von den Johannitern/Aktion Deutschland Hilft
Die kurze Geschichte des jüngsten Landes der Welt ist geprägt von bewaffneten Auseinandersetzungen und einer humanitären Krise, die bis heute anhält. Im Südsudan – seit 2011 ein unabhängiger Staat – sind fast zwei Millionen Menschen auf der Flucht. Ähnlich viele Menschen haben Zuflucht in den Nachbarländern gesucht. Die Johanniter helfen länderübergreifend, um die Not zu lindern.
Südsudan: gebeutelt von Naturkatastrophen und Gewalt
Zu feiern gibt es für den Südsudan am 9. Juli, dem Tag seiner Staatsgründung, nur wenig: Politische und ethnische Spannungen sowie aufflammende Konflikte treffen im Südsudan auf klimatische Extreme, welche die Situation für die Menschen Jahr für Jahr erschweren. Nach einer Heuschreckenplage und verheerenden Überschwemmungen in 2020 hat sich die Situation im Land wieder deutlich zugespitzt.
"Der Südsudan steht heute vor der größten Ernährungsunsicherheit und höchsten Unterernährungsrate seit seiner Unabhängigkeit vor zehn Jahren", stellt Janina Dreier fest, Programmreferentin der Johanniter für den Südsudan. "Schätzungsweise 7,7 Millionen Menschen werden während der Anbauzeit zur Jahresmitte auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sein", so Dreier.
Hilfe für unterernährte Kleinkinder und werdende Mütter
Besonders besorgniserregend ist, dass dann schätzungsweise 1,4 Millionen Kinder und 480.000 schwangere oder stillende Frauen akut unterernährt sein und eine Behandlung benötigen werden. Deswegen stehen sie heute im Fokus der Hilfe.
Ende 2020 starteten die Johanniter ein länderübergreifendes Projekt: Während in Kenia und Uganda südsudanesische Geflüchtete in Camps bei der Gesundheitsversorgung und Ernährungssicherung unterstützt werden, steht im Südsudan die Mutter-Kind-Gesundheit im Fokus.
Dort richtet sich das Programm in und um die Stadt Wau an 32.000 Kinder unter fünf Jahren und schwangere Frauen, von denen viele zuvor fliehen mussten oder Gewalt erlebt haben.
Bei Anzeichen von Unterernährung werden sie mit Zusatznahrung versorgt oder an ein Stabilisierungszentrum verwiesen, welches die Johanniter seit 2017 betreiben. Bis Ende 2020 konnte das Team dort insgesamt 513 akut unterernährte und erkrankte Kinder behandeln.
Entbindungsstationen für sichere Geburten
Zusätzlich unterstützt die Bündnisorganisation zwei Geburtenstationen in derselben Region. Frauen erhalten dort eine besondere medizinische Vor- und Nachsorge sowie Geburtenbegleitung durch Hebammen. Jede siebte Schwangere im Südsudan läuft Gefahr, an Komplikationen zu sterben.
Vielerorts fehlen bis heute Fachpersonal und funktionierende Gesundheitseinrichtungen. Zudem muss Überzeugungsarbeit auf dem Land geleistet werden, um die Vorteile von Geburten in den Einrichtungen zu vermitteln, die Risiken gegenüber einer häuslichen Geburt deutlich mindern.
Schutzräume für Mädchen und Frauen
Neben der medizinischen Betreuung spielt in den Stationen der Schutz von Mädchen und Frauen eine wichtige Rolle. Ob beim Feuerholz suchen oder in einer Hütte im Flüchtlingscamp: Das Risiko ist groß, dass Mädchen und Frauen Opfer von sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen werden.
In den drei Ortschaften Kangi, Mapel und Wau haben die Johanniter deshalb Schutzräume für Frauen eingerichtet, in denen heute Betroffene durch ausgebildetes Personal beraten und unterstützt werden.
Pandemie verstärkt sexualisierte Gewalt
Dieser Dienst ist dringend notwendig: "Das Problem der geschlechtsspezifischen Gewalt hat sich während der Corona-Pandemie noch verschärft", sagt Viola Philip, die vor Ort in Wau für die Präventionsarbeit zuständig ist. Sie schätzt, dass im vergangenen Jahr weit über 6.000 Mädchen und Frauen im Südsudan betroffen waren.
Hinzu komme, dass viele Kinder aufgrund der Pandemie nicht mehr zur Schule konnten und Schwangerschaften angestiegen seien. "Deshalb bieten wir Betroffenen psychosoziale Unterstützung an und führen bewusstseinsbildende Maßnahmen in den Gemeinden durch", so Philip. Denn viele kennen die Problematik und die verheerenden Folgen dieser Gewalt nicht, der sie vor allem in Konfliktregionen ausgesetzt sind.
Eine Geschichte, die Hoffnung macht
Die junge Mutter Akuol Pioth hat drei Kinder. Nach einem Angriff auf ihr Dorf durch eine lokale bewaffnete Gruppe verlor sie fast ihr gesamtes Hab und Gut. Auf dem zweitägigen Marsch zum Flüchtlingscamp in der Stadt Wau erkrankte ihr kleinstes Kind Arou Wol. Sofort wurde der Junge im Stabilisierungszentrum der Johanniter aufgenommen und behandelt.
Nach den ersten Tagen der Anspannung und Besorgnis konnte Akuol wieder lachen. Ihr Mann registrierte die Familie beim Welternährungsprogramm für Nahrungsmittelhilfe. Die Bewohner des Camps zeigten der Familie, wo sie weitere medizinische Versorgung, einen sicheren Bleibeort und Essen bekämen.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
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Stichwort: Hunger in Afrika
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