von Aktion Deutschland Hilft/World Vision
Der Krieg hinterlässt tiefe Spuren in der Gesellschaft. Ganz besonders die Kleinsten leiden unter der Angst vor Gewalt. Hier stellen wir Ihnen zwei Projekte unserer Bündnisorganisation World Vision und der lokalen NGO Divchata vor. Gemeinsam stehen sie Kindern zur Seite, die von Angst und Flucht geprägt sind.
Der Kindergarten als Ort des Friedens
Bevor Asya in den Kindergarten kam, war sie in einem emotionalem Ungleichgewicht. Sie wollte alles Mögliche gleichzeitig machen, schien niemals zur Ruhe zu kommen. So erzählt es Tetyana Yurchenko, Asyas Kindergärtnerin.
Asya ist vier Jahre alt, und sie ist eines der Millionen Kinder aus der Ukraine, die unter dem Krieg in ihrer Heimat leiden. Um ihnen Halt zu geben, gibt es seit September den Kindergarten. Er soll, so sagt es Yurchenko, eine "Insel des friedlichen Lebens" für die Kinder sein. Ein Ort, an dem sie mit Freund:innen sprechen und Neues lernen können. Und ein Ort, an dem sie den Krieg vergessen und unbeschwert Kind sein können.
"Wir wollten nicht, dass sie traumatische Erfahrungen macht"
Als der Krieg ausbrach, mussten Maria Korenyak und ihr Mann nicht lange überlegen. Die beiden lebten zu dem Zeitpunkt mit Asya in Butscha, jener Region, in der die Krise begann. Sofort hätten sie entschieden, ihre Heimatstadt zu verlassen, um ihre Tochter in Sicherheit zu bringen, erzählt Korenyak.
Asya habe bereits die Explosionen und die Helikopter gehört, die über der Stadt kreisten. "Wir erklärten ihr, dass wir nicht mehr bleiben können und auf einen langen Ausflug gehen. Wir wollten nicht, dass sie in ihrem jungen Alter schon traumatische Erfahrungen machen muss", sagt Korenyak.
Inzwischen sei Asya ruhiger und konzentrierter, sagt ihre Mutter Maria Korenyak. Sie arbeitet im selben Kindergarten, den Asya besucht und kann so die Entwicklung ihrer Tochter ganz aus der Nähe beobachten.
Korenyak ist Erzieherin und Psychologin, und sie sagt: "Gerade in Zeiten des Krieges beruhigt es mich, ein Auge auf das haben zu können, was meine Tochter tut. Und sicher sein zu können, dass ihr während Luftangriffen nichts passiert.
Im Kindergarten knüpft Asya Kontakte, sie malt und sie arbeitet mit einer Sprachtherapeutin. “Ich mag es sehr, in den Kindergarten zu gehen”, sagt sie. "Ich habe viele Freunde hier."
"Wir haben zwei Wochen keine Sonne gesehen"
Genau wie Maria Korenyak hat Inna Radchenko mit ihrer Familie entschieden, ihren Heimatort zu verlassen. Auch wegen ihrer beiden Töchter. Die Familie stammt aus der Region Cherson.
"Am ersten Tag der Invasion tauchten Panzer in unserer Stadt auf", sagt Radchenko. "Wir waren zwei Wochen im Keller und haben nicht mal die Sonne gesehen. Es war furchterregend." Von dort habe die Familie die Kämpfe in der Stadt gehört.
So wie Tausende Menschen in der Ukraine spürten Inna Radchenko und ihre Familie die Folgen des Krieges – keine Heizungen, kein Strom, kein Internet und geschlossene Lebensmittelgeschäfte. "Können Sie sich vorstellen, dass wir Stunden in der Schlange standen, um Brot zu kaufen?", fragt sie.
Ihren Kindern habe sie erklärt, dass ein Krieg angefangen habe. "Das haben sie verstanden, auch wenn sie kaum glauben konnten, dass so etwas im 21. Jahrhundert möglich ist."
Im Juni 2022 floh die Familie schließlich nach Kiew. Dort fand Radchenkos siebenjährige Tochter Anastasiia Unterstützung im IDP-Center, einer Einrichtung für innerhalb des Landes geflüchtete Menschen. Das Hauptziel: Einen Ort fernab des Krieges schaffen, in dem Kinder lernen und Spaß haben können und mentale Unterstützung bekommen – auch mithilfe von Psycholog:innen.
"Wenn die Kinder zu uns kommen, sind sie oft wie Igel", sagt Tetyana Fanchuk, Psychologin am IDP-Center. Es sei für viele schwierig, über ihre Gefühle zu reden und sich daran zu erinnern, was sie erlebt haben. "Aber später, wenn die Kinder sich besser kennen, fangen sie an, sich zu öffnen." Wichtig sei Geduld, sagt Fanchuk, um verstehen zu können, welche Kinder traumatisiert sind und was sie brauchen.
Die seelischen Folgen des Krieges
Angst vor lauten Geräuschen, sich vor allem verschließen und keine neuen Freundschaften knüpfen wollen – laut den Psycholog:innen am IDP-Center sind das häufig die Spuren, die der Krieg bei den Kindern hinterlässt.
Anastasiia geht es besser, seit sie beim IDP-Center ist, berichtet ihre Mutter. "Sie hat Freunde gefunden und sie machen gemeinsam neue Erfahrungen. Ich bin bei den Kursen immer dabei, und ich habe mein Kind lange nicht so glücklich gesehen wie jetzt gerade."
Laut den Vereinten Nationen sind schätzungsweise mehr als fünf Millionen Menschen innerhalb des Landes vor dem Krieg geflohen. World Vision, Bündnisorganisation von Aktion Deutschland Hilft, hat mit Kinderschutzprogrammen mehr als 20.000 Kinder in der Ukraine unterstützt.
Insgesamt sind 21 Hilfsorganisationen von Aktion Deutschland Hilft am Hilfseinsatz in der Ukraine und in den Zufluchtsländern beteiligt. Unser Bündnis leistet seit mehr als einem Jahr Hilfe – und das ist nur dank Ihrer Spende möglich. Vielen Dank an alle, die helfen.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die betroffenen Menschen aus der Ukraine.
Stichwort: Nothilfe Ukraine
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