von World Vision/Aktion Deutschland Hilft
In Myanmar und Bangladesch spielt sich eine erschütternde menschliche Tragödie ab. Mehr als 500.000 Menschen kämpfen in überfüllten Flüchtlingscamps ums Überleben. Die Notunterkünfte stehen oft knietief unter Wasser. Und die traumatischen Erlebnisse von der Flucht können die geschwächten Kinder, Frauen und Männer oft nur schwer verarbeiten.
Flucht und Gewalt, schwere Verluste und große Angst: Das ist derzeit das Schicksal für hunderttausende Rohingya. Was genau sie erleben mussten, haben Almarzar, Fiza, Shorif und viele andere Menschen unseren Helfern vor Ort erzählt.
Fiza: "Mein Sohn hatte keine Chance"
"Gegen 22 Uhr setzten meine Wehen ein. Es waren kaum Leute da, die mir helfen konnten. Aber unter den Flüchtlingen war eine Hebamme, die mich unterstützte. Ein paar Stunden später kam mein Junge zur Welt." So schildert Fiza* die Nacht des 23. Septembers. Ihr Neugeborenes verstarb acht Tage später.
Von den Flüchtlingen aus Myanmar sind drei Prozent schwangere und sieben Prozent stillende Frauen. Sie müssen auf der Flucht oft lange Zeiten ohne Wasser, Essen und Pausen ertragen. Auch Fiza hatte für die Geburt kaum Kraft und in den Tagen danach konnte ihr geschwächter Körper kaum Muttermilch produzieren. "Ich fütterte mein Kind mit Kuhmilch, die im Camp verteilt wird. Als ich mein Kind nach drei Tagen endlich stillen konnte, war der Junge bereits krank und zu schwach, um zu trinken", sagt sie.
Der Junge starb in der Notunterkunft
Der Gesundheitszustand des Kindes verschlechterte sich. Die Eltern brachten ihren kleinen Sohn zunächst in das Gesundheitszentrum des Flüchtlingscamps, anschließend ins Krankenhaus. Doch sein Zustand blieb schlecht. Nach drei Tagen wurde die Familie nach Hause geschickt. Weniger als 24 Stunden später starb der Junge in der Notunterkunft.
Einen Friedhof gibt es im Flüchtlingscamp nicht
Einen Ort für seinen verstorbenen Sohn zu finden, sei schwer gewesen, berichtet der Vater, Shorif*. Denn einen Friedhof gibt es im Flüchtlingscamp nicht. Schließlich konnten die Eltern ihr Kind auf einem lokalen Friedhof beerdigen. Dass ihr Sohn tot ist, können sie nicht fassen.
Mit Tränen in den Augen sagt Fiza: "Zehn Monate war mein Junge in mir. Er war ein sanftes Kind. Dann konnte ich ihn endlich sehen: Er hatte das Gesicht seines Vaters. Anaj, so wollten wir ihn nennen."
*Namen geändert
Almarzan: "Es war die schlimmste Nacht meines Lebens"
Almarzan ist in Myanmar aufgewachsen und Mutter von fünf Kindern. Drei von ihnen hat sie während der Flucht nach Bangladesch verloren. "Es war die schlimmste Nacht meines Lebens", sagt sie.
Mit ihrem Mann Sona Mia und den Kindern musste sie vor der Gewalt aus ihrer Heimat fliehen. "Wir rannten um unser Leben. Wir hatten Panik", erzählt sie. Gemeinsam kletterte die Familie in das schwankende Boot, das sie ins Nachbarland bringen sollte.
Der Sturm kam mitten der Nacht
Bis zum rettenden Ufer in Bangladesch fehlte noch eine halbe Stunde, als ein heftiger Sturm aufzog. Mitten in der Nacht peitsche der Wind übers Meer, und immer wieder überspülten hohe Wellen das hölzerne Boot. "Ich versuchte, meine Kinder nah bei mir zu halten. Und ich wünschte, ich hätte noch besser aufgepasst", sagt Almarzan mit erstickter Stimme.
Als es am nächsten Morgen dämmerte und der Wind nachließ, konnte sie drei ihrer Kinder nirgends finden: Die siebenjährige Shohidulla, der fünfjährige Khusru und der vierjährige Shamsun Nahar waren waren nicht mehr da. Das Wasser hatte sie fortgerissen in die Schwärze der Nacht. Leise sagt Almarzan: "Es war, als würde die Zeit stillstehen. Die Flut hat mir meine Kinder genommen. Meine Welt wurde von Dunkelheit verschluckt."
Über den schmerzenden Verlust kommt Almarzan nicht hinweg
Die einjährige Sayera und der dreijährige Eyasir sind den Eltern geblieben. Doch Almarzans seelische Narben sind tief. "Ich kann nachts nicht schlafen und finde auch am Tag keine Ruhe. Wenn ich versuche, zu schlafen, sehe ich die Gesichter meiner Kinder", sagt sie.
Ihre Familie hat von unserer Bündnisorgansiation World Vision ein Nahrungsmittelpaket erhalten. Almarzan mag jedoch nichts davon essen. Zu groß sind die Schmerzen über den Tod ihrer drei Kinder. Ihre jüngste Tocher Sayera kann sie kaum noch stillen – dabei ist die Kleine dringend auf die Muttermilch angewiesen.
Rohingya-Krise: Erklärt in 90 Sekunden
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— UNOCHA (@UNOCHA) 27. September 2017
So helfen wir den Menschen in Bangladesch
Die Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft sind vor Ort und helfen - schnell und koordiniert:
- Wir versorgen neu angekommene Flüchtlinge mit Medikamenten
- Wir sichern den Zugang zu Nahrung und verteilen Hygienepakete, damit Krankheiten sich nicht ausbreiten
- Wir verteilen Decken, Planen und Zelte und sichern den Menschen Notunterkünfte
- Wir unterstützen die geflüchteten Frauen, Männer und Kinder in Not mit psychosozialer Betreuung
- Wir achten darauf, dass die Hilfe bei den besonders Schutzbedürftigen - Kinder, Frauen und ältere Menschen sowie Menschen mit Behinderung - ankommt
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