von Aktion Deutschland Hilft/IsraAID
Mehr als ein Jahr Krieg. Seit dem 24. Februar 2022 sind Angst, Zerstörung und Trauer für die Menschen in der Ukraine zur neuen Lebensrealität geworden. Einige konnten fliehen, einige sind geblieben, andere bangen um ihre Familien und um ihre Liebsten, jeden Tag.
Alexandra Budnitski ist in der Ukraine aufgewachsen und ist Teilhabe-Expertin bei IsraAID Germany, Partner unserer Bündnisorganisation ZWST, und arbeitet mit geflüchteten Menschen aus der Ukraine.
Hilfe für Geflüchtete in Deutschland
Budnitski erzählt, wie sie den Kriegsausbruch erlebt hat, wie Hilfe in Deutschland aussehen kann und wie sich die Gefühle der Menschen nach einem Jahr Krieg verändert haben.
Frau Budnitski, wie war der Kriegsbeginn für Sie?
Alexandra Budnitski: Am 24. Februar 2022 bin ich morgens aufgewacht und habe die Nachrichten gehört. Plötzlich flogen Raketen über Kiew. Mir war sofort klar, dass wir hier in Frankfurt bald viele geflüchtete Menschen aus der Ukraine empfangen werden.
Was haben Sie gefühlt?
Ich war geschockt, empört und verzweifelt. Diese Gefühle begleiten mich seither, aber meine Arbeit, erst als ehrenamtliche Helferin und dann als Teil des Teams von IsraAID Germany, hat mir geholfen, mit der Situation umzugehen.
Inwiefern?
Am 2. März, unmittelbar nach Kriegsbeginn, bekam ich ein Video von Freunden, das zeigt, wie russische Panzer an meinem Elternhaus vorbeifahren, in dem ich aufgewachsen bin. Das ist im Norden von Kiew. Dieses Entsetzen und die Empörung, die ich spürte, empfinden auch die Ukrainerinnen, die Frauen, mit denen ich arbeite. Wir teilen diese Gefühle, und das vereint uns. Deshalb gibt mir die Arbeit auch persönlich so viel. Wir fragen uns gegenseitig: Das ist doch so furchtbar, wie wir das empfinden, nicht wahr?
Und wie ist es jetzt, mehr als ein Jahr später?
Diese Gefühle sind nach wie vor so präsent wie vor einem Jahr. Die Situation für die Menschen hier hat sich jedoch etwas verändert. Nach dem ersten Ankommen, was für die Menschen vor allem aus administrativen Belangen wie dem Registrierungsprozess bestand, sind sie nun in einer Situation angekommen, wo sie sich mit ihrer Perspektive beschäftigen.
Wie sieht die Perspektive aus?
Die Menschen fangen an zu begreifen und zu akzeptieren, dass der Krieg noch viele Monate dauern wird. Einige, die ich kenne, versuchten, wieder zurück in die Ukraine zu fahren und dort eine Weile zu bleiben, aber tägliche Sirenen, Explosionen und mehrere Stunden in Bunkern sowie dauerhafte Stromausfälle beeinträchtigen das Leben sehr. Das Ende des Terrors ist leider nicht in Sicht.
Was macht das mit den geflüchteten Menschen?
Sie verstehen, dass sie zurzeit keine andere Wahl haben, als sich hier einzuleben. Deshalb kenne ich mittlerweile keine einzige Ukrainerin, die keinen Deutschkurs besuchen würde. Viele können sich schon gut verständigen. Und immer mehr Frauen sind auf der Suche nach sinnvollen Aktivitäten, die sie mit anderen Menschen – aus der Ukraine, aber auch vor allem hier aus der Aufnahmegesellschaft in Deutschland – in Verbindung bringen können. Alle Veranstaltungen, die wir von IsraAID Germany anbieten, ein Kochevent, ein Kinderfest oder einen Leseclub etwa, sind sehr gefragt.
Was braucht es jetzt im Vergleich zum Vorjahr, als die Menschen angekommen sind?
Unsere Angebote setzen genau an dem richtigen Punkt an: Wir schaffen Möglichkeiten, sich in die Gesellschaft zu integrieren, Kontakte aufzubauen, die eigene Gemeinschaft zu stärken. Das sind tolle Gelegenheiten dafür, die erste Schritte in die Gesellschaft zu machen. Menschen beginnen langsam, ihr Leben neu aufzubauen.
Wie können wir alle dabei helfen und unterstützen?
Möglichkeiten, um Menschen zusammenzubringen, sind genau das, was gebraucht wird. Aber es geht natürlich immer besser. Nach der Ankunft ukrainischer Geflüchteter sind sehr viele Projekte und Initiativen entstanden, auch hier in Frankfurt. Es gibt ein großes Angebot, was aber auch auf eine hohe Nachfrage stößt.
Um die bestmögliche Hilfe anzubieten, ist aus meiner Sicht noch eine bessere Koordination unter den Hilfs- und Wohlfahrtsorganisationen nötig. Das wird aber momentan angegangen und wir werden dieses Vorhaben aktiv unterstützen.
Insgesamt sind 21 Hilfsorganisationen von Aktion Deutschland Hilft am Einsatz in der Ukraine und in den Zufluchtsländern beteiligt. Unser Bündnis leistet seit mehr als einem Jahr Hilfe – und das ist nur dank Ihrer Spende möglich. Vielen Dank an alle, die helfen.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die betroffenen Menschen aus der Ukraine.
Stichwort: Nothilfe Ukraine
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
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