von Malteser International/Aktion Deutschland Hilft
"Oma Nina, warum hast du vier Hunde?", fragt der Fotograf der Malteser bei seinem Besuch. Ohne lange zu überlegen, antwortet die 82-Jährige scherzhaft: "Ich bin nur ein junges Mädchen. Die sind für den Fall, dass sie mich stehlen wollen."
Nina Navídríz lebt im Dorf Korobochkine, rund 50 Kilometer südöstlich der Stadt Charkiw. Im Frühjahr zerstörte ein Raketenangriff mitten in der Nacht ihr Haus, in dem sie schlief. Wie durch ein Wunder überlebte sie.
"Wenn ich aufwache, fange ich sofort an zu beten"
Oma Nina ist sehr religiös und ist sich sicher, dass es Gott war, der sie vor dem Tod bewahrt hat. Vor dem Angriff besaß sie ein Notizbuch, in das sie auf Anraten eines örtlichen Priesters die Namen von toten und lebenden Kirchenmitgliedern eintrug und für sie betete.
Bei dem Angriff auf ihr Haus verbrannte dieses Notizbuch, und so legte Oma Nina ein neues an, in das sie all jene einträgt, für die sie jetzt betet. "Wenn ich aufwache, fange ich sofort an zu beten, und das Letzte, was ich tue, bevor ich einschlafe, ist auch zu beten."
Krieg Ukraine: Oma Nina lebt in ihrer Scheune
Die 82-Jährige weigert sich, ihr Dorf zu verlassen, indem sie mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann lebte und mit dem sie so viele Erinnerungen an ein glückliches Leben vor dem Krieg verbindet. Sie zog in eine Scheune.
"Für die Menschen, die schon seit Monaten mitten im Krieg leben, die die Besatzung und heftigen Beschuss erlebt haben, ist es sehr schwierig, sich zu erholen. Aber trotz allem, was sie erlebt haben, verlieren sie nicht den Glauben und leben ihr Leben weiter – so weit wie möglich unter den derzeitigen Bedingungen", berichtet Lisa Schoenmeier, Länderleitung für die Ukraine bei Malteser International.
Acht Hühner, eine Ziege und ein Gemüsegarten
Vor Kriegsbeginn besaß Oma Nina eine Kuh. Diese musste sie abgeben, es gab nichts zu essen, weil das Heu bei den Luftangriffen verbrannt ist. Zum Glück verstanden umsichtige Einheimische die Situation und tauschten die Kuh gegen eine Ziege aus. Oma Nina hat außerdem acht Hühner und einen Gemüsegarten, in dem Kürbis, Zucchini und Wassermelonen wachsen und den sie pflegt, so gut sie kann.
Die 82-Jährige hat keine Angst vor der Arbeit. Früher war sie in verschiedenen Fabriken und die meiste Zeit ihres Lebens in einer Molkerei angestellt. Sie sagte, sie könne eine ganze Schicht übernehmen und für einen ganzen Laden arbeiten – sie habe immer genug Enthusiasmus und Energie.
Ukraine: 140.000 zerstörte Wohnhäuser
Der nahende Winter bereitet nicht nur den Helferinnen und Helfern Sorgen: "Jetzt, wo der Winter kommt und es vor allem nachts immer kälter wird, wird auch die Not der Menschen noch größer", sagt Pavlo Titko, Leiter der Malteser Ukraine.
"Geflüchtete und ausgebombte Menschen trifft die Kälte besonders hart. Viele Menschen leben in behelfsmäßigen Unterkünften, weil allein rund 140.000 Wohnhäuser in den vergangenen sieben Monaten zerstört wurden."
Malteser International bereiten die Menschen auf den Winter vor
In der Region um Charkiw können die Temperaturen im Winter schnell auf minus zehn und weniger Grad fallen. Um die Menschen, die vom Krieg betroffen sind, für den kommenden Winter auszurüsten, liefert Malteser International Öfen, Generatoren, Isoliermaterial, Schlafsäcke, Decken und haltbare Lebensmittel in den Osten des Landes.
Zudem werden zerstörte Fenster in den Wohnungen ausgetauscht und Schäden repariert, um sie zu isolieren. Auch für Oma Nina haben Freiwillige der Malteser und lokaler Partnerorganisationen die Scheune winterfest gemacht: Sie haben das Dach und die Fenster repariert und einen kleinen Holzofen eingebaut.
Über 9 Millionen Menschen in der Ukraine auf Hilfe angewiesen
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind in der Ukraine mehr als neun Millionen Menschen derzeit auf Hilfe angewiesen und über sieben Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer sind in ihrer Heimat auf der Flucht.
Winterhilfe läuft dank frühzeitiger Planung auf Hochtouren
In der kalten Jahreszeit unterstützen die Bündnisorganisationen mit ihrer Winterhilfe die Frauen, Männer und Kinder mit:
- Wärme- und Steppdecken, Wintermänteln und –schuhen, Handschuhen, Schals, dicken Socken, Wollmützen, Thermounterwäsche und anderer Winterkleidung
- warmen Mahlzeiten, haltbaren Lebensmittel- und Hygienepaketen und Thermosflaschen
- Suppenküchen und Wärmepunkten
- warmen Sammelunterkünften für Binnenflüchtlinge
- Reparaturen an Privathäusern, Gemeinschafts- und Aufenthaltsräumen, Kindergärten und Schulen (Austausch von Fenstern und Türen; Ausbesserung und Isolierung von Wänden)
- Auch leerstehende öffentliche Gebäude werden winterfest gemacht und ausgestattet
- Reparaturen von Heizungssystemen
- Öfen, Heizgeräten und festen Brennstoffen sowie Generatoren, Briketts, Radiatoren und Treibstoff für den Betrieb von Heizungsanlagen
- Bargeld für Reparaturarbeiten und Heizkostenabdeckung sowie Mietzahlungen
- medizinischer Versorgung, vor allem in Zeltstädten, Sammelunterkünften und Geflüchtetencamps
- mobilen Apotheken
"Als der Krieg im Februar begann, war es in der Ukraine bitterkalt. Jetzt steht schon der nächste Winter vor der Tür und meine Hoffnung, dass der Krieg bald endet, schwindet von Tag zu Tag", sagt Titko und betont: "Wir müssen die Menschen, so gut es uns möglich ist, auf die kalte Jahreszeit vorbereiten."
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die betroffenen Menschen aus der Ukraine.
Stichwort: Nothilfe Ukraine
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
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