von action medeor/Aktion Deutschland Hilft
Wenn die Sozialapotheke in Odessa ihre Türen öffnet, stehen die Menschen bereits Schlange. Sie warten auf Medikamente, die sie dringend benötigen. In der Sozialapotheke werden diese Arzneien kostenfrei an bedürftige Menschen abgegeben. Alle, die hier anstehen, sind auf diese Unterstützung angewiesen. Bei manchen geht es ums Überleben.
Evgeny erhält sein Krebsmedikament aus der Sozialapotheke
"Zum ersten Mal in meinem Leben bekomme ich etwas umsonst", sagt Evgeny Zhitomirsky aus Odessa. 2016 wurde er operiert und kämpft seit sechs Jahren gegen den Krebs. "Früher erhielt ich vom Staat die Medikamente im Krankenhaus, aber vor drei Monaten wurde wegen des Kriegs die Ausgabe eingestellt", berichtet Evgeny.
Sein Medikament kostet monatlich rund 3.600 Griwna, das sind umgerechnet 100 Euro. Seine monatliche Rente beträgt allerdings nur 2.500 Griwna, etwa 70 Euro. Er steht in der Schlange vor der Sozialapotheke, um zu überleben.
Kostenfreie Ausgabe von Medikamenten in Odessa
Für Menschen wie Evgeny organisiert und finanziert action medeor zusammen mit der lokalen Hilfsorganisation ICF Your City die kostenfreie Ausgabe von Medikamenten in Odessa. Begonnen hat alles mit der Verteilung rezeptfreier Arzneien.
Inzwischen gibt es eine Kooperation mit den lokalen Apotheken, sodass die Menschen auch rezeptpflichtige Medikamente kostenfrei bekommen. Finanziert wird die Hilfe mit Spendengeldern aus unserem Bündnis.
Ukraine: Sorge vor dem Winter
"Im bevorstehenden Winter werden wir vor neuen Herausforderungen stehen", befürchtet Igor Fedin, der Leiter der Sozialapotheke. "Wir wissen noch nicht, ob wir ausreichend Elektrizität und Wärme haben werden, daher müssen wir eine Notversorgung organisieren", berichtet er. Zusammen mit anderen hat er im März 2022 die Hilfsorganisation ICF Your City gegründet und die Sozialapotheke ins Leben gerufen.
Untergebracht ist sie im Keller der Computerfirma seines Freundes. "Vor dem Winter brauchen wir jedoch neue Räume", sagt Igor, "auch, damit die wartenden Menschen nicht draußen in der Kälte stehen müssen."
Hilfe aus dem Ausland weiterhin dringend nötig
Überhaupt, der Winter. Neben der bangen Frage, ob man ausreichend Strom und Wärme haben wird, stellen sich noch weitere Herausforderungen: "Wir wissen noch nicht, ob unsere Versorgungslogistik im Winter genau so funktionieren wird wie im Sommer", erzählt Igor.
"Und wir müssen davon ausgehen, dass im Winter außerdem Hygieneprobleme und Ansteckungsgefahren zunehmen." Das betreffe nicht nur die üblichen Infektionskrankheiten, sondern auch COVID-19.
Winterhilfe läuft dank frühzeitiger Planung auf Hochtouren
In der kalten Jahreszeit unterstützen die Bündnisorganisationen mit ihrer Winterhilfe die Frauen, Männer und Kinder mit:
- Wärme- und Steppdecken, Wintermänteln und –schuhen, Handschuhen, Schals, dicken Socken, Wollmützen, Thermounterwäsche und anderer Winterkleidung
- warmen Mahlzeiten, haltbaren Lebensmittel- und Hygienepaketen und Thermosflaschen
- Suppenküchen und Wärmepunkten
- warmen Sammelunterkünften für Binnenflüchtlinge
- Reparaturen an Privathäusern, Gemeinschafts- und Aufenthaltsräumen, Kindergärten und Schulen (Austausch von Fenstern und Türen; Ausbesserung und Isolierung von Wänden)
- Auch leerstehende öffentliche Gebäude werden winterfest gemacht und ausgestattet
- Reparaturen von Heizungssystemen
- Öfen, Heizgeräten und festen Brennstoffen sowie Generatoren, Briketts, Radiatoren und Treibstoff für den Betrieb von Heizungsanlagen
- Bargeld für Reparaturarbeiten und Heizkostenabdeckung sowie Mietzahlungen
- medizinischer Versorgung, vor allem in Zeltstädten, Sammelunterkünften und Geflüchtetencamps
- mobilen Apotheken
"Corona-Tests zum Beispiel sind in der Ukraine sehr teuer und wenig verfügbar", berichtet der Apothekenleiter weiter. "Rentner und Vertriebene können sich solche Tests aus eigenen Mitteln gar nicht leisten, daher sind wir hier auf weitere Unterstützung aus dem Ausland angewiesen."
action medeor beliefert die Sozialapotheke mit wichtigen Arzneien
Solche Hilfe kommt unter anderem von action medeor. Das Hilfswerk unterstützt die Sozialapotheke regelmäßig. Es hat außerdem seit Februar 2022 rund 150 Hilfstransporte in die Ukraine auf den Weg gebracht, jeweils bestückt mit lebensnotwendigen Medikamenten, Verbandsstoffen und medizinischer Ausrüstung. Im Medikamentenlager von action medeor lagern dazu rund 150 Arzneien, die die Weltgesundheitsorganisation als essenziell eingestuft hat.
"Wir müssen damit rechnen, dass im ukrainischen Winter Atemwegserkrankungen und Corona-Fälle zunehmen und vermutlich auch mehr Menschen als sonst intensivmedizinisch behandelt werden müssen", erläutert Christoph Bonsmann, Vorstand von action medeor. "Aber darauf sind wir vorbereitet."
Das Hilfswerk hat bereits vor Wochen Antibiotika, Infusionslösungen und Corona-Tests in großen Mengen auf Vorrat bestellt, zusätzlich hält man Sauerstoffkonzentratoren, Patientenmonitore und mobile Ultraschall- und Röntgengeräte bereit.
"Der kommende Winter wird uns vor nie dagewesene Herausforderungen stellen"
Für die Menschen in der Ukraine, die auf den ersten Corona-Winter ohne funktionierende Energieversorgung und Infrastruktur zusteuern, sind solche Vorbereitungen überlebenswichtig. Igor Fedin von der Sozialapotheke in Odessa bringt es auf den Punkt:
"Der kommende Winter wird uns in der Gesundheitsversorgung vor nie dagewesene Herausforderungen stellen. Es ist unsere Verantwortung, den Menschen so gut vorbereitet wie möglich zu begegnen."
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die betroffenen Menschen aus der Ukraine.
Stichwort: Nothilfe Ukraine
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
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