von LandsAid/Aktion Deutschland Hilft
Der Kriegsbeginn im Jemen jährt sich zum neunten Mal. Seit März 2015 tobt in dem bitterarmen Land ein Krieg. Die nicht enden wollenden Kämpfe haben im Land eine der größten humanitären Krisen weltweit ausgelöst.
Dhamar und Ibb – zwei arme Provinzen im Jemen
Dhamar und Ibb sind zwei ländliche Provinzen. Zusammen mit ihrem lokalen Partner Human Needs Development (HND) ist unsere Bündnisorganisation LandsAid dort mit einem Hilfsprojekt für Familien aktiv. Das Ziel: eine stabilere Ernährungslage und damit mehr Lebensqualität schaffen. Schon 360 Familien haben an dem Programm teilgenommen.
Wichtig ist LandsAid auch, dass Frauen von der Hilfe profitieren. Denn sie sind vom Jemen-Konflikt oftmals besonders schwer betroffen. Das sagt Adel Hashem, Leiter von HND. Grund dafür sind Faktoren wie Ernährungsunsicherheit, Vertreibung, verstärkter Menschenhandel und erschwerter Zugang zu medizinischer Versorgung. Rund ein Drittel der Teilnehmenden im Projekt sind Frauen.
Asya verdient nun Geld, um ihre Familie zu versorgen
Eine davon ist Asya, eine Mutter von vier Kindern. Sie lebt in der Nähe von Dhamar, einer Stadt südlich der jemenitischen Hauptstadt Sanaa. Und sie ist eine der Kleinbäuer:innen, die sich durch HND im nachhaltigen ökologischen Gemüseanbau und Unternehmertum fortbilden kann.
Als Asya ihre ersten Zucchinis, Tomaten und Gurken angebaut hat, hätte sie nicht gedacht, dass sie damit Geld verdienen würde. Geld für Windeln, Milchpulver, Mehl und Schulmaterialien für ihre Kinder. Doch es hat funktioniert.
"Ich hatte große Angst, beim Verkauf zu scheitern"
Zuerst, erzählt Asya, habe sie genug Gemüse für ihre Kinder angebaut. Danach habe sie das, was die Familie nicht brauchte, auf dem nächstgelegenen Markt verkauft – mit Erfolg. Damit hatte Asya nicht gerechnet. "Ich hatte große Angst, beim Verkauf zu scheitern", sagt sie.
Die Schulungen waren ihr eine große Unterstützung. "Sie haben uns geholfen, unsere Produkte zu planen, zu verwalten und zu vermarkten und schließlich ein Einkommen zu erzielen", sagt Asya.
Asya hat schon weitere Pläne
Ihr Erfolg motiviert die Mutter. Im vergangenen Monat hat sie etwa 100 Euro verdient – und sie hat schon größere Pläne. Asya möchte ein Gewächshaus kaufen und vielleicht in Zukunft sogar Mitarbeiter:innen einstellen.
"Ich weiß jetzt, wie ich verschiedene Gemüsesorten nachhaltig in Gewächshäusern anbauen kann", sagt Asya.
Der Krieg im Jemen kann als Folge eines gescheiterten Übergangsprozesses nach dem sogenannten Arabischen Frühling im Jahr 2011 beschrieben werden. Die Wurzeln des aktuellen Konflikts reichen jedoch weiter zurück.
Der Jemen gilt schon lange als das ärmste Land der Arabischen Halbinsel. Schon 2004 kam es zu größeren politischen Unruhen, als sich Menschen im Nordwesten des Jemens gegen die Zentralregierung in der Hauptstadt Sanaa stellten. Langzeit-Präsident Ali Abdallah Salih regierte bereits seit 1978 den Nordjemen – und seit der Vereinigung 1990 mit dem Süden das gesamte Land.
Seine Herrschaft wird als zunehmend autoritär und spalterisch beschrieben. Vor allem eine schiitische Strömung sah sich durch Salihs Politik marginalisiert: die Zaydiyya. Als Protest formierte sich die Huthi-Bewegung – die bis heute eine entscheidende Rolle im Jemen-Krieg spielt.
Im Südjemen formierte sich ebenso Widerstand. Unter anderem forderten die Gruppierungen ihre frühere Unabhängigkeit von der Zeit zurück, bevor das Land vereinigt wurde. Der Krieg begann also als innerjemenitischer Konflikt. Damit verbunden waren mehrere verschiedene Bürgerkriege und Kämpfe – auch zwischen Huthis, südjemenitischen Gruppierungen und anderen Milizen.
Im Jahr 2011 spitzte sich die Situation dann zu: Wie in vielen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas gingen auch im Jemen zahlreiche Menschen auf die Straße. Sie demonstrierten für einen politischen Richtungswechsel und bessere Lebensbedingungen. Diese Bewegung ist als Arabischer Frühling bekannt.
Die Proteste führten 2012 zum Rücktritt des Präsidenten Salih. Eine Übergangsregierung kündigte Neuwahlen und eine neue Verfassung an, doch die Pläne wurden nie umgesetzt. Stattdessen eroberten die Huthis Ende 2014 die Hauptstadt Sanaa. Übergangspräsident Abd Rabbo Mansur Hadi sah ich zum Rücktritt gezwungen.
Hadi bat daraufhin Saudi-Arabien um Unterstützung. Im März 2015 griff das Königreich mit einer Militärallianz in den Konflikt ein.
Seit 2015 kämpfen die Huthi-Rebellen und eine Militärallianz um Saudi-Arabien um die Vorherrschaft im Jemen. So hat sich aus dem Bürgerkrieg ein gewaltvoller Konflikt mit internationalen Parteien entwickelt.
Die Huthis werden vom Iran unterstützt. Deswegen ist häufig die Rede von einem Stellvertreterkrieg. Aber: Der Krieg im Jemen ist zunehmend komplex.
Denn auch der innerjemenitische Konflikt schwelt weiter. Auf lokalen Ebenen kämpfen noch immer verfeindete Gruppierungen aus dem Norden und Süden gegeneinander, die alle unterschiedliche Interessen, Ziele und Hintergründe haben.
Auch die Religion spielt eine Rolle: Die Huthi-Rebellen sowie der Iran gehören der muslimischen Glaubensgruppe der Schiiten an. Die an der Militärallianz beteiligten Länder hingegen sind sunnitisch. In vielen Ländern der Erde gibt es Konflikte zwischen diesen beiden Gruppen.
1990 | Der Nordjemen und der Südjemen vereinigen sich zur Republik Jemen. Doch von Anfang an gibt es Reibungen. Immer wieder kommt es zu politischen Unruhen. |
2011 | Der Arabische Frühling erreicht den Jemen. Es kommt zu Demonstrationen in der Bevölkerung. |
2012 | Die Regierung tritt zurück; Neuwahlen und eine neue Verfassung sollen folgen. |
2014 | Die Huthi-Rebellen erobern die Hauptstadt Sanaa und übernehmen die Macht. |
2015 | Der Machtkampf zwischen den Huthis und der Militärallianz beginnt. Der Bürgerkrieg entwickelt sich zu einem internationalen, bis heute andauernden Konflikt. |
Die Republik Jemen gibt es erst seit 1990. Damals vereinigten sich die Jemenitische Arabische Republik im Norden und die Demokratische Volksrepublik Jemen im Süden (auch Nordjemen und Südjemen genannt).
Der Nordjemen galt als konservativ und wurde lange Zeit vom Nachbarland Saudi-Arabien beeinflusst. Anders als der Südjemen war der Nordjemen aber fast durchgehend ein unabhängiges Land. Der Südjemen gehörte bis 1967 zum britischen Kolonialreich. Nach der Unabhängigkeit verbündete sich das Land mit der Sowjetunion.
Über Jahrzehnte hatten sich die Länder stark unterschiedlich entwickelt. Die unterschiedlichen muslimischen Glaubensrichtungen prägen das Leben der Bevölkerung bis heute. Im Norden leben mehrheitlich Schiiten, im Süden mehr Sunniten.
Hintergrund: Die Lage im Jemen
- Der schon seit 2015 anhaltende Bürgerkrieg im Jemen und der daraus resultierende Einbruch der Wirtschaft haben zu einer verheerenden Ernährungskrise im Land geführt.
- Unterernährung als deren Hauptfolge ist ein ernstes Problem und hat alarmierende Ausmaße erreicht.
- Mehr als die Hälfte der Zivilbevölkerung ist auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mehr als 3,5 Millionen Menschen leiden unter einer akuten Mangel- und Unterernährung.
- Besonders für Kinder ist das eine dramatische und lebensbedrohliche Situation.
- Schwer betroffen sind die ländlichen Regionen. In den Provinzen Ibb und Dhamar leben unzählige Menschen in großer Armut.
Produktivität nimmt durch den Krieg weiter ab
Der Konflikt stört die Landwirtschaft – in einem Land, in dem die Produktivität ohnehin schon gering war. Rohstoffe wie Saatgut, Tierfutter und Düngemittel sind noch knapper geworden.
LandsAid ist eine der Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft, die gemeinsam mit lokalen Partnern im Jemen aktiv sind.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
nimmt Spenden für die Betroffenen im Jemen entgegen unter:
Stichwort: Hunger Jemen
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
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