von Aktion Deutschland Hilft
Werner Reinke ist Hörfunkmoderator, Gewinner des Deutschen Radiopreises – und Spendensammler. Kurz nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine fing er an, in seiner Sendung am Samstag Spenden für die Nothilfe in der Ukraine von Aktion Deutschland Hilft zu sammeln. Zu hören ist er jeden Samstag zwischen 9 und 12 Uhr beim Radiosender hr1.
In seiner Sendung konnte sich jede:r Spender:in einen Musiktitel wünschen – der Erfolg war durchschlagend. Inzwischen hat Reinke mehr als 1,3 Millionen Euro gesammelt. Im Interview erzählt er, welche Rolle John Lennon in seinen Sendungen spielt und wann mit der Aktion Schluss sein soll.
Und hier erfahren Sie, wie Sie ganz einfach Ihre eigene Spendenaktion starten können!
Aktion Deutschland Hilft: Herr Reinke, wie fühlt es sich an, mit der eigenen Idee innerhalb kürzester Zeit mehr als eine Million Euro an Spenden einzusammeln?
Werner Reinke: Das erzeugt jeden Tag neue Demut. Man schaut am Anfang völlig fassungslos drauf und sagt sich: "Das kann nicht sein." Und dann geht’s immer weiter und weiter und weiter. Es gibt regelmäßige Spender, die jede Woche am Samstag bei der Sendung dabei sind und zum Teil schon Tausende Euro gespendet haben. Niemand ist mehr beeindruckt als wir.
Ihre Idee lautete: "Musikwunsch gegen Spende für die Opfer des Ukraine-Krieges". Die Spendenaktion läuft weiter, dabei nehmen Sie seit mehr als einem Jahr keine Musikwünsche mehr an.
Meine Kalkulation war: Wenn alle drei Minuten jemand, sagen wir, 20 Euro einzahlt, um ein Lied zu hören, dann läuft der Titel drei Minuten lang. Und dann haben wir hoffentlich schon den Wunsch für das nächste Lied. Dann haben wir am ersten Samstag begonnen. Nur haben wir nicht alle drei Minuten 20 Euro eingezahlt bekommen, sondern jede Sekunde. Da wurde sehr schnell klar, dass uns das übermannt. Wir müssen und wollen natürlich Wort halten. Also haben wir gesagt: Am 2. April 2022 um 12 Uhr mittags ist Annahmeschluss für Musikwünsche, es kann aber gern weiter gespendet werden.
Wie viele Wunschlieder haben Sie bekommen?
Wir haben in vier Sendungen Musikwünsche entgegengenommen. Da sind 7.555 verschiedene Wünsche eingegangen. Einen Großteil haben wir schon gespielt, aber knapp 400 Titel stehen noch aus.
Welche Songs haben sich die meisten gewünscht?
Die allermeisten Leute wollen mit ihrem Musikwunsch etwas Politisches zum Ausdruck bringen. Die überlegen sich also, was sie sagen wollen – "Hört auf mit dem Krieg", zum Beispiel – und gucken, wer darüber ein Lied singt. Ganz vorn ist natürlich "Imagine" von John Lennon. Da ist "Wozu sind Kriege da" von Udo Lindenberg und "Nein, meine Söhne geb' ich nicht" von Reinhard Mey. Und da ist Marlene Dietrich dabei mit "Sag mir, wo die Blumen sind" und Marius Müller-Westernhagen mit "Freiheit". Jede Menge Titel, die sich gegen den Krieg wenden.
Sie haben fast unmittelbar nach Kriegsbeginn mit der ersten Sendung angefangen. Was ging Ihnen durch den Kopf?
Ich bin bei Kriegsbeginn aus dem Schrecken nicht rausgekommen, als ich die Fernsehberichte gesehen habe. Und eines war klar: Eine musikjournalistische Sendung, wie wir sie normalerweise am Samstag machen, die ist schwer vorstellbar, wenn in Europa der Krieg tobt. Ich habe das damals in die Worte gekleidet: Ich kann den Leuten nicht erzählen, was es Neues von irgendeinem Popkünstler gibt, wenn in der Ukraine Krieg ist. Wer heiratet wen oder so etwas – das ist ja im Vergleich zu dem Geschehen dort absolut banal.
Wie konnten Sie Ihr Sendungskonzept so schnell umstellen?
Der Zufall spielte uns ein bisschen in die Hände: An dem Samstag nach Kriegsbeginn war ohnehin eine Geschichte zum posthumen 90. Geburtstag von Johnny Cash geplant. Das war journalistisch dann noch vertretbar. Aber ab dem Samstag danach musste etwas passieren.
Wie haben Sie Ihre Redaktion in die Idee eingeweiht?
Die Redaktion hatte ohnehin Lust darauf. Denn die besteht nur aus zwei Leuten – das sind Lidia Antonini, meine Redakteurin und zugleich meine Ehefrau, und ich. Und da wir uns von vornherein einig waren, war sehr klar, dass wir das machen wollen.
Und den Sender?
Wir hatten eine Aktion aus den 80er Jahren als Vorbild, die ich realisiert habe. Da war ein großes Erdbeben in Armenien, und wir haben damals etwas Ähnliches gemacht. Alle konnten zu den Funkhäusern des Hessischen Rundfunks kommen, dort Bargeld einzahlen, das auf ein Sonderkonto kam, und dann haben wir Musikwünsche erfüllt. Damals wurden noch die Schallplatten aus dem Archiv geholt, heute reicht ein Klick, dann ist der Titel da.
Jedenfalls hatte ich das in Erinnerung und habe dem Hessischen Rundfunk vorgeschlagen, das zu wiederholen. Ein Redaktionsfreund entdeckte, dass man bei Aktion Deutschland Hilft ganz bequem eine eigene Seite zum Spendensammeln gestalten kann. Das war genau das, was ich wollte. Und nach nicht mal einer Woche hat die Geschäftsleitung das Ganze genehmigt.
Wie geht es mit den Musikwünschen weiter, die noch offen sind?
Wir haben ein Jahr lang in der Sendung ausschließlich Ukraine-Wünsche gespielt, haben also jegliche musikjournalistischen Inhalte fallen lassen. Dann sind wir zu einem Gemisch aus Musikwünschen und musikjournalistischer Gestaltung übergegangen. Und das machen wir jetzt immer noch. Noch mal wohlgemerkt: Das sind alles Wünsche, die vor dem 2. April 2022 eingegangen sind. Wir werden sicher noch ein weiteres Jahr Musikwünsche erfüllen müssen – vorsichtig geschätzt.
Wann ist Schluss mit der Aktion?
Das ist ganz einfach: So lange der Krieg läuft, so lange dieser Wahnsinn dort in der Ukraine weitergeht, sind wir mit der Aktion auch dabei. Aus den ganzen Texten, die den Spenden beigeschrieben werden, kann man auch ermessen, wie einverstanden die Leute mit der Aktion sind. Sie sagen: "Bloß nicht aufhören – der Krieg hört nicht auf, also hört bitte auch nicht mit der Aktion auf." Das tun wir auch nicht, wir machen weiter.
Hier finden Sie die Spendenaktion von Werner Reinke. Insgesamt sind 21 Hilfsorganisationen von Aktion Deutschland Hilft am Einsatz in der Ukraine und in den Zufluchtsländern beteiligt. Unser Bündnis leistet seit Beginn des Krieges Hilfe – und das ist nur dank Ihrer Spende möglich.
Danke an alle, die helfen!
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die betroffenen Menschen aus der Ukraine.
Stichwort: Nothilfe Ukraine
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
Jetzt online spenden!