von ADRA/Aktion Deutschland Hilft
"Jeder hier hatte Angst", sagt Hamid Akbari. Der Programmmanager von ADRA Afghanistan erinnert sich noch gut an den Tag im August 2021, als die Taliban die Macht übernahmen.
"Alles hat als ganz normaler Arbeitstag im ADRA-Büro angefangen. Dann bekamen wir Nachrichten, dass die Taliban vor den Toren von Kabul stehen. Was würde als Nächstes passieren? Irgendwann haben wir beschlossen, das Büro zu evakuieren. Meine Kollegen und ich sind zu unseren Familien gegangen. Als wir auf die Straße kamen, herrschte bereits Chaos. Ich steckte dann noch sieben Stunden im Verkehr fest, bevor ich zu Hause ankam."
ADRA seit 20 Jahren in Afghanistan aktiv
Seit 2002 arbeitet ADRA in Afghanistan – vor allem in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Not- und Winterhilfe sowie erneuerbare Energien. Nach der Machtübernahme der Taliban herrschte zunächst Unklarheit darüber, ob und wie es für die Helferinnen und Helfer weitergehet. Die öffentliche Verwaltung brach zusammen. Der Ausschluss Afghanistans aus dem internationalen SWIFT-Bankensystem führte dazu, dass das Länderbüro nicht mehr unterstützt werden konnte.
Noch folgenschwerer waren die internationalen Sanktionen jedoch für die Bevölkerung: Afghaninnen und Afghanen konnten aus dem Ausland keine Gelder mehr an ihre Verwandten schicken. In einem Land, in dem 97 Prozent der Menschen in Armut leben, war das verheerend. Inzwischen ist zumindest das Finanzsystem wieder einigermaßen stabilisiert. Doch die Lage der Menschen bleibt katastrophal: Rund 25 Millionen Menschen – über 62 Prozent der Bevölkerung – sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Hilfe für Afghanistan - ohne Wenn und Aber
"Wir konnten in diesem Jahr trotz aller Hindernisse den Menschen helfen", berichtet Hamid. "Wir haben uns um Binnenvertriebene in Kabul gekümmert und in einem weiteren Projekt Schulen aufgebaut."
Die Sicherheitslage im Land lässt es noch nicht zu, dass ausländische Kolleginnen und Kollegen das Büro in Kabul unterstützen. Auch für ADRA Afghanistan gibt es keine Sicherheitsgarantien. Der Einsatz für die Menschen erfolgt buchstäblich auf eigene Gefahr. "Die Hilfe wird trotzdem weitergehen", betont Hamid.
Ein Erbeben erschüttert den Süden
Als im Juni 2022 die Erde in Südosten des Landes bebte, waren er und sein Team ebenfalls im Einsatz. Rund 360.000 Menschen waren vom Erdbeben betroffen. Häuser wurden zerstört, die Wasserversorgung brach zusammen. Die Helferinnen und Helfer konnten die Menschen in den erdbebengeschädigten Provinzen mit ersten Maßnahmen erreichen: Unterkünfte und landwirtschaftliche Güter wurden bereitgestellt, Nahrungsmittel und Bargeldhilfen verteilt.
Doch die betroffenen Familien benötigen weiterhin Hilfe – besonders in den Wintermonaten. "In einem Land wie Afghanistan sind alle Probleme große Probleme", sagt Hamid. "Die vom Erdbeben betroffenen Gebiete waren aufgrund ihrer Abgeschiedenheit und der geringen Aufmerksamkeit der Behörden bereits benachteiligt und verarmt. Durch das Erdbeben haben Tausende von Familien dauerhaft ihre Existenzgrundlage verloren."
Not- und Winterhilfe in Afghanistan
Im November startete ADRA Afghanistan deshalb gemeinsam mit ADRA Deutschland und ADRA Japan weitere Hilfsmaßnahmen. Die anlaufende Not- und Winterhilfe konzentriert sich dabei vor allem darauf, die bestehende Ernährungssicherheit der Menschen zu verbessern.
In der Provinz Paktika konnten bereits über 700 Familien versorgt werden – weitere Provinzen folgen. "Wir werden die Menschen in Afghanistan nicht vergessen", sagt Hamid und hofft auf mehr internationale Hilfe – vor allem aus Deutschland.
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