
Der ARD-Korrespondent Volker Schwenck war im März mit Aktion Deutschland Hilft im Südsudan. Im Video-Interview erklärt er, warum die Krise menschengemacht ist und warum die internationale Gemeinschaft an ihre Genzen stößt.
Herr Schwenck, immer wieder heißt es: Der Hunger ist menschengemacht. Ein Armutszeugnis, oder?
Das ist es ganz ohne Zweifel. Ja, diese Not ist menschengemacht. Es liegt daran, dass ein Krieg viel Geld kostet, dass Frieden nicht in Sicht ist, dass Bauern vertrieben wurden, die jetzt nicht mehr anbauen. Es gibt keine Lebensmittel. Das wäre wichtig in dem landwirtschaftlich geprägten Land.
Außerdem steht der Nil nicht für die Schifffahrt zur Verfügung. Die Nahrung, die von der internationalen Gemeinschaft nach Juba geliefert wird, kann nicht weitertransportiert werden. Das bedeutet, dass große Städte wie Malakal im Norden des Landes nicht versorgt werden können.
Eine Ergänzung noch: Die Inflation im Südsudan beträgt 800%. Das ist die weltweit höchste Inflationsrate. Man muss sich das so vorstellen: Ein Lehrer bekommt im Monat in etwa 1.500 südsudanesische Pfund. Damit kann er genau einmal auf dem Markt einkaufen gehen und eine mittelgroße Tüte mit Lebensmitteln füllen.
Gewalt und Unterversorgung sind die Gründe für die Situation. Wenn die Regierung es selbst nicht schafft, den Hunger in den Griff zu bekommen, könnten die Vereinten Nationen nicht mehr tun?
Die Vereinten Nationen tun schon sehr viel. Man hat den Eindruck, die Versorgung der Zivilbevölkerung liegt vor allem in den Händen der internationalen Gemeinschaft. Wir waren während der Medienreise mit Aktion Deutschland Hilft in Wau im Nordwesten des Landes und haben eine Schule besucht. Da gibt es eine Schulspeisung am Tag. Für die Kinder ist das die einzige Mahlzeit, mehr gibt es nicht. Wir haben dort auch Menschen getroffen, die Blätter von den Bäumen essen, weil sie nicht anderes haben. Und manchmal gibt es auch tagelang überhaupt nichts.
Die internationale Gemeinschaft kommt an ihre Grenzen. Zum einen, was die Menge der Notleidenden angeht. Es ist schlichtweg nicht genug Geld da, um all diesen Menschen zu helfen. Und zum anderen, was den Konflikt in diesem Land angeht. Wo gekämpft wird kommen die Helfer kaum hin, dort können die Menschen nicht versorgt werden und genau dort sind derzeit etwa 100.000 Menschen akut vom Hungertod bedroht. Sie haben so wenig Essen, dass sie daran sterben und keiner kann ihnen wirklich helfen.
Ist die internationale Staatengemeinschaft vielleicht zu schwach? Warum gelingt es nicht, dauerhaft für Frieden in der Region zu sorgen?
Dieser Frieden muss von innen kommen, dieser Frieden muss von der Regierung und den Widersachern dieser Regierung kommen. Die müssen sich an einen Tisch setzen und ernsthaft verhandeln. Im Moment hat man nicht den Eindruck, dass das passiert. Man hat nicht einmal den Eindruck, dass die Regierung daran Interesse hat. Die Vereinten Nationen können nicht mit Gewalt für Frieden in diesem Land sorgen – und Gewalt wäre notwendig, um die südsudanesische Armee zu entwaffnen. Das ist nicht Aufgabe der Vereinten Nationen, sondern der Schutz von Zivilpersonen in ihren Lagern.
Seit 2011 ist der Südsudan unabhängig. Fehlt dem Land vielleicht auch die Identität bei den vielen Stämmen im Land?
Das mag ein Problem sein. Wir sehen ja, dass dieser Konflikt immer mehr einen ethnischen Zug bekommt. Die Volksgruppe Dinka ist der größte Stamm im Südsudan und macht etwa 40% der Bevölkerung aus. Diesem Stamm gehört der Präsident Salva Kiir an. Das ist gewissermaßen der Elitestamm und die Spannungen verschärfen sich. Es scheint, als wolle der Stamm der Dinka alle anderen Stämme dominieren, und es gibt immerhin noch über 60 andere Stämme.
Was uns immer wieder gesagt wurde: Es gibt keine nationale südsudanesische Idee. Man ist zunächst einmal Dinka oder Nuer oder Murle, man gehört also zu einer dieser Volksgruppen, und dann ist man vielleicht Südsudanese. Es gibt nicht die Vision eines Südsudan. Das wurde 2011, als der Staat gegründet wurde, offensichtlich versäumt. Da war der Jubel so groß über die friedliche Staatsgründung und jetzt wird die Rechnung bezahlt, mit Konflikten zwischen den Stämmen und einem blutigen Krieg.
Der Südsudan ist ölreich. Wer fördert das Öl und warum gelingt es nicht, es zu Nahrung zu machen?
Es wird Öl von der Regierung gefördert. Das Geld fließt in den Staatshaushalt und die Hälfte davon in Militärausgaben. Das haben die Vereinten Nationen heftig kritisiert. Sie meinen auch, dass mehr Geld für die Versorgung der Zivilbevölkerung ausgegeben werden sollte. Aber das scheint im Moment nicht die oberste Priorität der sudsudanesischen Regierung zu sein.
Das Interview erschien zuerst am 11. April in der ARD. Es entstand im Anschluss an die Medienreise von Aktion Deutschland Hilft in den Südsudan, an der Volker Schwenck im März teilgenommen hat.
Hier können Sie das ARD-Video anschauen:
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis deutscher Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die vom Hungertod bedrohten Menschen in Afrika:
Spenden-Stichwort: Hunger in Afrika
Spendenkonto: IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30
Spenden-Hotline: 0900 55 10 20 30 (Festnetz kostenfrei, mobil höher)
oder online spenden
© Das Bündnis der Hilfsorganisationen: Spenden & helfen
Herr Schwenck, immer wieder heißt es: Der Hunger ist menschengemacht. Ein Armutszeugnis, oder?
Das ist es ganz ohne Zweifel. Ja, diese Not ist menschengemacht. Es liegt daran, dass ein Krieg viel Geld kostet, dass Frieden nicht in Sicht ist, dass Bauern vertrieben wurden, die jetzt nicht mehr anbauen. Es gibt keine Lebensmittel. Das wäre wichtig in dem landwirtschaftlich geprägten Land.
Außerdem steht der Nil nicht für die Schifffahrt zur Verfügung. Die Nahrung, die von der internationalen Gemeinschaft nach Juba geliefert wird, kann nicht weitertransportiert werden. Das bedeutet, dass große Städte wie Malakal im Norden des Landes nicht versorgt werden können.
Eine Ergänzung noch: Die Inflation im Südsudan beträgt 800%. Das ist die weltweit höchste Inflationsrate. Man muss sich das so vorstellen: Ein Lehrer bekommt im Monat in etwa 1.500 südsudanesische Pfund. Damit kann er genau einmal auf dem Markt einkaufen gehen und eine mittelgroße Tüte mit Lebensmitteln füllen.
Gewalt und Unterversorgung sind die Gründe für die Situation. Wenn die Regierung es selbst nicht schafft, den Hunger in den Griff zu bekommen, könnten die Vereinten Nationen nicht mehr tun?
Die Vereinten Nationen tun schon sehr viel. Man hat den Eindruck, die Versorgung der Zivilbevölkerung liegt vor allem in den Händen der internationalen Gemeinschaft. Wir waren während der Medienreise mit Aktion Deutschland Hilft in Wau im Nordwesten des Landes und haben eine Schule besucht. Da gibt es eine Schulspeisung am Tag. Für die Kinder ist das die einzige Mahlzeit, mehr gibt es nicht. Wir haben dort auch Menschen getroffen, die Blätter von den Bäumen essen, weil sie nicht anderes haben. Und manchmal gibt es auch tagelang überhaupt nichts.
Die internationale Gemeinschaft kommt an ihre Grenzen. Zum einen, was die Menge der Notleidenden angeht. Es ist schlichtweg nicht genug Geld da, um all diesen Menschen zu helfen. Und zum anderen, was den Konflikt in diesem Land angeht. Wo gekämpft wird kommen die Helfer kaum hin, dort können die Menschen nicht versorgt werden und genau dort sind derzeit etwa 100.000 Menschen akut vom Hungertod bedroht. Sie haben so wenig Essen, dass sie daran sterben und keiner kann ihnen wirklich helfen.
Ist die internationale Staatengemeinschaft vielleicht zu schwach? Warum gelingt es nicht, dauerhaft für Frieden in der Region zu sorgen?
Dieser Frieden muss von innen kommen, dieser Frieden muss von der Regierung und den Widersachern dieser Regierung kommen. Die müssen sich an einen Tisch setzen und ernsthaft verhandeln. Im Moment hat man nicht den Eindruck, dass das passiert. Man hat nicht einmal den Eindruck, dass die Regierung daran Interesse hat. Die Vereinten Nationen können nicht mit Gewalt für Frieden in diesem Land sorgen – und Gewalt wäre notwendig, um die südsudanesische Armee zu entwaffnen. Das ist nicht Aufgabe der Vereinten Nationen, sondern der Schutz von Zivilpersonen in ihren Lagern.
Seit 2011 ist der Südsudan unabhängig. Fehlt dem Land vielleicht auch die Identität bei den vielen Stämmen im Land?
Das mag ein Problem sein. Wir sehen ja, dass dieser Konflikt immer mehr einen ethnischen Zug bekommt. Die Volksgruppe Dinka ist der größte Stamm im Südsudan und macht etwa 40% der Bevölkerung aus. Diesem Stamm gehört der Präsident Salva Kiir an. Das ist gewissermaßen der Elitestamm und die Spannungen verschärfen sich. Es scheint, als wolle der Stamm der Dinka alle anderen Stämme dominieren, und es gibt immerhin noch über 60 andere Stämme.
Was uns immer wieder gesagt wurde: Es gibt keine nationale südsudanesische Idee. Man ist zunächst einmal Dinka oder Nuer oder Murle, man gehört also zu einer dieser Volksgruppen, und dann ist man vielleicht Südsudanese. Es gibt nicht die Vision eines Südsudan. Das wurde 2011, als der Staat gegründet wurde, offensichtlich versäumt. Da war der Jubel so groß über die friedliche Staatsgründung und jetzt wird die Rechnung bezahlt, mit Konflikten zwischen den Stämmen und einem blutigen Krieg.
Der Südsudan ist ölreich. Wer fördert das Öl und warum gelingt es nicht, es zu Nahrung zu machen?
Es wird Öl von der Regierung gefördert. Das Geld fließt in den Staatshaushalt und die Hälfte davon in Militärausgaben. Das haben die Vereinten Nationen heftig kritisiert. Sie meinen auch, dass mehr Geld für die Versorgung der Zivilbevölkerung ausgegeben werden sollte. Aber das scheint im Moment nicht die oberste Priorität der sudsudanesischen Regierung zu sein.
Das Interview erschien zuerst am 11. April in der ARD. Es entstand im Anschluss an die Medienreise von Aktion Deutschland Hilft in den Südsudan, an der Volker Schwenck teilgenommen hat.
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- Katastrophenvorsorge
- "Es ist der Ganges, der nicht nur Segen gibt, sondern auch nimmt"
Pressekontakt:
Frau Maria Rüther
Aktion Deutschland Hilft e.V.
Tel.: 0228 – 24292 – 222
Fax: 0228 – 24292 – 199

Diplom-Geograf Thomas Loster ist Geschäftsführer der Münchener Rück Stiftung, davor war 16 Jahre lang Mitglied der GeoRisikoForschung der Münchener Rückversicherung. Der Katastrophenexperte war Fachgebietsleiter für Wetterisiken, Klimaänderung und Klimapolitik. Zudem war er für die statistische Analyse weltweiter Naturkatastrophen zuständig. Loster ist Mitglied des deutschen Nationalkomitees der UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" und war von 2006 bis 2010 Mitglied des deutschen Rats für Nachhaltige Entwicklung.

Birma ist zwar auch von Erdbeben, stärker jedoch von tropischen Wirbelstürmen bedroht – zuletzt sorgten die Zyklone Nargis im Mai 2008 und Giri 2010 für Tod und Zerstörung. Malteser International – bereits seit Oktober 2001 in Birma tätig – hat schon 2006 damit begonnen, die Bevölkerung entlang der Küste durch gemeindebasierte und partizipative Katastrophenvorsorgeprojekte (CBDRM – Community-based disaster risk management) besser auf solche Extremwetterereignisse vorzubereiten. In diesem Rahmen stärken die Malteser auch die lokalen Krisenreaktionskapazitäten, unter anderem, um Basisgesundheits- und Trinkwasserversorgung zu sichern und im nächsten Katastrophenfall rasch tätig werden zu können, auch im Bereich der Vorwarnung und Evakuierung. Dafür wurden auch gesicherte Plattformen auf großen Regenwasserspeichern entwickelt, wo die Bevölkerung sich vor Überschwemmungen in Sicherheit bringen kann. Die Malteser bauen zudem zyklonsichere Gesundheitszentren und Schulen. Auch in Pakistan, Indien, Indonesien, Vietnam, Haiti, Mexiko und auf den Philippinen führen die Malteser solche CBDRM-Projekte durch.
Die Dresdner Helfer von arche noVa haben ebenfalls gemeinsam mit zwei lokalen Partnerorganisationen Strategien zur Katastrophenvorsorge für 55 ländliche Kommunen im Irrawaddy-Delta in Myanmar/Birma entwickelt. Während Dorfkomitees im Bereich Katastrophenvorsorge geschult werden, wird parallel dazu eine Bedarfsanalyse vorgenommen, um die jeweiligen Ressourcen und Mängel festzustellen und daraufhin individuelle Notfall- und Evakuierungspläne zu schaffen.
CARE gehört zu den Organisationen, die unter anderem auf die Wirkung des Theaters setzen. „Bei Rollenspielen und Theaterstücken lernen die Bewohner die richtigen Verhaltensweisen und Hilfsmaßnahmen im Falle einer plötzlichen Überschwemmung“, sagt Ngyuen van Bang, der für CARE in Vietnam Katastrophenschutzprojekte leitet. „Außerdem bildet CARE in jeder Gemeinde ein Katastrophenmanagement-Team aus. Dieses ist dafür zuständig, Frühwarnsysteme zu erstellen, Rettungsübungen durchzuführen, Evakuierungspläne zu entwerfen und Erste Hilfe zu leisten.“ Er verteilt Schwimmwesten, Radios, Megafone, Taschenlampen und Wasserfilter – alles, was ein professionelles Schutzteam braucht. Jeder macht beim Katastrophenschutz mit, auch die Jüngsten, die die jährlichen Überschwemmungen eher als Badespaß denn als Bedrohung sehen: Malwettbewerbe sensibilisieren die Schulkinder für den überlebenswichtigen
Schutz vor Naturgewalten.
World Vision ist nicht zuletzt in Afrika aktiv, um die Menschen für die Gefahren einer Katastrophe zu wappnen. So ist es das übergeordnete Ziel eines Projekts in Somalia, die Viehzüchter und Farmer in Middle Juba besser auf Überschwemmungen oder andere klimatische Ereignisse vorzubereiten. Sie werden in Katastrophenvorsorge ausgebildet und entwickeln mit Unterstützung der Projektmitarbeiter selber Frühwarnsysteme, dadurch werden sie in die Lage versetzt, den Verlust von Menschenleben und die Vernichtung ihrer Lebensgrundlage zu verhindern. Weitere World Vision-Projektländer im Bereich der Katastrophenvorsorge sind Indonesien, Afghanistan und die Philippinen.
Aber auch die Menschen in Mittelamerika werden intensiv unterstützt, so sind Handicap International und der Arbeiter-Samariter-Bund in Honduras aktiv. Handicap International hat es sich zum Ziel gesetzt, speziell Menschen mit Behinderung und besonders hilfsbedürftige Menschen zu unterstützen. Dabei werden gezielt wichtige Akteure und Institutionen der Zivilgesellschaft und der Regierung, aber auch die Bevölkerung im Allgemeinen einbezogen. Sie sollen überzeugt werden, die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung in Rettungspläne mit einzubeziehen. Unterdessen hat der ASB in 33 honduranischen Gemeinden Notfallkomitees gegründet. Die Menschen wurden trainiert, damit sie sich der Gefahren durch Dürre, Erdrutsche, Stürme und Erdbeben bewusst werden. Die Erfahrungen werden systematisiert und an nationale und regionale Stellen weitergegeben. Auch in Nicaragua ist der ASB aktiv: Hier werden an Schulen Vorsorgetrainings mit den Schwerpunkten Hurrikane, Erdrutsche sowie Überschwemmungen durchgeführt.
Ein weiteres wichtiges Land, in dem die Mitgliedsorganisationen von Aktion Deutschland Hilft mittlerweile intensiv Katastrophenvorsorge betreiben, ist natürlich Haiti. Um dauerhaft auf die Beine zu kommen, muss sich das gebeutelte Land vorbereiten – auf die Naturgefahren der Zukunft. Denn so traurig es ist: Die nächste Katastrophe kommt bestimmt …

Viele Länder haben seitdem ihr Risikomanagement erheblich verbessert. So gelang es Bangladesch, das 1970 und 1991 durch schwere Zyklone und verheerende Sturmfluten verwüstet wurde (300.000 bzw. 140.000 Todesopfer), ein Schutzprogramm aufzubauen. Dennoch besteht weder dort noch in anderen gefährdeten Regionen Grund zur Entwarnung, solange weiter hohe Opferzahlen bei Naturkatastrophen zu beklagen sind. Das Erdbeben von Haiti (2010) und der Tsunami in Asien (2004) mit jeweils mehr als 200 000 Toten sind hierfür genauso traurige Beispiele wie die heftigen Erdstöße in China (2008) und Pakistan (2005), die mehr als 80.000 Menschenleben forderten.
Auch Wetterextreme stürzen regelmäßig Millionen von Menschen in schlimme Not. Das gilt für große Dürren genauso wie für Überschwemmungen oder tropische Wirbelstürme, wie der Zyklon Nargis (2008) und „Zyklon 2b“ in Bangladesh (1991) unter Beweis gestellt haben. Die hohe Zahl von Opfern müsste nicht sein, sind doch die Risikozonen der Erde und die Eintrittswahrscheinlichkeiten für Naturkatastrophen weitgehend bekannt.
Klimawandel verschärft die Lage
Auch wenn die Vereinten Nationen sowie zahlreiche nationale Institutionen Erfolge aufweisen können, reichen die globalen Anstrengungen bei weitem nicht aus. Die Seltenheit wichtiger Weltkonferenzen zum Kontext Katastrophenvorsorge (z. B. Yokohama 1995, Kobe 2005) sowie die vergleichsweise geringen globalen bzw. nationalen Ausgaben für das Thema sind ein Indikator dafür.
GTZ-Bereichsleiter Afrika Andreas Proksch und Dr. Claus Bätke, Ländermanager Südafrika und Lesotho, über die erste WM auf afrikanisch.
Am 11.Juni 2010 wird angepfiffen. Die erste Fußballweltmeisterschaft auf dem Afrikanischen Kontinent! Die Zahl der Berichte über Südafrika und Afrika im Allgemeinen nimmt jetzt täglich zu. Dabei tauchen auch immer wieder die gleichen Fragen auf: Da wird so viel Geld ausgegeben -aber was hat die Bevölkerung Südafrikas eigentlich davon? Lässt sich Unterentwicklung durch Ballspielen bekämpfen? Was bleibt, wenn die FIFA-Karawane weitergerollt ist? Und was hat Deutschland dazu beigetragen?
Es gibt viele und sehr unterschiedliche Antworten auf diese Fragen, die Medien spannen einen weiten Bogen an Meinungen und Informationen. Die Summe der von Südafrika direkt für das Turnier investierten Gelder schwankt zwischen 3 und 7 Milliarden Euro. Die Prognosen gehen von Big Party bis kugelsichere Westen für die Besucher. Die Zahl der internationalen Besucher wird wahrscheinlich zwischen 200.000 und 500.000 liegen. Nur eins steht jetzt schon fest: Weltmeister wird natürlich Südafrika. Oder Deutschland.
Fügen wir also eine weitere Experten-Meinung hinzu:
Seit die FIFA Südafrika auserkoren hat, wurden dort über 80 Milliarden Euro in Infrastruktur, Fachkompetenz und modernes Management investiert. Modernisierte und gänzlich neu gebaute Flughäfen (z.B. in Durban), neue Nahverkehrssysteme und ein neuer Schnellzug zwischen Johannesburg und Pretoria, der Ausbau von Straßennetzen und Autobahnen, bessere Kommunikationssysteme sowie Verbesserungen bei Energieeffizienz und Umweltschutz bleiben auch nach dem Turnier. Die Ausrüstung und Ausbildung der Sicherheitskräfte nicht nur mit modernstem Gerät, sondern auch mit neuen Konzepten (Prävention und Sozialarbeit statt nur Durchgriff und Kontrolle) richten sich gegen Gewalt und Kriminalität. Gleiches gilt für die Maßnahmen gegen HIV/AIDS, die verstärkt im Rahmen der WM-Vorbereitungen gestartet wurden. Kleinbauern irgendwo „up-country“ werden davon vermutlich nur wenig profitieren, aber für Hunderttausende im Umfeld der Städte führen alle diese Maßnahmen zu mehr Lebensqualität, kürzeren und schnelleren Wegen und höherer Sicherheit.
Mit deutscher Entwicklungshilfe wurden unter anderem die Verbreitung von Solaranlagen und Windenergie, neue Abfallaufbereitungssysteme, ein Schnellbusnetz, hundert einfache Bolzplätze und einige soziale Projekte angeschoben, die auch für „den Mann und die Frau auf der Straße“ echte Entwicklung und Fortschritt bringen.
Besonders vielversprechend scheint ein Ansatz der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zur Jugendentwicklung (Youth Development through Football): Fußball dient als Türöffner, um Jugendliche zu erreichen, die über Schule und Sozialprogramme sonst kaum zu motivieren sind. Wer nach einem guten Match abgekämpft auf dem Rasen sitzt, der hört auch schon mal zu, wenn über HIV, gewaltfreie Konfliktlösungen und Bewältigung von Alltagsproblemen geredet wird. Teamgeist, Gleichberechtigung und fairer Umgang mit dem anderen Geschlecht oder „life-skills“ werden zu beachteten Werten. Bis zum Beginn der WM werden schon über 30.000 Jugendliche mit diesem Programm erreicht worden sein, fast die Hälfte von ihnen Mädchen, und die Förderung läuft noch weiter bis Ende 2012.
Besonders schwer zu bewerten ist der mögliche Imagegewinn für Südafrika. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, dann wird die grenzenlose Begeisterung der lokalen Fans uns wohl alle mitreißen. Beeindruckende Stadien, weitgehend gut funktionierende Organisation, die freundliche und gelassene Entspanntheit der Gastgeber, der afrikanische Rhythmus und selbst das lautstarke Tröten der Vuvuzelas werden Südafrika stärker auf die internationale Landkarte rücken. Auch dem normalen Mitteleuropäer, Amerikaner und Asiaten wird klar werden, dass Afrika ein riesiger Kontinent voller Vielfalt und Leben ist, in dem es große Chancen und Hoffnung gibt.
Und noch ein Wort zu dem vielen Geld: es ist ja leider nicht so, dass die 3-7 Milliarden (die die direkte Vorbereitung angeblich gekostet hat) bei Verzicht auf die WM statt für Stadien und Autobahnen dann komplett für Bildung und Krankenhäuser, Kleingewerbeförderung oder Klimaschutz in Südafrika ausgegeben worden wären. Und da der schleppende Ticketabsatz jetzt zum Verkauf von Billigtickets in Südafrika geführt hat, wird Fußball sogar wieder ein „Volkssport“ und auch für jeden (Süd)-Afrikaner erschwinglich. Freuen wir uns also auf die afrikanischste WM, die wir je hatten!

An Spenden und Soforthilfe führt kein Weg vorbei, um das Leid Tausender, wenn nicht gar von Millionen bedrängter Menschen zu lindern. Spendengelder an Bündnisse deutscher Hilfsorganisationen wie „Aktion Deutschland Hilft“ kommen ohne Umwege bei den Betroffenen an, das ist wichtig. Die Opfer brauchen Hilfe und das sofort. Längerfristig ist es auch wichtig, die Menschen im Risiko in die Katastrophenvorsorge einzubinden. Das ist in Ländern wie Pakistan sicher nicht leicht umzusetzen. Es ist aber zentral, wenn längerfristig nachhaltige Lösungen entstehen sollen. Dies ist besonders vor dem Hintergrund der Umwelt- und Klimaveränderungen nötig. Denn im Zuge der sich immer deutlicher abzeichnenden globalen Erwärmung ist künftig häufiger mit Wetterextremen zu rechnen. Naturkatastrophen wie die in Pakistan im Sommer 2010 sind dann, so schlimm das klingen mag, nur eine Frage der Zeit.
Hunger in Afrika

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