamenten stehen. Nach knapp drei Stunden halten die Laster im Dorf Fulping Kot, das kaum mehr als eine Weggabelung ist. Viele Menschen warten dort auf Hilfe. Sie haben die Ankunft schon erwartet, manche sind anderthalb Stunden gelaufen, um hierher zu kommen. Es wird sofort laut, der Lärm scheint weitere Menschen zu alarmieren von den Stichstraßen, die auf beiden Seiten abzweigen. Nach kurzer Zeit sammeln sich über 300 Menschen zu einer dichten Traube vor dem Laster. Die Helfer müssen warten, bis sie sich beruhigt haben. Nach einer halben Stunde können die ersten Planen ausgeladen werden. Die Menschentraube lockert sich. Die Verteilung orientiert sich an einer Liste, die Helfer zuvor vor Ort erstellt haben. Darin sind die Namen der Familien aufgelistet, die Zahl ihrer Mitglieder – und was sie am dringendsten brauchen. Hier, wo drei Viertel der Häuser zerstört sind, ist fast jeder ein Hilfsbedürftiger.
Sie ist gerettet
Gerda Pohl, Mitarbeiterin einer Partnerorganisation von AWO International, sieht sich um, ob noch jemand Hilfe braucht. Sie ist Ärztin, spricht Nepalesisch und ist seit 14 Jahren in Nepal. Ein Mann kommt auf sie zu und erzählt ihr, dass oben seine verletzte Frau liege. Beide machen sich auf den Weg und finden sie auf dem Boden liegend. Sie hat acht Kinder, eines davon ist von einer umstürzenden Wand begraben worden und umgekommen. Sie kann die Beine nicht mehr bewegen. Immerhin kann sie sie noch spüren – keine Querschnittslähmung also, aber mehrere Rippen sind gebrochen, dazu eine Rücken- und wahrscheinlich eine Beckenfraktur. So liegt sie seit fast einer Woche da. Pohl gibt ihr Schmerzmittel für die Nacht. Für den nächsten Morgen, als die Helfer wieder zurück in Kathmandu sind, kann Pohl einen Rettungstransport für die Frau nach Kathmandu organisieren. Sie ist gerettet.
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