Schulen werden wegen Nahrungsvorräten überfallen
In der kommenden Woche gehen auch in Bayern und Nordrhein-Westfalen die Schulferien zu Ende. Vor allem die Erstklässler freuen sich auf den neuen Lebensabschnitt und die damit verbundenen Erfahrungen. Erfahrungen ganz anderer Art machen derzeit Schüler im Norden Kenias. Sie müssen befürchten, auf dem Schulweg oder während des Schulbesuchs Opfer von tödlicher Gewalt zu werden.
Die Region North Rift Valley ist besonders von der derzeit herrschenden Dürre betroffen. Der Kampf um die knappen Ressourcen – vor allem um Wasser für das Vieh oder für die Felder – führt nun zu immer gewaltsameren Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Gemeinden. Die Überfälle machen auch vor Schulen nicht halt.
Anlass für die Überfälle sind häufig die Lebensmittelvorräte, die dort für Schulspeisungen gelagert werden. Deshalb haben manche Schulen schon zu drastischen Gegenmaßnahmen gegriffen und zum Beispiel tiefe Gräben um ihre Schulhäuser gegraben. Manche Lehrer gehen nur noch bewaffnet in den Unterricht.
“Aber das reicht nicht, um die Schulen sicherer zu machen”, erklärt Rose Tum, die Konfliktberaterin des Kinderhilfswerks World Vision in dieser Region. „Kurzfristig müssen mehr Polizisten eingesetzt werden. Langfristig müssen die Gründe für die extreme Armut im North Rift Valley beseitigt werden.“
Direkte Auswirkungen haben die gewalttätigen Auseinandersetzungen vor allem für die Schüler selbst. Wenn sie ihre Schulen nicht besuchen können, leidet darunter nicht nur die Ausbildung der jungen Menschen. Häufig ist die Schule auch der einzige Ort, an dem sie eine tägliche Mahlzeit bekommen. Werden die Schulspeisungen verpasst, sind die Kinder schnell unterernährt.
World Vision hat vor kurzem eine Umfrage unter Eltern im North Rift Valley durchgeführt. 65 Prozent von ihnen haben angegeben, dass sie ihre Kinder wegen der Schulspeisungen in die Schule schicken – aber zugleich haben sie große Sorge, dass ihre Kinder Opfer von Überfällen werden. Deshalb lassen einige trotz der Hungerkrise ihre Kinder lieber zu Hause. Dies trifft gerade auch die ärmsten Familien, die ohne Schulspeisungen ihre Kinder nicht mehr ernähren können. So werden Mädchen schon im Teenager-Alter verheiratet, damit die Familie nicht mehr für sie aufkommen muss. Mit der Heirat endet auch der Schulbesuch – die Mädchen bleiben ohne Ausbildung. Und so auch ohne eine Perspektive für die Zeit nach der Dürre.
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