von Malteser International
620.000 Flüchtlinge aus Myanmar sind in den vergangenen Monaten im südlichen Grenzbezirk von Cox's Bazar, Bangladesch, eingetroffen und noch immer kommen täglich weitere Menschen an. Sie kommen in einem provisorischen Zeltlager unter, das zu einem Mega-Camp geworden ist.
Das riesige Flüchtlingscamp in Bangladesch ist völlig überfüllt
Die meisten Flüchtlinge haben Notunterkünfte aus Plastikplanen und Bambus errichtet. Die einfachen Zelte sind auf kleine Hügel gebaut und stehen dicht gedrängt. Viele Gebiete sind schwer zu erreichen und in Teilen des Camps kommt es immer wieder zu Überschwemmungen. Das Camp ist völlig überfüllt.
Yvonne Dunton ist für Malteser International, einer Bündnisorganisation von Aktion Deutschland Hilft, in Bangladesch im Einsatz. Im Interview gibt sie Einblick in das Leben der Menschen dort.
Malteser International: Wie ist die Situation der Flüchtlinge in Bangladesch?
Yvonne Dunton: Viele haben auf der Flucht fast alles verloren und Schreckliches erlebt. Das erzählen uns die Menschen, die zu uns kommen, und das sehen wir auch an den Verletzungen, die die Mitarbeiter in den Krankenhäusern behandeln. Es gibt zum Beispiel Verletzte mit Schusswunden und Verbrennungen. Frauen haben ihre Ehemänner verloren und Kinder ihre engen Familienangehörigen. Zahlreiche Menschen sind von den jüngsten Ereignissen traumatisiert und blicken in eine völlig ungewisse Zukunft.
Alles was sie jetzt noch haben, sind einfache Unterkünfte, etwas zu essen und zu trinken, Zugang zu medizinischer Versorgung sowie die Hoffnung, dass die internationale Gemeinschaft ihnen auch in den kommenden Monaten zur Seite stehen wird. Jedes vierte Kind, das hier lebt, ist unterernährt – ein Beispiel dafür, in welch schlechtem gesundheitlichen Zustand die Menschen sind, wenn sie in den Camps ankommen.
Was ist seit dem Beginn der Flüchtlingswelle im August geschehen?
Hilfsorganisationen haben Grundnahrungsmittel und Hilfsgüter verteilt, Brunnen und Latrinen gebaut und Gesundheitszentren eingerichtet. Die Regierung von Bangladesch und die internationale Gemeinschaft haben gemeinsam viel geleistet, um die Flüchtlinge zu versorgen.
Was brauchen die Menschen am dringendsten?
Sie brauchen buchstäblich alles. Und die meisten Flüchtlinge haben fast nichts. Zahlreiche Säuglinge und Kleinkinder sind unterernährt und brauchen dringend Zusatznahrung. Da, wo viele Menschen auf engem Raum und unter schlechten hygienischen Bedingungen zusammenleben, besteht immer die Gefahr von Epidemien. Dieses Problem muss dringend angegangen werden.
Was unternimmt Malteser International im Camp?
Malteser International hat mit einer lokalen Partnerorganisation innerhalb kürzester Zeit zwei Gesundheitsstationen errichtet. Die Kliniken sind gut eingerichtet und empfangen über einhundert Patienten am Tag, sieben Tage in der Woche. Für die Menschen ist die Versorgung kostenlos. Freiwillige Helfer zeigen Kindern, wie sie sich die Hände richtig waschen und die Zähne putzen sollten. Außerdem bekommen sie eine zusätzliche Mahlzeit.
Vor welchen Herausforderungen stehen humanitäre Organisationen im Flüchtlingscamp?
Das größte Problem ist, dass viel zu viele Menschen auf viel zu engem Raum leben müssen. Es gibt einfach nicht genug Platz. Außerdem ist der westliche Teil des Mega-Camps nur sehr schwer zugänglich, es fehlen Straßen. Viele Menschen können wir daher gar nicht erreichen. Nach wie vor herrschen recht chaotische Verhältnisse. Das müssen wir gemeinsam in den Griff bekommen. Da wir aber nicht wissen, wie die Regierung von Bangladesch in Zukunft mit den Flüchtlingen umgehen wird, können wir momentan nur kurzfristig planen. Das ist ein Dilemma.
Wie erleben Sie persönlich die Situation vor Ort?
Ich freue mich sehr, dass so viele Menschen aus aller Welt gekommen sind, um die Flüchtlinge zu unterstützen. Diese Hilfsbereitschaft hat dazu beigetragen, das menschliche Leid in sehr großem Umfang zu lindern. Das ermutigt mich.
Auch für die Menschen geht es voran: Die meisten Flüchtlinge kämpfen nun darum, ihr Leben neu zu beginnen. Ich merke, dass sie wieder Mut fassen. In den Camps werde ich mittlerweile von neugierigen Kindern begrüßt, die mit einem Lächeln auf mein Lächeln reagieren. Ihr Lächeln zu sehen, ist eine große Freude für mich. Und gibt mir Kraft.
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