von Malteser International
Malteser International warnt vor einer weiteren Verschärfung der Hungerkatastrophe im Südsudan. "Wenn die Weltgemeinschaft nicht Nothilfe leistet, wird es zu einer noch größeren Hungerkatastrophe kommen. Schätzungen des Frühwarnsystems für Hunger im Südsudan zufolge werden davon sechs Millionen Menschen betroffen sein. Das ist jeder zweite Südsudanese", sagt Roland Hansen, Leiter der Afrikaabteilung von Malteser International. "Es muss endlich zu einer friedlichen Lösung des Konflikts kommen, damit die Südsudanesen sich mittelfristig wieder selbst versorgen können", sagt Hansen.
4,8 Millionen Menschen im Südsudan hungern
Derzeit hungern schon 4,8 Millionen Südsudanesen. Das sind bereits eine Million Menschen mehr als zur selben Zeit im vergangenen Jahr. "Es gibt viele Gründe dafür, warum sich die Situation weiter verschlechtert hat. Zum einen sind rund vier Millionen Menschen auf der Flucht. Das ist ein Drittel der Bevölkerung. Somit können viele Felder nicht bestellt werden. Und dort, wo noch etwas angebaut wird, plündern bewaffnete Kämpfer immer wieder die Felder", schildert Hansen die Situation. Auch die hohe Inflationsrate führt dazu, dass sich viele Menschen Grundnahrungsmittel wie Reis und Mehl nicht mehr leisten können.
Weltweit leiden 815 Millionen Menschen unter Hunger. Das bedeutet bei einer Weltbevölkerung von 7,5 Milliarden: Jeder neunte Mensch auf der Welt hat nicht genug zu essen.
Vor allem Menschen in afrikanischen und asiatischen Ländern sind von Hunger betroffen. Besonders schwierig ist die Lage in Gegenden, in denen die Ernährungssituation unsicher ist und zusätzlich langanhaltende Konflikte sowie Wetterextreme wie Dürren herrschen. Im vergangenen Jahrzehnt hat es Krisenländer wie Jemen, Südsudan, Somalia oder Nigeria schwer getroffen. Mehr als die Hälfte der 815 Millionen Hungernden, nämlich über 519 Millionen Menschen, leben in Asien.
In Afrika ist der Anteil der Hungernden an der Bevölkerung mit 20 Prozent weltweit am größten. Dort hungern über 243 Millionen Menschen. Ein Großteil (224 Millionen) lebt südlich der Sahara. In Lateinamerika und der Karibik haben 42,5 Millionen Menschen nicht genug zu essen; in Ozeanien sind es 2,7 Millionen.
Hungersnöte nur als Folge von Dürreperioden und Regenausfällen zu sehen wird der vielschichtigen Katastrophe nicht gerecht. Die Ursachen sind komplex und bedingen sich gegenseitig. Sie reichen von Armut über wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen und ungerechte Wettbewerbschancen im Weltagrarhandel bis hin zum Klimawandel. Einige Jahre ging die Zahl der Hungernden in vielen Teilen der Welt zurück. Seit 2014 nimmt der weltweite Hunger aber wieder zu.
Klimabedingte Katastrophen wie Dürren und Überschwemmungen führen dazu, dass Felder vertrocknen und Ernten ausfallen. Dem Welternährungsbericht der Vereinten Nationen zufolge spielt dabei auch das Wetterphänomen El Niño eine entscheidende Rolle.
Außerdem wächst die Anzahl der Konflikte. Sie verschärfen die Lage zusätzlich – vor allem in Entwicklungsländern mit unsicherer Ernährungssituation. Insgesamt leben 489 Millionen Menschen, also mehr als die Hälfte aller Hungernden, in Konfliktgebieten. Die Gewalt wirkt sich nicht nur auf das Leben der Kinder, Frauen und Männer in den betroffenen Ländern aus, sondern auch auf Wirtschaft, Infrastruktur und Landwirtschaft. Gerade in ländlichen Gebieten haben Menschen unter Folgen wie Ernteausfällen oder Lebensmittelknappheit zu leiden.
Unterernährung oder qualitative Mangelernährung bedeuten, dass ein Mensch aufgrund eines Mangels an Nahrung nicht genügend Energie aufnehmen kann, um sein Körpergewicht zu halten. Laut Welternährungsorganisation liegt der Bedarf für ein normales, gesundes Leben bei 2.100 Kilokalorien pro Tag. Nimmt eine Person weniger als 1.400 Kilokalorien zu sich, spricht man von extremer Unterernährung. Unter der mangelnden Energiezufuhr leiden unter anderem das Immunsystem und die Abwehrkräfte. Deshalb verlaufen Krankheiten wie Cholera bei unterernährten Menschen oft tödlich.
Qualitative Mangelernährung heißt einseitige Ernährung. Steht bei Menschen beispielsweise jeden Tag Weizen, Reis oder Mais auf dem Speiseplan, füllt das zwar den Magen, aber es fehlt an überlebenswichtigen Mikronährstoffen wie Vitaminen, Proteinen, Eisen, Jod und Zink. Qualitative Mangelernährung wird auch als "versteckter Hunger" bezeichnet. Sie ist deutlich schwerer festzustellen als Unterernährung, da selbst übergewichtige Menschen zu wenig proteinreiche und vitaminreiche Nahrung zu sich nehmen können.
Die Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft sind weltweit im Einsatz, um hungernden Menschen zu helfen.
- Wir versorgen akut unterernährte Kinder, schwangere und stillende Frauen mit lebensrettender Notfallnahrung und energiereicher Erdnuss-Paste
- Wir verteilen dürreresistentes Saatgut und richten Getreidebanken ein, um Hungersnöte von vornherein zu verhindern
- Wir verteilen Nahrungsmittelpakete mit Bohnen, Mais, Milchpulver, Nudeln und Öl
- Wir setzen Brunnen instand und verteilen Wasserreinigungstabletten
- Wir verbessern die Gesundheitsversorgung durch mobile Ärzte-Teams
- Wir impfen Kleinkinder, die durch die Unterernährung anfällig für Krankheiten sind
- Wir errichten Gesundheitsstationen, in denen Menschen medizinisch versorgt werden
Erfahren Sie mehr über den Kampf der Bündnisorganisationen gegen den Hunger!
Malteser International weitet seine durch das Auswärtige Amt geförderte Nothilfe aus. Noch in dieser Woche werden 7.000 Menschen in der Umgebung von Wau mit Wasser und Nahrungsmitteln versorgt. In dieser Gegend kam es in den letzten Monaten zu schweren Kämpfen. Fast 900 Häuser im Bezirk Manyang bei Wau wurden niedergebrannt.
Malteser International bekommt ab heute zum ersten Mal seit Monaten Zugang in das von Rebellen kontrollierte Gebiet Greater Bagari, südlich von Wau. Dort werden die Mitarbeiter die Lage sondieren und so bald wie möglich Hilfsgüter verteilen.
Hintergrund: Seit 2016 Bürgerkrieg im Südsudan
Seit mehr als 20 Jahren kümmert sich Malteser International um notleidende Menschen im Südsudan. Seit dem erneuten Ausbruch des Bürgerkrieges im Sommer 2016 versorgt die katholische Hilfsorganisation unter anderem 5.000 Schulkinder in den Städten Wau und Juba täglich mit einer warmen Mahlzeit und Trinkwasser.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet um Spenden für von Hunger betroffene Menschen in Afrika:
Stichwort: Hunger in Afrika
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30
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