von Aktion Deutschland Hilft
Krieg verwundet auch die Seele. Deshalb brauchen immer mehr Menschen in der kriegsgeschüttelten Ukraine psychologischen Beistand. Diesen starken Anstieg beobachten viele Organisationen im Bündnis Aktion Deutschland Hilft im zweiten Kriegswinter mit großer Sorge. "Der langfristige Stress durch den Krieg höhlt die Menschen zunehmend aus", stellt Florian Beck, Programmreferent der Johanniter für die Ukraine, nach seinem Besuch vor Ort fest.
Ukraine: Hilfsorganisation bietet Hotline für Menschen in Schutzbunkern
Die Angst vor Raketen, das Aufheulen der Alarmsirenen, die Sorgen um Angehörige – all das geht an die seelische Substanz. Deshalb stehen die Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft den Menschen in ihrer psychischen Not bei. So erreicht die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) über eine Telefon-Hotline Ukrainer:innen in den Schutzbunkern, in denen sie Zuflucht vor Raketenangriffen suchen. Telefonisch stehen ihnen geschulte Mitarbeitende bei.
Der Schwerpunkt verlagert sich jedoch zunehmend von akuter psychologischer Nothilfe zu langfristiger Trauma-Arbeit. Hilfsorganisationen im Bündnis Aktion Deutschland Hilft fangen traumatisierte Menschen im Kriegsgebiet in Einzel- und Gruppensitzungen mit Psycholog:innen auf. Auch Musik- und Maltherapien, Sport und Gespräche in Selbsthilfegruppen stärken die Menschen.
Mobile Teams besuchen Patient:innen in schwer erreichbaren Gebieten
Mobile Teams besuchen Patient:innen in ländlichen und schwer erreichbaren Gebieten. "Positiv ist, dass die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen nachlässt", sagt Lisa Schönmeier, Länderleiterin Ukraine bei Malteser International.
Ins Bewusstsein rückt zunehmend, dass Kriegsveteranen, die mit traumatischen Erlebnissen von der Front zurückkehren, und deren Familien psychosoziale Unterstützung brauchen. Malteser International hilft ehemaligen Kombattanten, die nicht mehr in den aktiven Dienst zurückkehren können, mit Traumatherapien dabei, die Schrecken des Krieges zu verarbeiten.
Psychosoziale Hilfe für geflüchtete Frauen & Kinder
Psychosoziale Notfallhilfe steht auch Geflüchteten – oft Frauen mit Kindern – in den Anrainerstaaten der Ukraine und in Deutschland zur Verfügung. Denn sie müssen das Grauen des Krieges und die Gefahren der Flucht verarbeiten und sich in einem fremden Land zurechtfinden. Tiergestützte Therapien, Kochkurse und Kunsttherapien unterstützen die Teilnehmer:innen dabei, ihre Erlebnisse zu verarbeiten und ihr inneres Gleichgewicht wiederzugewinnen. Die Hilfsorganisation ADRA bietet Geflüchteten eine 24-Stunden-Hotline auf Ukrainisch und Deutsch an.
Und die Mitarbeitenden der Hilfsorganisationen? Auch sie stehen unter enormem Stress. Viele Bündnisorganisationen beobachten: Je länger der Krieg dauert, umso größer wird die Erschöpfung der Helfer:innen. Denn sie schweben bei ihren Einsätzen oft in Lebensgefahr, und sie erleben hautnah die Schicksale der Menschen, denen sie helfen.
Auch Helfer:innen brauchen zunehmend psychologische Unterstützung
Deshalb stärken die Hilfsorganisationen ihre humanitären Helfer:innen und medizinisches Personal: durch Schulungen zum Umgang mit Stress im Krisenfall, psychologische Unterstützung, Supervision und Teambuilding. So können sie besser mit Belastungen fertig werden und Burnout vorbeugen.
Eine Herausforderung benennt Lisa Schönmeier: "Die Menschen leiden unter den permanenten Retraumatisierungen durch die Luftangriffe. Echte, aufarbeitende Trauma-Arbeit ist erst in einem ruhigen Kontext möglich."
Eine dauerhafte Heilung der Psyche wird wohl erst in Friedenszeiten Wirklichkeit werden.
An die Redaktionen: Wir vermitteln Ihnen gerne Gesprächs- und Interviewpartner:innen zur aktuellen Situation in der Ukraine.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die betroffenen Menschen aus der Ukraine.
Stichwort: Nothilfe Ukraine
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