von arche noVa/Aktion Deutschland Hilft
Armut, häusliche Gewalt und fehlende Infrastruktur: Die Lebensbedingungen am Victoriasee sind prekär. Mit unermüdlichem Einsatz kämpft ein Netzwerk aus Frauenselbsthilfegruppen gegen diese Situation an und spendet Hoffnung.
Victoriasee: Überfischung durch Überbevölkerung
Aus der Ferne wirkt die Gegend um den Victoriasee paradiesisch: Endlos weit erscheint der See, die Vegetation an seinen Ufern ist üppig. Bei näherer Betrachtung bleibt von dem Zauber jedoch nicht viel übrig.
Die Fischbestände sind längst überfischt, die Maschen der Netze wurden immer kleiner, um doch noch etwas fangen zu können. Der Zustrom an Menschen, die an seinen Ufern Hoffnung suchen, hält immer noch an, die Siedlungen wurden aber kaum mit Infrastruktur ausgestattet.
Wasserverschmutzung gefährdet die Gesundheit
Viele Straßen sind unbefestigt und werden nicht ausreichend unterhalten, die medizinische Versorgung und das Schulsystem sind schlecht. Da die Gemeinden nicht an das Wassernetz angeschlossen sind, holen sich die Einwohnerinnen und Einwohner das Trinkwasser oft direkt aus dem Victoriasee.
Dieser wiederum ist aufgrund ungeklärten Abwassers, das direkt in den See fließt, eine Gefahr für die Gesundheit. Da Toiletten Mangelware sind, erleichtern sich viele Menschen in nahegelegenen Büschen und wassergebundene Krankheiten wie Bilharziose verbreiten sich schnell.
Abhängigkeit und häusliche Gewalt
"Viele Menschen, die an den Ufern des Sees leben, sind hergezogen weil sie vor Katastrophen und Krisen geflüchtet sind. Sie sind deshalb besonders verwundbar", sagt Margaret Nakato, Gründerin des Katosi Women Development Trust (KWDT), eines Netzwerks von Frauenselbsthilfegruppen im Distrikt Mukono in Uganda.
Selbst am Victoriasee aufgewachsen, kennt sie die Widrigkeiten, denen die Dorfgemeinschaften ausgesetzt sind: "Besonders Frauen sind von den prekären Lebensbedingungen betroffen. Viele erleben Abhängigkeit und häusliche Gewalt", so Nakato.
Armut treibt Frauen in die Prostitution
Ein großes Problem stellt die wirtschaftliche Unsicherheit dar. Den Fischbeständen und Arbeitsmöglichkeiten folgend, ziehen viele Männer von Dorf zu Dorf. Zurück bleiben die Frauen und Kinder.
Die Fischverarbeitung als Haupteinkommensquelle ist aufgrund der Unwägbarkeiten der Fangmengen kaum kalkulierbar, der Druck auf die Frauen groß. Viele prostituieren sich. Als Folge von unsicheren Sex-Praktiken und ungenügender Gesundheitsversorgung leiden die Fischergemeinden im Vergleich zum nationalen Durchschnitt auch unter einer höheren HIV- und AIDS-Rate.
Uganda: Frauen helfen sich selbst
Angesichts dieser unhaltbaren Zustände entschied Margaret Nakato, die Dinge selber in die Hand zu nehmen und für die Stärkung der Position von Frauen zu kämpfen. Sie kehrte an den See zurück und gründete 1996 den KWDT. Mit dem Studium der Development Studies eignete sich Nakato das nötige fachliche Rüstzeug an. Als drängendstes Problem stellte sich bald die fehlende Versorgung mit sauberem, sicherem Wasser heraus.
Denn, so Nakato: "Wasser ist nicht nur Wasser. Es bildet auch die Voraussetzung für die Ermächtigung der Frauen und für Selbstbestimmung." Um dieses Ziel zu erreichen, setzte Nakato bereits früh auf internationale Vernetzung und Wissenstransfer. Seit 2014 wird der KWDT von unserer Bündnisorganisation arche noVa unterstützt.
Im Zuge der Partnerschaft wurde der Aufbau von Frauenselbsthilfegruppen in den Projektgebieten gefördert. Ausgebildet und finanziell unterstützt bildeten diese fortan Komitees und wagten sich in vormals von Männern dominierte Bereiche wie den Bau und den Betrieb der Wasser- und Sanitärinfrastruktur oder das Müllmanagement vor. Maßnahmen in der Fischverarbeitung oder die Vergabe von Mikrokrediten fördern zudem das Unternehmertum von Frauen.
Hoffnungsvolle Perspektiven
Bereits jetzt trägt der angestoßene soziale Wandel Früchte: Heute umfasst das Netzwerk des KWDT bereits über 30 Frauenselbsthilfegruppen. Doch Margaret Nakato gibt sich mit dem Erreichten noch nicht zufrieden.
Noch immer fehlt vielen Dorfgemeinschaften eine angemessene Wasser- und Sanitärversorgung. In vielen Bereichen ist fehlende Geschlechtergerechtigkeit zudem noch immer ein Problem.
Menstruation bleibt Tabuthema
"Die Menstruation ist eine Insel des Tabus", nennt Nakato ein Beispiel. Da geschlechtergetrennte Toiletten und Hygieneartikel fehlten, blieben viele Mädchen während ihrer Periode der Schule fern.
"Wir müssen den Mythos entmystifizieren", fordert Nakato deshalb. Eine Lösung sieht sie im vermehrten Einbezug der Männer in die Projekte. "Viele Männer fühlen ihren Status infrage gestellt und fühlen sich vernachlässigt", so Nakato. "Wir müssen deshalb sicherstellen, dass auch die Ehemänner die Rechte der Frauen anerkennen und Teil der Entwicklungsmaßnahmen werden." Auf diesem Weg wird arche noVa ihr und den Frauen am Victoriasee auch weiterhin zur Seite stehen.
+++ Spendenaufruf +++
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