von den Johannitern
Zwei Jahre seit Beginn des Krieges in der Ukraine sinken die Hoffnungen der Menschen auf ein baldiges Ende. "Vor einem Jahr hat man noch überall das Wort Frieden gehört", konstatiert Philipp Francke, Projektkoordinator bei der Johanniter-Partnerorganisation NEW DAWN. "Das hört man in den Dörfern entlang der Frontlinie schon lange nicht mehr."
Ukraine: Jeden Tag Angst vor neuen Angriffen
Fast täglich gibt es landesweiten Luftalarm zu jeder möglichen Tag- und Nachtzeit. Innerhalb weniger Minuten müssen sich die Menschen und auch die Mitarbeitenden der Johanniter und ihrer Partner über Stunden in Luftschutzbunker flüchten.
"Das zermürbt die Menschen", sagt Adam Mckerrow, Johanniter-Landesbüroleiter in der Ukraine. Den Luftalarm zu ignorieren wäre fatal. "Denn die Zerstörung durch die eintreffenden Bomben ist massiv." Auch in Kiew, wo Adam die Hilfsmaßnahmen der Johanniter koordiniert, ist das bunte Nachtleben zum Erliegen gekommen. "Es ist, als ob die ganze Energie, die ganze Farbe verblasst."
Besonders Menschen in den Dörfern auf Hilfe angewiesen
Auch die Vereinten Nationen rufen bei der internationalen Gemeinschaft dringend um mehr Unterstützung auf. In ihrem humanitären Hilfsplan für das Jahr 2024 berichten sie von 14,6 Millionen Menschen in der Ukraine, die dringend auf Hilfe angewiesen sind. Das sind 40 Prozent der Bevölkerung. Weitere 6,3 Millionen Menschen sind aus dem Land geflohen und bleiben auf der Flucht, die meisten davon in ganz Europa.
"In den Städten und Dörfern an der Front sind die knappen Ressourcen der Menschen erschöpft und sie sind auf Hilfe angewiesen, um zu überleben. Viele Menschen leben ohne Wasser, Gas oder Strom", so Adam Mckerrow.
Johanniter versorgen die Menschen auf dem Land mit dem Nötigsten
Deshalb fahren die Mitarbeitenden der Johanniter-Partner tagtäglich in die Dörfer und Städte entlang der Frontlinie im Süden und Südosten, um die Menschen zu unterstützen. Im Gepäck: Nahrungsmittel, Hygieneartikel, Batterien, Lampen, Dämmmaterial, Dachschindeln, Feuerholz, Kohle und Decken.
"Die Menschen leben unter unvorstellbaren Bedingungen in massiv zerstörten Häusern", so Francke. "Dank der Hilfe der Johanniter konnten wir bereits Tausende zerstörte Dächer wieder abdecken und Häuser winterfest machen."
In allen Dörfern schlägt den Mitarbeitenden dabei große Dankbarkeit entgegen. Denn viele in der Bevölkerung haben ihre Arbeit verloren und können auf den Feldern nichts mehr anbauen, da sie vermint sind. Geld für die notwendigsten Dinge ist kaum noch verfügbar.
Feuerholz und Elektroheizungen für den Winter
Auch Ljudmila Gerasimivna aus dem Dorf Sinelnikovo in der Region Dnipropetrovsk erhielt im Dezember eine Lieferung mit Feuerholz von der Johanniter-Partnerorganisation ELEOS. Sie ist 73 Jahre und kann sich kaum noch bewegen. "Mit großen Schwierigkeiten konnte sie in den Flur kommen, als unerwartete Gäste eintrafen", berichtet ein ehrenamtlicher Helfer von ELEOS aus der Region.
"Die Hektik im Garten erschien der Frau unwirklich und sie fragte immer wieder: 'Wie viel schulde ich dir?'" Während Ljudmila Gerasimívna nicht an kostenlose Hilfe der Johanniter und ELEOS glauben konnte, liefen ihr Tränen der Dankbarkeit und Hoffnung herunter. Insgesamt 59 Familien in Sinelnikovo erhielten an diesem Tag Infrarot-Elektroheizungen und je einen Satz Feuerholz.
Helfende stoßen an ihre Grenzen
Doch trotz all der Dankbarkeit sind auch die Mitarbeitenden der Johanniter-Partnerorganisationen erschöpft. "Alle Helferinnen und Helfer sind selbst betroffen, haben Familienangehörige, Freunde und ihre Heimat verloren", resümiert Florian Beck, Johanniter-Programmkoordinator für die Ukraine in Berlin.
"Extreme Arbeitsbelastung am Tag, Luftalarme und Sorgen um die Zukunft in der Nacht ermatten zusätzlich!" Und so wollen die Johanniter neben den weiterhin lebensnotwendigen Hilfsgüterverteilungen den Fokus auch auf die mentale Gesundheit der Menschen legen.
Seelische Wunden heilen
Bereits jetzt werden vier Frauenhäuser unterstützt, in denen Mütter mit ihren Kindern Zuflucht und auch psychologische Hilfe erhalten. "Daneben wollen wir aber auch besonders die Helfenden stärker unterstützen. Denn nur dank ihnen ist unsere Hilfe möglich", so Beck.
Neben einer stabilen Partnerschaft entwickeln die Johanniter daher mit den Organisationen Angebote zur Stärkung der individuellen Resilienz und mentalen Gesundheit durch psychologische Beratung und Freizeitaktivitäten.
"Denn auch wenn die Hoffnung schwindet, die Menschen erschöpft sind, müssen wir dafür sorgen, dass die Helfenden weiter die Hilfe möglich machen können. Denn die Ukrainer und Ukrainerinnen machen weiter, trotz allem."
Die Johanniter-Hilfe im Überblick
Allein im Jahr 2023 haben die Johanniter mit ihren Hilfsmaßnahmen über 327.000 Menschen in der Ukraine erreicht.
Drei Tonnen medizinisches Material wurden an Krankenhäuser sowie fünf Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeuge geliefert. Insgesamt haben die Johanniter für alle Hilfsmaßnahmen 6,75 Millionen Euro Spenden umgesetzt.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die betroffenen Menschen aus der Ukraine.
Stichwort: Nothilfe Ukraine
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
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