von Aktion Deutschland Hilft/World Vision
Hamida steht mit einem Spaten bei einer Gruppe von Frauen. Ihre gemeinsame Aufgabe: Sand in Säcke zu schaufeln. Die Luft ist schwül. Schon am Vormittag zeigt das Thermometer 35 Grad Celsius. Dennoch ist Hamida dankbar für diese Arbeit. Inmitten des größten Flüchtlingscamps der Welt schenkt sie ihr ein Stück Normalität.
Vertreibung & Flucht: Rohingya verloren die Kontrolle über das eigene Leben
Hamida ist eine Angehörige der Rohingya. Fast eine Million Menschen, die zu dieser muslimischen Minderheit gehören, haben seit 2017 Zuflucht in Bangladesch gesucht. Damals waren sie gewaltvoll aus Myanmar (ehemals Birma) vertrieben worden. Seitdem stehen Hilfsorganisationen unseres Bündnisses den Menschen zur Seite.
Viele Rohingya verloren Verwandte und mussten ihr gesamtes Hab und Gut zurücklassen. Auf der Flucht, das berichten viele Menschen, hätten sie ihr Selbstwertgefühl und die Kontrolle über das eigene Leben verloren. Als Staatenlose werden ihnen viele Menschenrechte verwehrt. Und ihre Zukunft ist ungewiss.
2017 zerbricht Hamidas Welt
Vor zwei Jahren lebte Hamida mit ihrem Mann und den beiden Kindern auf einem kleinen Bauernhof im Norden Myanmars. Sie bestellten ihre Felder, kümmerten sich um die Ziegen und Hühner. Dann kommt ihr Mann durch die brodelnde Gewalt ums Leben. Mit 40 Jahren wird Hamida Witwe und muss die beiden Söhne allein versorgen. Rashidullah ist heute elf, Ayatullah acht Jahre alt.
Laut dem UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR sind unter den geflüchteten Rohingya mehr als 32.000 alleinerziehende Mütter. Sie stehen vor großen Herausforderungen. Die monatliche Ration an Reis, Linsen und Öl, die alle Flüchtlinge erhalten, ist knapp. Und den Frauen fehlt das Geld, um Fleisch, Fisch oder Gemüse auf dem Markt zu kaufen. Im Camp eine bezahlte Arbeit zu finden, ist für sie besonders schwer.
Hilfe für Alleinerziehende und Witwen
In einem Hilfsprojekt unserer Bündnisorganisation World Vision können Frauen wie Hamida Hoffnung schöpfen: Sie erhalten Arbeit und verdienen eigenes Geld. 30 Prozent der teilnehmenden Flüchtlinge sind alleinerziehende Frauen und Witwen. Ihnen fallen leichtere Arbeiten zu. Sie füllen Sand und Zement ab oder ebnen Wege.
Schwere Aufgaben wie das Bauen von Straßen und Brücken übernehmen Männer. Vom Ergebnis – sicheren Wegen und stabilen Brücken – profitieren alle. Vor allem dann, wenn der Monsun in den kommenden Monaten wieder Regen bringt. Dann steigt die Gefahr von Erdrutschen auf dem abschüssigen Gelände.
"Anfangs war es schwer, Frauen für das Hilfsprojekt zu finden", berichtet die Projektmanagerin von World Vision, Agatha Sarker. In der Tradition der Rohingya sei es nicht üblich, dass Frauen arbeiten gehen. Doch inzwischen wird die Arbeit der Frauen in der Gemeinschaft akzeptiert. Hamida sagt: "Diese Möglichkeit bedeutet uns sehr viel."
Die Frauen und Männer erhalten für ihre Arbeit einen fairen Tageslohn. Ein Huhn, Gemüse und Obst vom Markt, neue Kleidung – dafür hat Hamida ihr erstes Gehalt ausgegeben, erzählt sie dankbar.
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