Islamic Relief findet guten Zugang zu den muslimischen Afar
In dieser äußerst kargen, wüstenähnlichen Region sind Tagestemperaturen von 50 Grad Celsius keine Seltenheit. Während das Wasser aus den bauchigen Tanks ins Becken plätschert, sammelt sich langsam die gesamte Dorfbevölkerung zur anstehenden Wasserverteilung. Kinder, Frauen mit Babys auf dem Rücken und Greise kommen aus allen Richtungen mit den obligatorischen quietschgelben Plastikkanistern.
Islamic Relief hat ein Wasserkomitee gebildet, dem eine Frau und drei Männer angehören. Faysa Sebilale Humed, 30 Jahre alt und Mutter von sechs Kindern, ist stolz, gewählt worden zu sein: „Wir achten genau darauf, dass die Verteilung fair und gerecht erfolgt“, sagt sie. Das ist auch dringend notwendig. Denn jeder Haushalt der kleinen Gemeinde erhält nur 25 Liter, die zwei Tage reichen müssen, bis die Tanker von Islamic Relief wieder anrücken. Fünf Liter Wasser pro Tag und Mensch gelten als internationaler Standard in der Nothilfe. „Wir rechnen im Durchschnitt mit sechs Personen pro Haushalt“, sagt Samson Shiferaw, der das Regionalbüro von Islamic Relief in Chifra leitet und selber Afar ist. Doch wie der 50-jährige Ali Sebilale Kedo, einer der Dorfältesten, erklärt, sind die Dorfbewohner mehr als froh über die regelmäßige Versorgung von Islamic Relief. Denn die nächste Wasserstelle ist 70 Kilometer entfernt und schon lange ausgetrocknet.
Clanstrukturen statt klarer Grenzen
Während die eigentliche Wasserverteilung beginnt, nimmt ein anderes Team von Islamic Relief seine Arbeit in der Gesundheitsstation auf. Die Station und die daneben liegende Schule mit vier Klassenzimmern sind die einzigen festen Gebäude des Ortes. Es gibt einige Holzbuden an der Straße, die ein paar Läden und Gasthäuser beherbergen. Die Afar selber leben in kleinen, gewölbten Hütten aus Palmblattstielen und mit Matten bedeckt, die ein wenig an Iglu-Zelte erinnern.
Die Afar sind ein stolzes und kriegerisches Nomadenvolk, das in der Grenzregion zwischen Äthiopien, Eritrea und Dschibuti lebt. Nationale Grenzen scheren sie wenig, wichtiger sind für sie Clanstrukturen. Bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts galt der Zugang zu ihnen als lebensgefährlich. Die Männer tragen bis heute häufig Waffen, um ihre Weidegründe zu verteidigen. Standard ist die russische Kalaschnikow. Da die Mehrheit der Menschen Muslime sind, hat Islamic Relief einen besonders guten Zugang und eine hohe Akzeptanz, besonders weil alle Mitarbeiter selber Afar sind.
Zusatznahrung für schwache Kinder
So auch die 23-jährige Fatima Ahmed Seid, die dem dreiköpfigen Gesundheitsteam von Islamic Relief angehört. Die ausgebildete Krankenschwester ist seit mehreren Monaten für Islamic Relief tätig. An diesem Morgen überprüfen die Mitarbeiter wieder den Gesundheitszustand der Kinder von Guyan. Dazu werden sie unter anderem gewogen und der Oberarmumfang wird gemessen. Wenn notwendig, bekommen sie therapeutische Zusatznahrung, hochkalorienreich. Zurzeit sind es noch 67 Kinder, die diese spezielle Hilfe benötigen. „Es waren weit über 200 während der schlimmsten Zeit der Dürre“, sagt Fatima. Für die Schwächsten hat Islamic Relief neben der Gesundheitsstation eine Hütte eingerichtet, in der sie dauerhaft betreut werden, bis ihr Gesundheits- und Ernährungszustand sich so weit stabilisiert, dass sie in die Familie zurückkehren können.
Doch Islamic Relief unternimmt auch vielfach Anstrengungen, um die Lebenssituation der Menschen in dieser unwirtlichen Region nachhaltig zu verbessern und sie gegen wiederkehrende Dürreperioden zu schützen. Diese ambitionierten Programme werden von dem jungen Samson Shiferaw geleitet. Er ist Veterinär. „Die Lebensgrundlage der Menschen hier sind ihre Tiere: Kamele, Ziegen und Schafe“, erklärt er. Ein gesundes Kamel sei ungefähr 1200 Euro wert. Wer 30 oder 40 besitzt, gelte als wohlhabend. Doch während der Dürre sterben zuerst die Tiere. Sie sind dann, wenn sie nicht mehr genug Wasser und Futter finden können, besonders anfällig für Krankheiten. Deswegen hat sich der junge Veterinär ein umfangreiches Immunisierungsprogramm ausgedacht. Insgesamt sollen 52.000 Tiere – Kamele, Schafe und Ziegen in den Distrikten Kori und Bedu – geimpft werden. „Die Lebensgrundlage der Menschen müssen wir schützen, damit sie nicht abhängig von Hilfe werden“, sagt Samson Shiferaw.
Doch die Aktivitäten von Islamic Relief reichen noch weiter. In der Savanne des Awash-Tals sind die Weideflächen üppiger, die Senken eignen sich sogar zum Anbau von Mais oder Dattelpalmen. In dieser Region hat Islamic Relief neben einer Gesundheitsstation einen Brunnen gebohrt und fördert aus 60 Metern Tiefe das Wasser nach oben. Auf einem abgesperrten Gelände befindet sich die Pumpe, der Strom wird mit Sonnenkollektoren erzeugt. Technische Unterstützung gab hierbei die deutsche GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit). Das Wasser wird in einen 25.000 Liter fassenden Tank gepumpt, der sich auf einem sechs Meter hohen Betonfundament befindet, um genügend Wasserdruck zu erzeugen. Der 28-jährige Agraringenieur Nasser Mohammed betreut das Projekt.
In der Nähe unter Bäumen hat Islamic Relief mit Einheimischen Beete angelegt. Hier werden Setzlinge und Samen gezogen für Tomaten, Avocados, Orangen und Mangos. Zwei Hektar Land sind mit dem Traktor nutzbar gemacht worden. Zwischen den Furchen hindurch ziehen sich schmale schwarze Plastikschläuche, die in regelmäßigen Abständen perforiert sind. Das Wasser tröpfelt fein heraus und befeuchtet gleichmäßig den Boden für die Pflanzen im Feld. 80 Familien sollen sich so künftig mit vitaminreichen Früchten und gesundem Gemüse versorgen können. Es ist ein Pilotprojekt für die Region, wie Nasser Mohammed stolz erklärt.
Hand in Hand
Der Arbeiter-Samariter-Bund unterstützt Islamic Relief bei der Umsetzung des integrierten Nothilfeprojekts. Das Projekt soll die Lebensumstände für die ansässige Bevölkerung nachhaltig verbessern. Die Projektmaßnahmen bestehen aus drei Komponenten: Gesundheitsförderung, Verbesserung der hygienischen Verhältnisse und Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Viehbestände.
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