von Aktion Deutschland Hilft
Bild an Bild reiht sich an die Wände im Haus der Nachbarschaft in Berlin. Gerade hat dort ein Kreativ-Workshop von IsraAID Germany, Partner der Bündnisorganisation ZWST, geendet. Die Teilnehmer:innen, Geflüchtete aus der Ukraine, haben an diesem Tag nicht mit Farbe, sondern Ton gearbeitet. Dabei gab es stille Momente, berührende Gespräche und gemeinsames Lachen.
Wie sich das Leben seit Beginn des Krieges verändert hat
Die Teilnehmerinnen Olesia, Maryna und Olga teilen hier, wie sich ihr Leben seit Beginn des Krieges in der Ukraine verändert hat und wie es ihnen heute in Deutschland geht.
Olesia: "Das aktuelle Motto lautet Carpe Diem"
Maryna: "Wir wünschen uns Frieden"
Olga: "Das ganze Leben ist in der Ukraine geblieben"
Olesia: Das aktuelle Motto lautet "Carpe Diem"
Ich heiße Olesia und mich hat der Krieg hierhergebracht. Russland hat die Ukraine angegriffen und für meine Familie und mich gab es keine Sicherheit mehr. Ich habe meine Heimat mit meinen beiden Kindern verlassen. Ich wusste zuerst nicht, wo wir hinsollen. Da ich Bekannte in Berlin hatte, kamen wie hierher.
Die Entscheidung zu fliehen war schwierig: Ich hatte mein eigenes Geschäft, uns ging es rundum gut. Nach der Ankunft in Deutschland befand ich mich in einer Art Loch. Wir wussten nicht, wo wir sind, warum und vor allem, wie es für uns weitergeht. Alles war so schlimm. Es fehlten Selbstwirksamkeit, Stabilität und Zugehörigkeit. Ich realisierte schnell, dass ich Menschen um mich herum brauche, Freunde und Gespräche. Auf der Suche danach bin ich hier bei IsraAID Germany gelandet.
Ich habe am Leadership Programm, Frauenzirkeln und weiteren Workshops teilgenommen. Mittlerweile leite ich als eigenes Projekt einen Textilworkshop. Es ist eine offene Gruppe für Kinder und Erwachsene, gemeinsam stellen wir aus Textilien neue Sachen her. So muss man nicht alles neu kaufen.
Auf diese Art etwas zurückgeben zu können, ist ein Privileg für mich. Ich empfinde sehr viel Dankbarkeit. Die staatliche Unterstützung in Deutschland ist sehr groß. Auch die Menschen um uns herum haben uns so viel gegeben. Ehrlich gesagt hatte ich früher ein anderes Bild von Deutschland.
Unser Basisbedarf ist gedeckt, insofern geht es uns sehr gut. Doch die Ungewissheit, was die Zukunft bringt und die Nachrichten aus der Ukraine, die die ganze Zeit auf uns einprasseln – das alles ist eine emotionale Achterbahn. An das, was morgen kommt, wagt man gar nicht zu denken. Ich möchte eines Tages in die Ukraine zurückkehren, doch das aktuelle Motto lautet Carpe Diem. Es gibt nur das Heute.
Maryna: "Wir wünschen uns Frieden"
Ich heiße Maryna. Ich bin zusammen mit meiner Tochter aus der Ukraine nach Berlin gekommen. Sie ist zwölf Jahre alt. Seit die ersten Raketen einschlugen, konnte meine Tochter nicht mehr schlafen. Also stellte sich irgendwann die Frage: Was machen wir?
Wir haben innerhalb der Familie entschieden, dass meine Tochter und ich gehen. Mein Mann und mein erwachsener Sohn sind in der Ukraine geblieben. Wir telefonieren täglich. Wir unterstützen einander. Mal wir sie, mal sie uns. Wir gehen gerade durch eine sehr schwierige Zeit.
Hier im Haus der Nachbarschaft in Berlin habe ich an einem Workshop teilgenommen. Die Frage der Gruppenleiterin lautete: Was gibt euch Hoffnung? Bei mir ist es Luft. Also habe ich versucht, Luft mithilfe von Ton darzustellen. Ich mache schon lange Atemübungen, Luft gibt mir Kraft. Und diese Kraft kann ich sogar mit anderen teilen.
Für das kommende Jahr habe ich denselben Wunsch wie viele Menschen aus der Ukraine: Wir wünschen uns Frieden und nicht nur in unserer Heimat. Es ist ganz, ganz wichtig, dass überall Frieden herrscht.
Olga: "Das ganze Leben ist in der Ukraine geblieben"
Ich heiße Olga und komme aus der Stadt Charkiw. Von dort sind es nur 60 Kilometer zur russischen Grenze. Gleich zu Beginn des Krieges fielen Bomben. Ich habe mir meine beiden Kinder geschnappt, wir sind ins Nirgendwo gefahren, es gab keinen Plan. Aber klar war: Wir mussten weg.
Schließlich sind wir nach Deutschland gekommen. Heute habe ich hier an einem Workshop von IsraAID Germany teilgenommen. Als Frage wurde in den Raum gestellt: Was inspiriert euch? Bei mir waren das drei Dinge: Blumen, Berge und eine Schneeflocke.
Die Blumen symbolisieren für mich Märchen. Die Berge stehen für meine Familie, sie gibt mir Halt. Und die Schneeflocke ist das Wunder. Es ist ganz wichtig, an Wunder zu glauben, denn Wunder gibt es überall.
Meine Eltern, meine Freunde, Kollegen – das ganze Leben ist in der Ukraine geblieben. Wir telefonieren täglich und unterstützen einander. Ich möchte sehr gerne zurückkehren, aber im Moment ist das wegen der Kinder zu riskant.
Aber ich glaube an Wunder. Ich glaube daran, dass die Menschlichkeit siegen wird. Für 2023 wünsche ich mir, dass jeder Mensch auf der Erde Liebe in seinem Herzen trägt und dass das Gute das Böse besiegt.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die betroffenen Menschen aus der Ukraine.
Stichwort: Nothilfe Ukraine
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
Jetzt online spenden!