von Aktion Deutschland Hilft
In Bangladesch sind im vergangenen Jahr riesige Flüchtlingscamps entstanden. Mehr als 720.000 Menschen aus Myanmar haben dort seit August 2017 Zuflucht gefunden. Doch die Zukunft der geflüchteten Rohingya ist ungewiss und heftiger Monsunregen droht, die Menschen erneut zu treffen.
Manisha Thomas von Emergency Appeals Alliance (EAA) hat sich ein Bild von der Lage in Bangladesch gemacht. Im Interview mit Aktion Deutschland Hilft berichtet sie, wie sich Flüchtlinge und Hilfsorganisationen auf den Monsun vorbereiten und was die Menschen am dringendsten benötigen.
Aktion Deutschland Hilft: Sie kommen gerade aus Bangladesch zurück. Wie würden Sie Ihre Eindrücke mit wenigen Worten beschreiben?
Manisha Thomas: Widerstandsfähigkeit, große Verzweiflung und Hoffnung: Es ist einerseits beeindruckend, wie die vertriebenen Menschen mit ihrer Situation umgegangen sind. Andererseits ist die Verzweiflung groß. Die Menschen können nicht in ihre Heimat zurückkehren. Dort ist es zu gefährlich für sie. Doch auch in den Camps können sie kein normales Leben führen. Es ist ungewiss, was die Zukunft für sie bereithält. Darunter leiden die Menschen sehr.
Ich habe aber auch gesehen, wie viele Menschen engagiert zusammenarbeiten: Helfer aus Bangladesch, die Flüchtlinge selbst, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Daraus schöpfe ich Hoffnung.
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This camp in Bangladesh - known informally as the megacamp - is now considered the largest #refugee settlement in the world.
— DEC (@decappeal) 30. Juni 2018
DEC charities are there and our appeal is still open. Pls, donate at https://t.co/4cCQShIhh9. #Myanmar #Rohingya pic.twitter.com/V5autEzmF0 pic.twitter.com/HwbDTUJceo
Sie haben innerhalb von sechs Monaten zwei Mal Flüchtlingscamps in Bangladesch besucht. Wie hat sich die Lage der Menschen entwickelt?
Der Zustand der Unterkünfte hat sich verbessert: Die Wände sind stabiler geworden und die Planen auf den Dächern besser befestigt. Außerdem wurde das Abwassersystem weiterentwickelt. Regenwasser kann besser ablaufen. Das verhindert Überschwemmungen. Die Menschen vor Ort haben viel geleistet, um auf die Monsunzeit vorbereitet zu sein.
Der Monsun hatte im vergangenen Jahr schwere Folgen. Wie haben sich die Menschen und Hilfsorganisationen in den Flüchtlingscamps vorbereitet?
Der Bau von sicheren Unterkünften war und ist wichtig. Außerdem wurden die Flüchtlingscamps erweitert, um mehr Platz für hochwassersicheren Wohnraum zu schaffen. Viele Unterkünfte sind an Hängen und dicht aneinander gebaut worden. Das kann bei Erdrutschen sehr gefährlich sein. Einige Menschen konnten nun bereits umziehen.
Die Gegend, in der die Flüchtlingscamps gebaut sind, ist sehr hügelig. Wichtig war es daher auch, Wege und Zufahrtsstraßen zu verbessern. Wenn der Boden erst nass und schlammig ist, wird es schwierig, Latrinen und Hygienestationen sicher zu erreichen.
Was könnte der Monsun in den Camps anrichten?
Je nachdem, wie heftig es regnet, ist es nur eine Frage der Zeit und die Menschen stehen erneut bis zu den Knien in Schlamm. Erdrutsche und Überschwemmungen könnten zahlreiche Unterkünfte zerstören und Menschen obdachlos machen.
Durch verunreinigtes Wasser könnten sich akute Durchfallerkrankungen oder Cholera schnell ausbreiten.
Was benötigen die Menschen im Moment am dringendsten?
Sollte sich die Situation in den Flüchtlingscamps während der Monsunzeit zuspitzen, stehen Helfer, Hilfsmaterial und medizinisches Personal bereit, um den Menschen Hilfe zu leisten.
Der größte Wunsch ist Normalität. Das wurde mir in vielen Gesprächen mit Flüchtlingen klar. Wie überall auf der Welt wünschen sich Eltern, dass ihre Kinder zu Schule gehen können. Außerdem möchten die Menschen gerne einer Arbeit nachgehen oder eigenes Gemüse anbauen.
Als Hilfsorganisationen müssen wir darauf achten, dass die Rohingya-Krise im Fokus der Öffentlichkeit bleibt. Die Menschen sind auf Hilfe angewiesen, sie haben keine Alternative. Es ist wichtig ist, dass diese Hilfe koordiniert stattfindet. Wir dürfen keine Zeit und Ressourcen verschwenden.
Manisha Thomas (44 Jahre) ist seit mehr als 20 Jahren in der Humanitären Hilfe tätig. Sie ist Koordinatorin bei Emergency Appeals Alliance (EAA) - einem globalen Zusammenschluss von Hilfsbündnissen wie Aktion Deutschland Hilft. Humanitäre Hilfsorganisationen aus zehn Ländern (Belgien, Deutschland, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Niederlande, Österreich, Schweden, Schweiz) sind darin vernetzt.
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