von Aktion Deutschland Hilft
Sie ist 21 Jahre alt und lebt in Kakuma, einem der größten Flüchtlingslager der Welt. Maria beendete vor ein paar Jahren die Schule und hat seitdem nichts mehr zu tun.
"Ich habe Träume, ich möchte Pilotin werden. Aber ich muss hierbleiben und Kinder kriegen", sagt die junge Frau und bricht in Tränen aus. Es wäre ihr größter Albtraum, für immer im Camp bleiben zu müssen.
Kakuma in Kenia: Bis zu 2.000 Geflüchtete täglich
Bereits 1992 wurde das Flüchtlingslager Kakuma errichtet, mitten in der Wüste Kenias an den Grenzen zum Südsudan, zu Uganda und Äthiopien. Täglich kommen hier bis zu 2.000 Geflüchtete an. Rund 200.000 Menschen leben in ärmlichen Notunterkünften. Weil die kenianische Regierung es untersagt, können die meisten Geflüchteten nicht selbst entscheiden, wo sie sich ansiedeln.
Das Camp wird ihr neues Zuhause – ob sie es wollen oder nicht. Die Selbstversorgung durch Geschäfte und Handel wird in Kakuma ein Stück weit gefördert, doch aufgrund seiner isolierten Lage, ist jedweder Transport sehr aufwändig. So bleiben die meisten Menschen im Camp auf die Versorgung durch Hilfsorganisationen angewiesen.
Hilfsorganisationen verteilen Lebensmittel
World Vision und die Johanniter sind seit Jahren in Kakuma aktiv. Ihre aktuellen Hilfsprojekte wurden zum Teil aus den Spenden der WDR-Spendenkampagne im letzten Advent unterstützt und nun von WDR-2-Reporter Frank Krieger besucht.
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) und unser Bündnis riefen in der Weihnachtszeit 2022 gemeinsam zu Spenden auf. Mit der Aktion "Der Westen Hilft. Gemeinsam gegen den Hunger in der Welt" konnten wir insgesamt 10,6 Millionen Euro für 50 ausgesuchte Hilfsprojekte unserer Bündnisorganisationen sammeln. Alle Projekte unterstützen heute weltweit Menschen, die akut von Hunger bedroht sind – so wie die geflüchteten Männer, Frauen und Kinder in Kakuma.
Wie viele andere im Camp erhalten auch Maria, ihre Mutter und ihre Geschwister regelmäßig Lebensmittel von World Vision. Einer der Helfer ist Jonam Mzera. Er weiß ganz genau, warum diese Hilfe nötig ist: "Es geht darum, ihr Leben zu retten. Deswegen verteilen wir jeden Monat Rationen."
Mzera ist besorgt darüber, dass die vielen Krisen auf der Welt, die dauerhafte Versorgung der Menschen in Kakuma gefährden könnten. Zu wenige Mittel und zu viel weltweite Not stünden sich gegenüber, so der Helfer.
Ein Ort, kein Zuhause
Auch die 36-jährige Queen erhält diese Nahrungsmittelpakete, bestehend aus Hirse, Weizen, Hülsenfrüchten und Pflanzenöl. Die gelernte Krankenschwester und ihr Mann hatten ein gutes Leben im Sudan, bevor der Krieg alles zerstörte: "Schüsse, Bomben, diese ganze Gefahr. Und ich hörte von Kenia und den Flüchtlingen in Kakuma. Deswegen sind wir gekommen."
Seit acht Jahren lebt die Familie in einer der Notunterkünfte aus Lehm und Stroh. "Es ist ein neuer Ort für mich, aber nicht mein neues Land. Ich bin immer noch ein Flüchtling. Wenn du ein Flüchtling bist, bist du ein Fremder. Ich bin kein Bürger hier, ich kann nicht sagen, das ist mein Zuhause."
Mit dem Nötigsten zurechtkommen
Um sich etwas dazuzuverdienen, backt Queen mit ihrer Tochter Brote und verkauft sie in der Nachbarschaft. Wenn die Kinder sie nicht mehr brauchen, geht sie vielleicht zurück in den Sudan.
"Es ist genug, wenn ich unterstützt werde, fällt die Unterstützung weg, reicht es nicht für den Monat. Ich wünsche mir etwas Besseres, ein besseres Leben. Und wieder arbeiten zu können, als Krankenschwester."
Viele Geflüchtete leiden unter psychischen Erkrankungen
Aber selbst in einer der Gesundheitsstationen im Camp ist das kaum möglich. Zu viele suchen nach Beschäftigung und Geld für Gehälter ist knapp. Die größte Station wird von den Johannitern geführt, auch dank der Unterstützung vieler ehrenamtlicher Helfer:innen. Jacinta Kaingi ist verantwortlich für den Betrieb der Gesundheitsstation.
Sie führt über das Gelände und zeigt abseits vom Rummel das Behandlungszimmer für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Unter den Geflüchteten, Kindern wie Erwachsenen, leiden viele an Depressionen, Selbstmordgedanken oder Angststörungen. Die Hoffnungs- und Tatenlosigkeit begünstigt viele Krankheitsbilder.
Häusliche Gewalt ist ein weiteres Problem in der Enge des Camps. Ein spezielles Angebot mit medizinischer Hilfe und einer Gesprächstherapie kann in der Anlage ebenfalls wahrgenommen werden. Vor allem Frauen kommen hierher. Sie sind am meisten von Übergriffen und Ausbeutung betroffen.
Ein Gesundheitsangebot für alle
Herzstück der Gesundheitsstation ist die Basisversorgung für alle Verletzungen, Krankheiten und Vorsorgeuntersuchungen, z. B. schwangerer Frauen. Freiwillige gehen von Unterkunft zu Unterkunft, um Kranke zu identifizieren oder werdende Mütter über die Gesundheitsangebote zu informieren. Viele im Camp geborene Kinder sind akut unterernährt.
Hier helfen im Besonderen die Spenden des WDR-Aufrufs. Die Babys wiegen oftmals nur halb so viel wie sie sollten, sie sind viel zu klein. Betroffene Kinder werden wöchentlich gewogen, gemessen und mit Spezialnahrung behandelt.
Hilfe für junge Mütter
Die junge Mutter Aisha erzählt uns, wie wirksam die Hilfe ist. Seit 20 Jahren lebt die erst 22-Jährige bereits im Camp. Ihre Eltern sind mit ihr aus Somalia geflüchtet. Als ihr Kind zur Welt kam, war es zu klein und zu leicht und nahm nicht richtig zu. Sie kam in die Gesundheitsstation und bekam Hilfe für ihr Baby. Heute ist ihr Sohn zwei Jahre alt und gesund und munter.
"Ich bin froh, dass es mir und meinem Kind wieder gut geht. Ich hatte Angst, dass ich mein Kind verlieren könnte. Aber man konnte uns hier helfen, und ich bin froh, dass sie sich um mein Kind gekümmert haben", berichtet sie dankbar.
Ob auch die junge Maria eines Tages hilfesuchend vor der Klinik stehen wird? Sicher ist, die Türen der Krankenstation würden für sie jederzeit offenstehen. Aber zu wünschen wäre ihr etwas ganz Anderes – raus aus Kakuma.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet um Spenden für von Hunger betroffene Menschen in Afrika:
Stichwort: Hunger in Afrika
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