von Handicap International
Die Hilfsorganisation Handicap International (HI) baut angesichts vieler verzweifelter Menschen ihre psychologische Betreuung in der Ukraine langfristig weiter aus. Vor allem Vertriebene und Kinder sind traumatisiert und benötigen professionelle psychologische Hilfe.
Diese leiden unter den plötzlichen Veränderungen, der Gewalt, Verletzungen und Krankheiten, Umsiedlung und Trennung und der Ungewissheit über die Zukunft.
Ukraine: Ängste behindern die Entwicklung von Kindern
Der Verlust von Angehörigen und des Zuhauses und die Angst um die eigene Familie beeinträchtigen besonders die Entwicklung der Kinder. Auch das medizinische Fachpersonal ist erschöpft und braucht dringend psychosoziale Unterstützung.
"Die Kinder sind reizbar, ängstlich, manchmal introvertiert oder aggressiv. Sie haben Angst, sind unsicher, sehr sensibel und sehr traurig, da sie ihr früheres Leben verloren haben", erzählt Oleksandra Usyk, HI-Psychologin.
In Gesprächen das im Krieg Erlebte verarbeiten
"Wir helfen ihnen, indem wir den Kindern beibringen, ihre Erfahrungen auf gesunde Weise zu verarbeiten, darüber zu sprechen und ihre Aufmerksamkeit auf das 'Hier und Jetzt' zu richten", so Usyk.
Auch ihre Kollegin Karina Kirilich berichtet von vielen Betroffenen, die traumatisiert sind und beispielsweise unter Panikattacken und Schlafproblemen leiden. "Im Laufe der Behandlungszeit sehen wir einen Rückgang der Angst und der emotionalen Anspannung. Ihr Wohlbefinden verbessert sich", unterstreicht Kirilich.
Die Teams von Handicap International führen in der Ukraine Einzel- und Gruppenstunden durch, schulen medizinisches Fachpersonal in psychologischer Erste-Hilfe und unterstützen Mitarbeitende, um deren Erschöpfung oder Burnout zu vermeiden. Bisher konnten über 3.000 Menschen mit psychologischer Hilfe betreut werden.
Tamara aus der Nähe von Bakhmut: "Es ist schwer für mich, das zu vergessen"
Eine von ihnen ist Tamara Novohatskaya. Die 89-Jährige lebte bis vor Kurzem in der Nähe von Bakhmut und wurde nach dem Beschuss des Orts in ein HI-Partner-Zentrum evakuiert.
"Ich bin sehr dankbar für die psychologische Erste Hilfe, die Handicap International leistet. Ich trauere sehr, ich habe mein Haus und mein Hab und Gut verloren. Ich erlebe einen schrecklichen Krieg, in dem Menschen in meiner Nähe gestorben sind. Es ist schwer für mich, das zu vergessen. Dank der Psychologen habe ich jemanden, mit dem ich diesen Schmerz teilen und weinen kann. Ich bin ihnen dankbar, dass sie mir zuhören und Mitgefühl zeigen. In solchen Momenten braucht man wirklich eine menschliche Unterstützung", berichtet die alte Frau, deren Haus von einer Rakete getroffen wurde.
Menschen mit Behinderung und Schwerverletzte nicht vergessen
Angesichts des enormen Bedarfes an psychologischer Betreuung wird Handicap International ihre Programme in der Ukraine weiter ausbauen. Die Schwerpunkte liegen dabei nicht nur bei Binnengeflüchteten und bei Kindern, sondern auch bei der Hilfe für Menschen mit Behinderung oder Verletzungen.
"Wir müssen dafür sorgen, dass Menschen mit besonderen Bedürfnissen nicht übersehen werden. Wir unterstützen deshalb die lokalen Kräfte dabei, Anzeichen und Symptome von psychischen Problemen gerade von Menschen mit Behinderung und den vielen Schwerverletzten zu erkennen und zu behandeln", unterstreicht Dr. Inez Kipfer-Didavi, Geschäftsführerin von Handicap International Deutschland.
Zudem stärken die HI-Teams die Kapazitäten der bestehenden Gesundheitsstrukturen und die der lokalen Nichtregierungsorganisationen, die im psychosozialen Bereich tätig sind, und unterstützen das medizinische Personal.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die betroffenen Menschen aus der Ukraine.
Stichwort: Nothilfe Ukraine
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
Jetzt online spenden!