von Aktion Deutschland Hilft
Zwei Jahre sind vergangen, seit sich die Gefechte in der Ukraine zu einem großflächigen Krieg zugespitzt haben. Zwei Jahre, in denen viele Menschen ihr gewohntes Leben, ihr Zuhause, Familienmitglieder oder Freund:innen verloren haben.
Und zwei Jahre, in denen die Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft dank Ihrer Spende Hilfe leisten konnten.
Ukraine: Vier Geschichten aus zwei Jahren Krieg
Lesen Sie hier fünf Geschichten, die stellvertretend für so viele unterschiedliche Schicksale von Menschen aus der Ukraine stehen.
Tatiana: "Die Mutterschaft hat mich am Leben gehalten"
Sergej: "Ich fühle mich heimat- und staatenlos"
Hennadiy: Seine Kunst konnte der Krieg ihm nicht nehmen
Lidiia: "In nur einem Moment verwandelte sich alles in einen Trümmerhaufen"
Liudmyla: Die Zimmerdecke brach über ihr zusammen
Tatiana: "Die Mutterschaft hat mich am Leben gehalten"
Im Krieg schwanger zu sein, bringt Frauen in besonders große Nöte. Zur Angst um das eigene Leben kommt die Sorge um das Ungeborene. World Vision hat schon Tausenden Müttern aus der Ukraine Hilfe geleistet – unter ihnen ist Tatiana.
"Mein gesamtes System versagte"
"Mein Körper hat den Stress nicht verkraftet." Wenn Tatiana über die viel zu frühe Geburt ihres zweiten Kindes spricht, dann fällt dieser Satz sehr schnell. Der Krieg, die Ungewissheit, die Vertreibung, der Neuanfang auf Zeit. "Mein gesamtes System versagte", sagt sie.
Inzwischen geht es Eldar, Tatianas zweitem Kind, gut. Der kleine Junge kam drei Monate früher als erwartet zur Welt.
Zuerst waren da plötzlich die starken Schmerzen. Hastig packte Tatiana ihre Tasche. Dann fuhr sie ins Krankenhaus in Sumy, eine Stadt im Nordosten der Ukraine.
Eldar war gerade einmal handtellergroß
Ärzt:innen, Untersuchungen, dann Dunkelheit. Als Tatiana wieder aufwacht, liegt sie in einem Krankenhauszimmer, Maschinen piepen. Im Raum nebenan liegt ihr Sohn: handtellergroß, nicht mal ein Kilo schwer, in einem Brutkasten.
Drei Monate lang musste der kleine Junge im Krankenhaus bleiben. Drei Monate lang Sorge um Eldar und auch um ihr eigenes Leben. Denn immer wieder schrillte der Alarm in den Straßen von Sumy. Explosionen in der Nähe erschütterten das Krankenhaus.
"Wir haben gebetet, dass wir nicht zur Zielscheibe werden"
"Während des Luftalarms haben wir den Raum, in dem unsere Babys lagen, nicht ein einziges Mal verlassen", erinnert sich Tatiana. "Wir haben nur gebetet, dass wir nicht zur Zielscheibe werden."
Inzwischen lebt Tatiana mit ihrer Tochter Simona und ihrem Sohn Eldar im westukrainischen Czernowitz. Sie wohnen in einem Zimmer, das sie sich mit drei anderen vertriebenen Familien teilen. Mit der Hilfe von World Vision kann Tatiana ihre Familie mit dem versorgen, was sie dringend braucht – etwa Lebensmittel, Winterkleidung und Windeln für Eldar.
Tatiana hat immer noch Hoffnung
Obwohl der Krieg Tatiana von ihrem Zuhause und von ihrem Mann getrennt hat, hat sie Hoffnung. Sie sagt: "Mitten im Krieg habe ich mein Baby gewiegt und ihm Schlaflieder zugeflüstert. Die Mutterschaft hat mich am Leben gehalten."
Sergej: "Ich fühle mich heimat- und staatenlos"
Bis Anfang 2022 lebte Sergej mit seiner Familie in Charkiw – dann zertrümmerte der Krieg ihre Welt. Von ihrem Zuhause, einst ein Ort voll Freude, blieb nur Schutt. Inmitten von großem Chaos, entlang verstopfter Straßen und mit großer Unsicherheit verließ die Familie die Stadt. Zuflucht fand sie schließlich in Budapest.
In die Ukraine zurückzukehren, ist zurzeit unvorstellbar
Aufgrund des andauernden Krieges ist es für Sergejs Familie zurzeit unvorstellbar, in die Ukraine zurückzukehren. Gleichzeitig trauert Sergej um das Leben, das er dort hatte: die Arbeit als Elektroingenieur, das sichere Heim, das er seiner Familie gebaut hatte. In Budapest ist die Familie auf Unterstützung von Diakonia, einem Partner von Habitat for Humanity, angewiesen und hat so unter anderem Waschmaschine und Kühlschrank erhalten.
"Als Geflüchteter fühle ich mich heimat- und staatenlos”, sagt Sergej. „Wir versuchen, uns an das neue Leben zu gewöhnen, uns etwas Neues aufzubauen, damit wir uns eines Tages Zuhause fühlen. Wir haben ja keine andere Wahl.”
Hennadiy: Seine Kunst konnte der Krieg ihm nicht nehmen
Vor dem 24. Februar 2022 malte Hennadiy auf Stein. Der Künstler schuf Werke, die in seiner ganzen Heimatstadt Vuhledar bekannt waren. Dann wurde in der kleinen Stadt nahe der Frontlinie alles anders. Schüsse fielen, Raketen trafen auf Häuser, schwere Gefechte dehnten sich aus. Hennadiys Haus wurde zerstört.
Allein und nahe der Frontlinie
Er radelte über die Felder und fand Unterschlupf in einem Haus am Rand eines anderen Dorfes. Dort war er allein, Kommunikationsmittel gab es nicht. In einer zerstörten Schule fand Hennadiy Reste von Farben.
Und obwohl sich von einem Moment auf den anderen fast alles in Hennadiys Leben geändert hatte – die Kunst blieb. Auf den kaputten Möbeln und den zerbrochenen Gegenständen in der verlassenen Schule begann der Künstler, Gemälde zu erschaffen. Bis heute lebt er in dem Dorf.
Ein Ofen gegen den beißend kalten Winter
Damit Hennadiy heizen und kochen kann, bekam er im kalten Winter einen Ofen – von IsraAID Germany, die sich gemeinsam mit unserer Bündnisorganisation ZWST und lokalen Partnern darum kümmern, dass Menschen in den Gebieten in der Nähe der Frontlinie Hilfe bekommen. In Kooperation mit Lifting Hands International, District One und Zvychaini Ludy werden Öfen verteilt.
Lidiia: "In nur einem Moment verwandelte sich alles in einen Trümmerhaufen"
Der Nordosten der Ukraine wurde im Februar 2022 zuerst und besonders schwer von den Gefechten getroffen. Im Oblast Charkiw sind rund 20 Prozent der Gebäude zerstört oder beschädigt.
Trotzdem möchten viele Menschen in ihre Heimat zurückkehren. arche noVa unterstützte sie gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen dabei, ihr Zuhause rechtzeitig vor dem Kälteeinbruch wieder bewohnbar zu machen.
Lidiias Haus wurde bei den Gefechten zerstört
Eine der Frauen, die die Bombardierung hart getroffen hat, ist Lidiia Bohdan. Ihr Haus wurde bei den Gefechten völlig zerstört. "Wir waren kurz vor dem Krieg fertig mit der Renovierung – alles war nagelneu, so gemütlich, und in nur einem Moment verwandelte sich alles in einen Trümmerhaufen", erzählt Lidiia.
Während des Beschusses versteckte sie sich mit ihrer Familie im Keller. Als eines Tages zwei Raketen direkt nebenan explodierten, war von einem Moment auf den anderen alles zerstört. Ein Schock für die Familie.
Die Wiederaufbauarbeiten am Haus gehen voran
Mittlerweile schöpft Lidiia wieder Hoffnung. Denn die Arbeiten im und am Haus gehen voran. Als das Dach fertig wurde, lächelte sie zum ersten Mal seit Monaten. Türen und Fenster sind auch ausgetauscht; das Haus ist wieder bewohnbar.
"Wir haben keine Angst mehr vor der Kälte, wir können hier den Winter überleben", sagt Lidiia, "dafür bin ich so dankbar!"
arche noVa setzt sich dafür ein, dass Menschen wie Lidiia in ihr Zuhause zurückkehren und den Winter ohne Angst vor der Kälte überstehen können. Insgesamt hat das Hilfsprojekt unserer Bündnisorganisationen 3.900 Menschen in der Ukraine erreicht.
Liudmyla: Die Zimmerdecke brach über ihr zusammen
Auch Liudmyla Brovko bekommt durch das Programm von arche noVa Hilfe. Die Sozialarbeiterin arbeitet beim Sozialdienst in ihrer Heimatstadt Ochtyrka – auch noch, als Anfang 2022 längst Kämpfe ausgebrochen sind. Denn: Viele ihrer Patient:innen leben allein und sind auf Unterstützung angewiesen. Sie im Stich zu lassen, kam für Liudmyla nicht in Frage.
Liudmylas Haus wurde durch eine Rakete zerstört. Die Zimmerdecke brach über ihr zusammen – zum Glück konnten sie und ihre Familie sich unbeschadet retten. "Einige Tage später schlugen zwei Flugzeugbomben in unser Haus ein. Nichts ist mehr übrig", sagt sie.
Erleichterung inmitten des Krieges
Obwohl sie nun selbst Unterstützung beim Wiederaufbau braucht, ist Liudmyla vor allem über eines froh: "Dass während des massiven Beschusses von Okhtyrka keiner unserer Patienten verletzt wurde."
Danke an alle, die helfen!
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die betroffenen Menschen aus der Ukraine.
Stichwort: Nothilfe Ukraine
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
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